Kapitel 8

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Shinichis POV:

Leise schloss ich die Tür zu meinem Anwesen auf. Mittlerweile war es Abend geworden, die Sonne verschwand langsam hinter den Häusern Tokios und tauchte die Straßen in ein goldenes Licht.

Nachdem die Polizei eingetroffen war, hatte ich den Einsatzkräften die Situation noch einmal genauer erklärt, dabei jedoch Kaitos Teilnahme am Fall absichtlich nicht erwähnt. Er hatte sich währenddessen irgendwo im Hotel versteckt und es war mir lieber so. Ich wollte nicht, dass er unnötige Aufmerksamkeit auf sich zog.

Erst durch ihn war mir bewusst geworden, weshalb wir den Täter nie hatten ausfindig machen können. Dass es sich bei dem Mann, der sich ebenfalls in dem Hotel befunden hatte, um den Täter handelte, hätte ich selbst nicht bemerkt. Der Dieb hatte ein wirklich gutes Auge für solcherlei Dinge.

Und durch die Zusammenarbeit mit dem eigentlichen Polizisten Miyama hatte der Täter es immer rechtzeitig schaffen können, jegliche seiner Spuren zu verwischen. Zudem konnte er durch die Veränderung seines Gesichtes etwas freier agieren, ohne, dass wir ihn erkannt hatten.

Doch dass er eine OP auf sich genommen hatte, nur um diese Morde unerkannt begehen zu können... Ich würde ihn noch einmal genauer fragen müssen, was seine Beweggründe für eine solche Tat waren. Wurde er letztlich von Takashi Miyama bedroht?

Nun, dies würde warten müssen, bis beide wieder zu sich kamen und auf meine Fragen antworten könnten. Sie befanden sich zurzeit unter Aufsicht im Krankenhaus, der Täter schien aber außer Lebensgefahr zu sein. Miyama hatte sich bei dem Sturz ein Bein gebrochen und obwohl er bewusstlos war, war ihm nichts weiteres zugestoßen. An diesem Tag hatte keine weitere Person ihr Leben lassen müssen.

Müde betrat ich nun das Gebäude, das ich als mein Zuhause bezeichnen durfte. Ich zog meine Schuhe aus und ging ohne Umwege ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fallen ließ. Mein Bein, welches etwas notdürftig verarztet wurde, schmerzte bei jeder Bewegung ein bisschen und ich war froh, es nun etwas entlasten zu können. Doch dieser Schmerz war es Wert gewesen, Kaito wäre Miyama sonst in die Tiefe gefolgt und hätte sich weitaus Schlimmeres zuziehen können.

Wenn er nicht gewesen wäre, wie wäre das Ganze dann ausgegangen? Ich hatte nicht verhindern können, dass ein Mann vor meinen Augen beinahe getötet worden wäre und ich war mir sicher, dass der eigentliche Polizist auch mich ohne zu zögern umgebracht hätte.

Ich verdankte Kaito mein Leben.

Ich seufzte. Eigentlich hatte ich mit dem Dieb noch sprechen wollen, doch hatte ich ihn nicht mehr finden können, nachdem ich der Polizei alles geschildert hatte. Nun, vermutlich hatte er an diesem Tag schon genug erlebt, er schien es nicht gerne zu sehen, wenn jemand verletzt wurde.

Gleichzeitig jedoch machte ich mir Sorgen, er hatte sich merkwürdig verhalten. Nie hatte ich einen solchen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, wie diesen, als er Miyama zu Boden geworfen hatte. Er wirkte verzweifelt, wütend... traurig. Etwa weil er dachte, ich würde mich nicht mehr unter den Lebenden befinden?

Es gab einiges, dass ich gerne über ihn wissen wollte. Je häufiger ich mit ihm interagierte, desto bewusster wurde mir, wie wenig ich über Kaito eigentlich wusste. Seine Münze besaß ich noch immer, auch wenn sie nun etwas verbogen war. Sie hatte mich vor dem Stich mit der Spritze geschützt, sonst sähe das Ganze nun wahrscheinlich etwas anders aus.

Wie sollte es nun weitergehen? Würde alles wieder normal werden? Immerhin war der Fall nun mehr oder weniger gelöst. Und das war schließlich der Grund, weshalb der Dieb mir seine Nummer überhaupt gegeben hatte.

Ein schweres Gefühl machte sich in mir breit. Ich... ich wollte nicht, dass es nun wieder wie früher werden würde. Nicht, dass ich unsere Aufeinandertreffen des nachts nicht schätze, im Gegenteil. Aber ich hatte mich an die Person gewöhnt, die hinter dem Phantomdieb zu stecken schien. Ich wollte ihn nicht so einfach wieder gehen lassen.

Geschätzte ZweisamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt