Kapitel 1

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Shinichis POV:

Es schien ein Tag wie jeder andere zu sein. Die Sonne stand hoch am Himmel und es war weder sonderlich warm noch kalt. Die Menschen gingen wie auch an all den anderen Tagen ihren Einkäufen nach, manche genervt, manche hoch motiviert.

Und was tat ich hier? Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht. Eigentlich hatte ich noch etwas Kaffee kaufen wollen, hatte mich dann aber aus irgendeinem Grund dazu entschieden, auch nach besagtem Einkauf noch weiter durch die Stadt zu ziehen. Es war, als würde mich mein Instinkt irgendwo hinführen, nur wusste ich nicht, wohin.

Mein Weg hatte mich in einen kleinen Park geleitet, welcher zu dieser Tageszeit vollkommen überlaufen war. Überall waren die Gespräche der umhergehenden Menschen zu vernehmen, welche das halbwegs schöne Wetter im Grünen genießen wollten. Ab und an war das Zwitschern der Vögel zu hören, die sich über die für sie zurückgelassenen Brotkrümmel freuten.

Etwas ziellos ging ich noch etwas weiter in den Park hinein, bis ich schließlich einige Meter vor einer Bank zum Stehen kam. Auf dieser Bank saß ein Junge, welcher etwa in meinem Alter sein musste. Die Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Baumkronen bis zu ihm herab suchten, brachten sein strubbeliges braunes Haar zum leuchten. Seine Augen waren auf eine Zeitschrift gerichtet, er schien mich nicht zu bemerken.

Ich hatte ihn schon einmal gesehen. Ran hatte damals gedacht, dass es sich bei ihm um mich handeln musste, als ich selbst noch als Conan Edogawa unterwegs war. Zu dieser Zeit hatte ich mir nichts dabei gedacht, hatte ihn für eine Art Doppelgänger gehalten.

Aber nun, wo ich ihn im Schein der Sonne vor mir sitzen sah, wurde mir klar, dass dies bei weitem nicht die einzige Begegnung zwischen ihm und mir gewesen war.


Kaitos POV:

Ich las gerade einen interessanten Artikel über einen berühmten Edelstein, der bald ausgestellt werden sollte. Diese Chance konnte sich Kaito KID natürlich nicht entgehen lassen, es war fast so, als sollte ich dieses Juwel in meinen Besitz bringen.

Doch gerade als ich die nächste Seite aufschlagen wollte, stellte sich mir jemand plötzlich in die Sonne. Etwas missmutig blickte ich auf. Sah man denn nicht, dass ich beschäftigt war?

Als ich jedoch die vor mir stehende Person erblickte, gefror mir das Blut in den Adern. Vor mir stand niemand Geringeres als der berühmte Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo; mein werter Rivale. Ich schluckte schwer und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Was um alles in der Welt machte er hier?

Ich räusperte mich, als er keine Anstalten machte, sich fortzubewegen. Hatte er mich etwa schon jetzt durchschaut?

„Brauchst du irgendwas?", fragte ich möglichst höflich. Ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei dieser Sache. So einfach würde ich ihn wahrscheinlich nicht loswerden.

„Du bist es", meinte Angesprochener allerdings nur und sah mir dabei fest in die Augen. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich musste es irgendwie schaffen, von ihm wegzukommen, sonst würde meine Identität nicht mehr lange geheim bleiben.

„Wovon sprichst du?" Ich tat mein Bestes, ein unwissendes Lächeln aufzusetzen, doch ich spürte, dass er es mir nicht im Geringsten abkaufte. Was sollte ich tun? Einfach wegrennen? Nein, das würde mich nur noch verdächtiger wirken lassen.

„Du bist Kaito KID", stellte Shinichi fest, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Hatte er etwa nach mir gesucht? Meine wahre Identität einfach so herausgefunden? Oder war es doch nur eine zufällige Begegnung?

Vorsichtig schlug ich die Zeitschrift zu, welche ich bis eben gelesen hatte, und legte sie neben mich auf die Bank. Sollte ich das Spiel etwas spannender gestalten?

Ich erhob mich langsam, nicht zu hastig. Etwas näher trat ich an ihn heran und legte meine Hand  mit einem leichten Druck auf seiner Schulter ab. 

„Und was wäre, wenn ich es bin?", fragte ich leise in sein Ohr, ich spürte, wie er leicht zusammenzuckte. „Würdest du mich dann verhaften?"

Ich trat wieder einen Schritt zurück und löste meine Hand, beobachtete seine Reaktion. Wir befanden uns immer noch mitten in der Stadt, wenn er mich hier enttarnen und verhaften würde, würde es auf jeden Fall eine Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Der Detektiv schien erst in diesem Moment zu realisieren, in was für einer Situation er sich befand. Vor ihm stand ein gesuchter Dieb, ohne Möglichkeit auf eine Flucht. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert, eine solche Gelegenheit würde sich wahrscheinlich nicht noch einmal darbieten. Was würde er also tun?

Er schien innerlich mit sich zu kämpfen. Allem Anschein nach zog er es einerseits wirklich in Erwägung, mich vor Ort festzunehmen, zum anderen schien er mich aber auch bei einem meiner Diebstähle bei frischer Tat ertappen zu wollen. Wie ich ihn kannte, wollte er den großartigen Phantomdieb auf faire Art und Weise fangen, und doch konnte er es nicht mit sich vereinbaren, mich in diesem Moment einfach gehen zu lassen.

Ich schmunzelte. Jeder andere hätte mich auffliegen lassen. Er war eine der Personen, welche ein ganz eigenes Gefühl der Gerechtigkeit besaßen. Dies war einer der Gründe, weswegen ich ihn als meinen Rivalen so sehr schätzte.

Kurzerhand ergriff ich sein Handgelenk, woraufhin mich mein Gegenüber verwirrt ansah. Ich grinste. „Komm, lass uns was Essen gehen."

Geschätzte ZweisamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt