46.

1.4K 62 20
                                    

"Ich werde später direkt einen neuen Rahmen kaufen gehen für das Bild, es tut mir leid Bella. Das alles war keine Absicht, ich habe gerade einen Anruf von meinem Berater bekommen und-" Marcos Hand kam meinem Hintern urplötzlich gefährlich nahe, während er mich tröstete und mir über meinen Rücken streichelte. Er stoppte abrupt und zog seine Augenbrauen zusammen: "Guck mal, da ist irgendetwas in deiner hinteren Hosentasche." Er lachte, während ich regelrecht zu schwitzen und auch zu beten begann. Bitte hole ihn nicht heraus, bitte hole ihn nicht heraus, wiederholte ich mich in meinem Kopf und sah schon vor meinem inneren Auge, wie er den Test aus meiner Hosentasche fischte. Natürlich tat Marco dies nicht nur vor meinem inneren Auge und betrachtete den Test mittlerweile akribisch. Ich kaute nervös auf meinen Fingernägeln herum. Man, so hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Viel schlimmer, wie lange brauchte der Kerl um das Wort schwanger auf diesem Stäbchen zu interpretieren. Manchmal war Marco wirklich so richtig blond. Plötzlich wanderte sein Blick zu mir. Seine Augen wurden riesig und seine Kinnlade klappte herunter. Tränen bildeten sich in seinen Augen: "Ist das - ist der- ich meine bist du- sind wir-" stammelte er drauf los. Ich nahm ihm den Test ab, setzte mein bestes Lächeln auf und hielt ihm das Ergebnis unter die Nase: "Marco, ich bin schwanger!" grinste ich aufgeregt. Marco fuhr sich durch sein Gesicht, bevor er mich plötzlich vor Euphorie ganz eng an sich drückte und mich ein Mal kurz durch die Luft wirbelte. Sein Herz schlug noch mal um einiges schneller als meins vorhin. Daraufhin drückte er mit seinem Zeigefinger mein Kinn zu ihm hoch: "Wow, ich fasse es nicht! Das ist wunderbar!" freute er sich. Der Ärger von eben war wie weggeblasen. Er schaute tief in meine Augen und ich sah darin seit Jahren mal wieder nichts anderes außer Glück und Freude. Ich begann von einem Ohr zum anderen zu Strahlen. Wir legten unsere Lippen aufeinander und küssten uns innig.
Als die erste Euphorie jedoch verflogen war, saßen wir beide an unserer Küchentheke und grübelten: "Wir müssen unbedingt vor den Feiertagen einen Termin beim Gynäkologen bekommen." sagte Marco. Ich nickte: "Du hast recht. Ich will schnell wissen ob bis jetzt alles in Ordnung ist." den letzten Satz wisperte ich eher. Damals hatte ich mir richtige Gedanken darüber gemacht, als ich Marco endlich von unserer ersten Schwangerschaft konnte, aber es war schon zu spät. Jetzt konnte ich gar nicht so schnell reagieren. Trotzdem, er hatte sich so gefreut und war plötzlich total hibbelig. Er konnte kaum still sitzen. War das nun also eigentlich unser erstes Kind oder schon das Zweite? Ich fühlte mich schlecht, wollte nicht, dass unser Sternenkind in Vergessenheit geriet. "Was meinst du damit? Hast du Angst, es könnte wieder etwas schief gehen?" er warf mir einen unsicheren Blick zu. Ich presste meine Lippen aufeinander und nickte: "Ich traue mich gar nicht so richtig, mich zu freuen. Ich habe Angst, dass-" Marco lies mich nicht weiter sprechen: "Wenn du dir solche Sorgen machst, dann rufe ich erst recht sofort in der Klinik an, damit du dich endlich richtig freuen kannst!" sofort rutschte er von seinem Barstuhl herunter und drückte mir einen Kuss auf die Stirn: "Marco, ich kann auch selbst-" begann ich wieder. "Nein, das mache ich schon, ruhe dich bloß aus." grinste er. Ich schaute verwundert hinter ihm her während er zu seinem Smartphone humpelte. Wenn das jetzt schon so anfing, dann konnten die nächsten Monate ja heiter werden. Ich musste in mich hinein lächeln.
Kurze Zeit späte wackelte Marco mit seinem Smartphone vor meiner Nase herum: "Wir haben direkt heute mittag einen Termin bekommen.","Weil du lieb gefragt hast oder weil wir Reus heißen?" fragte ich und hob eine Augenbraue. Marco zuckte mit seinen Achseln: "Beides vielleicht, aber ist mir auch egal." Ich saß immer noch auf dem Barhocker und war somit endlich mal auf einer Augenhöhe - größentechnisch - mit meinem Ehemann. Er stellte sich nah an mich heran und legte seine Arme um meine Hüfte. Seine rechte Hand fuhr derweil ganz sanft über meinen Bauch. "Marco, da wirst du noch nichts spüren." kicherte ich. Sein Blick wanderte zu mir. Er biss sich auf seine Unterlippe und grinste: "Und? Das ist mir vollkommen egal. Stell dir mal vor, da ist unser Kind drinnen. Ich kann es wirklich kaum fassen. Unser eigenes Fleisch und Blut. Dieses Gefühl ist schöner als ein WM und EM Gewinn gleichzeitig!" Ich drückte meine Lippen auf seine und strahlte ihn an nachdem ich mich kurz löste: "Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass du dich so freust." wisperte ich leise. In meinen Augen bildeten sich umgehend Tränen. Huch, seit wann war ich denn so schnell emotional? Ich merkte immer mehr und mehr Anzeichen einer Schwangerschaft, so als wäre diese Nachricht vollkommen bei mir und meinen Synapsen angekommen. "Natürlich freue ich mich. Ich könnte Bäume ausreißen gehen vor Freude." strahlte er. Seine Augen funkelten förmlich. Ganz kurz hatte ich Angst, dass er wirklich vor hatte Bäume ausreißen zu gehen. "Ich freue mich auch." erwiderte ich mit einem zarten Lächeln auf den Lippen.
"Ich denke, sie sind gerade an der sechs Wochen Marke vorbei, Glückwunsch Frau Reus." grinste mein Gynäkologe wenig später in der Klinik. "Es freut mich umso mehr, dass es direkt nach der Operation geklappt hat. Es sieht alles gut aus." lächelte er. Ich starrte auf den Mutterpass in meiner Hand und war baff. War ich ab jetzt eine Mutter? Marco war währenddessen hypnotisiert von dem kleinen Monitor, auf dem man einen noch kleineren Embryo in der sogenannten Fruchthöhle erkennen konnte. Ich lächelte als ich dieses Bild sah. Er saß neben mir auf einem Stuhl und umschloss fest meine linken Hand mit beiden seiner Hände. Kurz nachdem wir aus der Klinik heraus liefen griff Marco, der durch die Schiene an seinem Bein etwas langsam zu Fuß war nach meiner Hand. "Ich würde es am liebsten allen erzählen, die uns über den Weg laufen." gab er zu, als wir die Innenstadt anpeilten. "Ann-Kathrin weiß es schon, sie hat heute morgen auf einen Test bestanden." gab ich zu, als wir den Churros-Stand au dem Weihnachtsmarkt kreuzten. Meine Augen wurden riesig, während mein Magen gleichzeitig anfing zu knurren. Keine Sekunde später lief Marco los und besorgte mir welche: "Alles für die Mutter meines Kindes." er zwinkerte mir frech zu. "Nicht so laut!" ermahnte ich ihn lachend. "Wenn Ann es weiß, weiß Mario es auch." bemerkte Marco ein paar Schritte weiter. Ich nickte: "Aber die sollen auch erstmal die einzigen bleiben." bestimmte ich, als Marco an einem Babyladen halt machte. "Schade, bist du dir sicher? Mir kam da gerade so eine schöne Idee. Wir könnten diese süßen kleinen Bodies kaufen auf denen Little Reus steht, sie verpacken und unseren Familien zu Weihnachten schenken." verträumt schaute Marco durch die Schaufenster Geschäfts. Ich zog meine Augenbrauen hoch und lockte ihn von dem kleinen Babyladen weg, auch wenn ich diesen Gedanken zum dahin schmelzen fand. Little Reus, das war bis jetzt mit Abstand das süßeste, dass jemals über seine Lippen kam. "Besser nicht. Wir wissen beide was alles passieren könnte. Man sagt, dass man es keinem vor der 12 Wochen Marke sagen soll. Vielleicht sollten wir sogar ein bisschen lä-","Bella!" unterbrach mein Ehemann mich energisch. Erschrocken blieb ich stehen und musterte ihn. "Du hast den Arzt gehört, es sieht alles gut aus und wegen der Fehlgeburt wirst du ohnehin engmaschiger überwacht. Ich warte vielleicht noch 6 Wochen wenn du möchtest, aber definitiv keinen Tag länger! Die Idee mit den Bodies halten wir fest - ich mache das, wirklich!" bestimmte Marco nun eifrig. Ich gab mich grinsend geschlagen und verschränkte unsere Finger wieder miteinander. "Genieße dieses Gefühl, anstatt an das schlimmste zu denken!" er schenkte mir ein warmes Lächeln. Ich nickte und schloss kurz meine Augen. Ich war wirklich schwanger und Marco freute sich ungemein - wer hätte das vor ein paar Monaten gedacht?

OptimistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt