Kapitel 9

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Lloyd

,,Lloyd?...Lloyd!"

Ich zuckte zusammen und wurde somit aus meinem tiefen Traumlosen Schlaf gerissen. Als ich meine Augen geöffnet hatte, war das Gesicht meines Onkels das erste, was ich sah.

,,Wie lange habe ich geschlafen?" ,fragte ich ihn gähnend und rieb mir dabei die Augen.

,,Fast die ganze Fahrt.", antwortete er daraufhin, als er schon die Tür des Autos geöffnet hatte.

,,Los, komm schon.", sagte er noch zu mir, bevor er die Tür zuschlug.

Ich hingegen ließ mir noch etwas Zeit bevor ich ausstieg. Ich streckte mich ausgiebig und atmete einmal tief durch.

Ich konnte immer noch nicht ganz realisieren, dass ich nach all den Jahren wieder zurückgekehrt war.

Es fühlte sich so an, als wäre es erst gestern gewesen. Der Tag an dem sich mein Leben auf einen Schlag für immer geändert hatte. Wo ich von einen auf den anderen Tag meiner Gewohnten Umgebung entrissen wurde. Den Ort meiner Kindheit. Dies war nun zehn Jahre her.

Ich öffnete die Tür und stieg nach draußen. Es war ziemlich warm draußen, was mich bei dieser Jahreszeit aber auch nicht wirklich wunderte. Ein lauwarmer Wind fegte mir ins Gesicht und zierte meine Harre. Immerhin etwas, was die Hitze erträglicher machte.

Mein Blick fiel auf unser altes Haus, was man als reinstes Déjà-vu bezeichnen konnte. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Es war wirklich seltsam wieder hier zu sein.

Mein Onkel, der bereits ein Stück vorgelaufen war, hatte sich wieder zu mir umgedreht und musterte mich ganz genau. Er schien meinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, da seine Miene weicher wurde und er mir einen verständnisvollen Blick zuwarf.

,,Mach dir keine Sorgen, Lloyd. Du weißt doch wie lange die Renovierungsarbeiten gedauert haben. Du wirst kaum noch was wieder erkennen."

Ich nickte einfach nur als Antwort. Ob er recht hatte? Ich war mir da nicht wirklich sicher.

,,Worauf wartest du dann noch? Komm her und sieh es dir an", lachte er, während er die Tür aufschloss.

Zögerlich schritt ich auf das Haus zu. Um ehrlich zu sein, war mir weglaufen um einiges lieber. Doch es half ja nichts.

Doch Onkel Wu hatte recht. Als ich das erste mal einen Blick reinwarf, konnte ich nicht das Haus sehen, wo ich die ersten sieben Jahre meines Lebens verbracht hatte. Dennoch war das bedrückte und schwere Gefühl geblieben. Die Atmosphäre konnte man leider nicht mit einer neuen Wandfarbe oder neuen Möbeln verschwinden lassen.

,,Und?, was meinst du?", fragte mich Onkel Wu, dessen Blick die ganze Zeit auf mir geruht hatte.

,,Du hast recht...nichts wieder zu erkennen", antwortete ich ihm, vielleicht etwas zu kurz angebunden, doch eigentlich war es ja die Wahrheit.

Dies quittierte er mit einem seufzen.

,,Ich weiß, dass das alles andere als leicht für dich ist..."

,,Onkel...ist schon-", setzte ich an, wurde jedoch von seiner Handbewegung unterbrochen.

,,Und ich habe auch vollstes Verständnis dafür, das dir die Situation alles andere als gefällt..."

Er kannte mich einfach zu gut...

,,Dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als es einfach hinzunehmen und das beste daraus zu machen...Wir werden das schon irgendwie hinbekommen. Und du weißt, das du immer zu mir kommen kannst, wenn was ist oder du Hilfe brauchst."

,,Ja, ich weiß...danke."

,,Gut...na dann hör auf so ein Gesicht zu machen und seh dir endlich dein Zimmer an", lachte er, als er auch schon wieder nach draußen ging und mich somit allein im Haus zurückließ.

Ein leichtes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich mochte meinen Onkel. Schon immer hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.

Seit dem Vorfall vor zehn Jahren lebte ich bei ihm. Damals war ich mehr als dankbar gewesen, das mein Onkel einige Stunden entfern von hier gewohnt hatte. So konnte ich diesem Ort einfach entfliehen...ich hatte mir geschworen niemals wieder einen Fuß in dieses Haus zu setzten. Doch als mein Onkel in unserer alten Heimat seinen Job verlor, wurde meinem Vorhaben ein Riesen Strich durch die Rechnung gemacht.

Zum Glück hatte er recht schnell ein gutes Jobangebot an einer Schule als Lehrer bekommen, zu der Schule werde auch ich in zwei Wochen gehen. Doch natürlich hatte die ganze Sache einen Haken...tja und das war er...

Ich setzte meinen Fuß auf die Treppe, die mich nach oben führte. Ohne es kontrollieren zu können, fing mein Herz an zu rasen und ich hatte Schwierigkeiten Luft zu holen. Was schlechte Erinnerungen so alles anrichten können...

Wenn mein früheres ich nur gewusst hatte was ihm noch blühen würde, als es tausende Male ohne bedenken diese Treppe hochgegangen war...

Als ich oben angekommen war, fiel mein Blick direkt auf die erste Tür, rechts. Mein altes Kinderzimmer.

Einige Zeit lang starte ich die Tür einfach nur stumm an. Wer hätte gedacht, dass es mir mal so schwerfallen würde eine Tür zu öffnen.

Sie sah nicht mehr aus wie früher. Anstatt eine Holztür vor mir zu haben, fand ich eine weiße vor. Mich tröstete der Gedanke, das es nicht die selbe Tür war. Komm schon Lloyd...du musst nur die Türklinke runterdrücken...

Letztendlich hatte ich es dann doch geschafft mich zu überwinden. Langsam drückte ich die Türklinke runter und öffnete die Tür.

Bis auf ein Bett stand der komplette Raum leer. Der Geruch von frischem Holz kam mir in die Nase. Der vertraute Geruch von damals war scheinbar mit der Renovierung verweht worden.

Erleichtert atmete ich aus. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir das ganze tausendmal schlimmer vorgestellt. Doch anscheinend hatte mein Onkel recht gehabt...bis auf eine paar Dinge war das Haus von damals nicht mehr wieder zu erkennen.

Ich sah mir noch die restlichen Räume am, die nicht wirklich spektakulärer waren und beschloss dann wieder nach unten ins Wohnzimmer zu gehen.

Dort fand ich meinen Onkel vor, der gerade dabei war sich eine Tasse Tee einzuschenken. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und nahm mir ebenfalls eine.

,.Alles gut soweit?", fragte er mich als erstes.

,,Ja, alles in Ordnung", antwortet ich ihm ehrlich, woraufhin er lächelte.

Wir unterhielten uns noch etwas, bis wir beide den Tee ausgetrunken hatten und uns vom Tisch erhoben.

,,Und was jetzt?", fragte ich ihn und lies mein Blick durch den Raum schweifen.

,,Die letzten Möbel müssten in ein bis zwei Stunden ankommen...wieso gehst du nicht währenddessen mal zu den Nachbarn und stellst dich vor? Die scheinen auch erst vor kurzem hierhergezogen zu sein...Ich habe gehört, das sie einen Sohn in deinem Alter haben. Das wäre doch die ideale Gelegenheit neue Leute kennenzulernen."

Einen Sohn in meinem Alter?

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.

,,Meinetwegen...warum eigentlich nicht."

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