Ein Tag wie jeder andere, oder?

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-Er nahm meine Hand und zog mich auf eine endlos weite Wiese voller Blumen. Wir rannten Hand in Hand so schnell wir konnten doch die Wiese nahm kein Ende. Ich blieb keuchend stehen und ließ mich ins Gras fallen. Er tat es mir gleich. Wir blickten in den strahlend blauen Himmel der mit einzelnen Wolken geschmückt war und lachten. Wir lagen gefühlte Stunden weiterhin so lachend im Gras als er plötzlich inne hielt und mich aus seinen dunklen Augen anschaute. „Was schaust du mich so an?", fragte ich verwundert. Er lächelte nur und ich merkte wie sich sein Gesicht meinem näherte. Ich wollte etwas sagen doch ich brachte kein Wort heraus als ich seinen Atem auf meinen Lippen spürte. Ich schloss meine Augen und die Zeit schien für einen Moment stehen zu bleiben als...-
„Vivienne, Schätzchen! Es ist ein wunderschöner Morgen und die Schule wartet!" Madeleine rauschte schwungvoll in meine Zimmer. Ohne ein Lebenszeichen von mir abzuwarten rieß sie mir die Decke vom Leib und öffnete die Fenster um die kalte Herbstlust hinein zu lassen. Schon nach wenigen Sekunden spürte ich den eiskalten Lufthauch und stöhnte: „Boah Madeleine muss das denn sein?!" „Anders kriege ich dich nicht aus den Federn", erwiderte sie lächelnd, wobei ihr Lachfältchen übers Gesicht tanzten. Ihr konnten man einfach nicht böse sein. Also quälte ich mich aus meinem Bett und schlürfte ins Bad. Nachdem ich mir die Zähne geputzt und die Haare gekämmt hatte, lief ich in mein Ankleidezimmer. Es wäre groß genug um eine Party darin zu feiern und ist mit jeweils 3 Klamotten und Schuhschränken ausgestattet. Nicht zu vergessen der Schrank für Accessoires und der Schminktisch in der Ecke. In der Mitte war ein kleines Sofa positioniert, wo ich meistens die dreckige Wäsche drauf warf, die irgendein Angestellter dann wegräumte, da ich zu faul war es selbst zu tun. Ich glaube wenn ich meine Angestellten nicht hätte wäre die Villa schon eine reinste Müllhalde. Manchmal ist es doch ganz gut reich zu sein. Ich schlüpfte aus meinem Pyjama und holte mir eine weiße Bluse und den dazugehörigen grün-rot karierten rock für meine Schuluniform aus dem Schrank. Mein Blick fiel auf meinen Körper im Spiegel. Hier und da hatte ich meine Problemzonen und ich war eher groß gewachsen. Mein hellbraunes Haar fiel mir über die Schultern und wellte sich leicht. Eine besondere Schönheit war ich nicht. Um nicht in Selbstmitleid zu versinken zog ich schnell meine Klamotten an, holte meine Schulsachen und ging nach unten. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass für ein Frühstück keine Zeit mehr war. Somit schnappte ich mir schnell Apfel und verließ mit einem „Tschüss Maddi!" das Haus. Konnte der wohlbekannte Albtraum beginnen.
Ich ging den kleinen asphaltierten Pfad, der von der Haustür, durch den Garten bis hin zu dem Goldenen Tor führte, das zu dem Zaun gehörte, der das komplette Grundstück einzäunt, hinunter. Ein Angestellter öffnete mir das Tor mit einem „Bitte, Madam" und ich sauste zur Bushaltestellte die zwei Häuserblöcke weiter lag. Normalerweise war ich immer die einzige, die an dieser Haltstelle einstieg, da niemand anderes in diesem reichen Viertel lebte, doch heute standen zwei andere Personen dort. Sie mussten von meiner Schule sein, da sie dieselbe Schuluniform wie ich trugen, aber ihre Gesichter kamen mir nicht bekannt vor. Es waren ein Mädchen und ein Junge und man konnte klar erkennen dass es sich um Geschwister handelte. Beide musterten mich neugierig aus ihren dunkelbrauen Augen und nickten mir kurz zu. Ich nickte zurück. Viel mehr konnte ich auch nicht tun da in diesem Moment der Bus um die Ecke sauste und quietschend vor uns anhielt. Seufzend stieg ich ein und ließ mich auf einen leeren Platz plumpsen. Konnte das Grauen beginnen...

Idiot oder MistkerlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt