24.

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Ich schreckte auf und Marco warf mir einen verwirrten Blick zu: "Mario" sagte er leise und zeigte auf das Display seines Smartphones - so als könnte dieser uns schon hören. Ich verdrehte meine Augen: "Ja dann geh schon dran! Vielleicht ist etwas mit den Kindern." bemerkte ich ungeduldig und hätte ihm am liebsten das Teil aus der Hand gerissen. "Ja ist ja gut" murmelte er genervt und drückte endlich auf den grünen Knopf. "Marco?" hörte man Mario am anderen Ende vorsichtig anfangen. Ne der dicke Tanzbär, hätte ich am liebsten geantwortet. Komm zum Punkt, Mensch. "Was gibt's?" fragte Marco gelassen, während ich neben ihm hellwach im Bett saß und am liebsten im Dreieck gesprungen wäre. Das ging mir alles zu langsam. "Tut mir leid" sagte Mario ganz leise und fing dann endlich an: "Ich soll von Ann-Kathrin fragen, warum Bella nicht ans Telefon geht." kam es zähneknirschend vom anderen Ende. Man, da hatte Ann wohl echt noch einen gut bei Mario, dass er extra Marco anrief nur weil heute mal nicht mein Smartphone neben mir lag. Warum wollte sie überhaupt mit mir sprechen? "Bro, vielleicht weil sie gerade besseres zutun hat?" fragte Marco entsetzt und schüttelte grinsend den Kopf. "Ich habe dir gesagt, dass das keine gute Idee ist!" hörte man Mario leise mit Ann-Kathrin schimpfen. "Marco, ist Bella noch wach?" hörte man sie plötzlich, nachdem anscheinend ein kleines Gerangel um Marios Smartphone im Hintergrund stattfand. Ich schüttelte den Kopf, als Marco mir einen fragenden Blick zu warf. "Ja klar, ich gebe sie dir." strahlte er plötzlich. Ich hielt schockiert inne und warf ihm einen Todesblick zu. Dennoch wusste ich, er meinte es nur gut. "Was gibt's?" äffte ich also meinen Ehemann nach, der schmunzelnd den Raum verließ. Auch bei Ann im Hintergrund hörte man, wie eine Tür ins Schloss fiel. "Ich wollte mich entschuldigen." sagte sie leise: "Es war falsch sauer auf dich zu sein wegen etwas wofür du gar nichts kannst oder nur, weil du etwas anders handhabst, als ich es tue." gab sie zu. Ich musste lächeln: "Ist schon in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich so zickig zu dir war." sagte ich ehrlich. Ann-Kathrin atmete erleichtert auf: "Wirklich? Ich fände es nämlich total doof wenn du operiert wirst und zwischen uns böses Blut herrscht. Das macht man nicht. Elena fand das alles auch total dumm von mir, als ich es ihr erzählt habe." faselte sie vor sich her. Ich musste grinsen: "Ich bin nur nicht böse, wenn wir das Wochenende in Düsseldorf nachholen." scherzte ich. "Natürlich. Keine Party ohne dich. Dann musst du aber noch etwas warten, mit dem Schwanger werden. So einen Monat." lachte sie. "Ich glaube das muss ich nach der OP sowieso." Wir beide lachten erleichtert zusammen. Ich fand es schön, dass sie auf mich zukam. Das hätte ich nicht erwartet und sie hatte recht - so ein Streit ist unnötig. Wir schwatzten noch ein wenig, als Marco plötzlich in den Raum platzte: "Kann ich jetzt schlafen?" fragte er grinsend und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Du Ann-","Habe schon gehört, Mario kam auch gerade rein. Wir sehen uns!" unterbrach sie mich. Dann Tutete es am anderen Ende. Ich reichte Marco sein Smartphone. Er schmiss es auf seinen Nachttisch zurück und kletterte dann über mich, um sich mit seinem Brustkorb auf meinem fallen zu lassen. "Das war ein Weiberstreit wie er im Buche steht." grinste mich mein Ehemann an. Ich musste lachen: "Ja und? Umso schneller ist er aus dem Weg geräumt." sagte ich zufrieden. "Du bist die einzige Freundin, der sie tatsächlich hinterher rennt." bemerkte er dann und küsste mich zufrieden. "Wie meinst du das?" fragte ich irritiert, als er sich von mir erhob und sich auf seine Seite des Bettes verkrümmelte. "Naja, Scarlett zum Beispiel ist sie nie hinterher gerannt, aber die hatten auch öfter Streit als ihr." schmatzte er müde und drehte sich von mir weg. Kurze Zeit später war er tatsächlich schon eingeschlafen, während ich perplex auf meinem Kissen lag und mir den Kopf darüber zerbrach, wie er nach über vier Jahren Beziehung und Ehe wieder auf seine Exfreundin von damals zu sprechen kam.
Montag war dann mein letzter Arbeitstag vor dem Eingriff. Schon unmittelbar nach dem Eingang ins Gebäude wurde ich von meinem Vater abgefangen: "Warum bit du ab morgen für die nächste Woche krank geschrieben?" fragte er mich direkt und unverblümt. Ich rümpfte perplex meine Nase: "Guten Morgen Papa, ich finde es auch schön dich zu sehen!" begrüßte ich ihn erst mal, in der Hoffnung es würde ihn ablenken. Falsch gedacht. Mein Vater folgte mir in den Aufenthaltsraum, in den ich meine Taschen stellte. Gleich sollte das Training beginnen und er hatte keine anderen Probleme als mich auszuquetschen. "Können wir das nach dem Training besprechen?" fragte ich ein wenig gestresst. Ich war ohnehin schon viel zu spät und wunderte mich, warum mein Vater nicht schon lange auf dem Platz stand und seinem Part zum Training beitrug. Als ich den Aufenthaltsraum verlassen wollte, griff er nach meinem Handgelenk und schloss die Tür wieder: "Bella hier steht etwas von Operation. Du bist mein einziges Kind. Wir machen uns sorgen." redete er auf mich ein. "Das ist aber zu komplex um es jetzt zu besprechen, Papa. Vertrau mir!" bat ich ihn und warf ihm einen warnenden Blick zu. Es war einer der Tage, an denen ich mich wieder fragte, ob nicht ein Vereinswechsel meinerseits gesünder für meine Beziehung und Familie war. Manchmal trugen wir in diesen Räumen hier einfach zu viel privates aus und ich hatte Angst, dass mir das irgendwann in die Haken lief. Das kam doch ganz schrecklich für Außenstehende herüber. Vielleicht sollte ich mich da so langsam drum kümmern, schließlich war ich nur während meines Bachelors an den BVB gebunden. Die Frage war bloß, wollte ich wirklich hier weg? Eigentlich nicht. Es schien aber manchmal ein besserer Weg zu sein, als der momentane. Egal, das musste kurz warten. Endlich ließ mein Vater mich aus dem Raum und ich sprintete schon fast in Richtung Trainingsplätze. Das Training hatte zum Glück noch nicht angefangen. "Mensch Bella, immer ruhig mit den jungen Pferden." grinste Nobby, der heute das Training für das Internet kommentierte, frech. Ich schüttelte meinen Kopf und zwinkerte ihm grinsend zu, bevor das Training schneller begann als es mir lieb war.

OptimistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt