Friends

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Oh mein Gott. Ist das zu fassen? Zayn Malik hat MIR seine Nummer gegeben! Und ich ihm  meine! Ich kann es immernoch nicht glauben… Das Schicksal scheint ja doch nicht so viel gegen mich zu haben. Wir wollen jetzt nichts hinaufbeschwören, Vivienne! Lächelnd schüttelte ich den Kopf und dachte an gestern. Er hatte mir die Nummer gestern Abend vor dem Tor meiner Villa gegeben. Ich wollte mich grade zum Gehen abwenden, als er rief: „Ah, bevor ich es vergesse!“, einen Zettel  und einen Stift aus den tiefen seiner Hosentasche herauskramte und mit krakeliger Schrift die Zahlenkombination auf diesen kritzelte. Ich begriff zuerst gar nicht, was er da tat, bis er mir einen weiteren Zettel reichte und mich auffordernd ansah. Etwas verwirrt blickte ich in sein verlegendes Gesicht, bis ich sah was er auf seinen Zettel geschrieben hatte. Schnell notierte ich meine Nummer, die ich zum Glück auswendig wusste (Gott, wäre das ein peinlicher Moment gewesen!) und reichte ihm mit roten Wangen das Stück Papier zurück. Dieses ließ er in der Jackentasche seiner schwarzen Lederjacke verschwinden und griff darauf nach meiner Hand. Ein leichter Stromschlag durchfuhr meinen Körper, als er meine Hand berührte, aber ich ließ mir nichts anmerken. Er lächelte, sodass man meinen könnte, ihm ginge es genauso, doch das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein. Langsam schob Zayn den Zettel mit seiner Nummer in meine Hand und umschloss diese mit beiden Händen, sodass meine Hand eine Faust bildete. Mein Herz raste und ich betete inständig, dass meine Hände nicht anfangen zu schwitzen. Das wäre noch peinlicher als das mit der Nummer! Natürlich fängst du immer in solchen Situationen an über so etwas Sinnloses nachzudenken!  Zayn blickte auf und fing meinen Blick auf, der nur ihm galt. Schließlich hob er eine Hand von meiner und streichelte sanft meine Wange. Wusste er eigentlich was er mir damit antat? Seine Augen folgten den Bewegungen seiner Hand und ich hielt die Luft an, in der Angst er könne aufhören, sobald ich mich bewege. Plötzlich kam er meinem Gesicht immer näher und ich wusste nicht wie mir geschah. Will er mich küssen? Soll ich? Du kennst diesen Typen doch gar nicht richtig. Egal. Doch bevor ich überhaupt meine Augen schloss, merkte ich, dass meine Lippen gar nicht sein Ziel waren. Sondern mein Ohr. Er ließ seine eine Hand von meiner Wange sinken, flüsterte „Ich ruf dich an“ in mein Ohr und ließ mit diesen Worten meine Hand los. Das warme Kribbeln in meinem Bauch verstummte schlagartig, als hätte man den Stecker gezogen und ich fühlte mich leer. Er zwinkerte mir zum Abschied und wendete sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen . Mit jedem Meter den er ging, wuchs die Leere in meinem Körper. Was das noch normal? Meine eine Hand war immer noch zu einer Faust geformt, doch langsam spürte ich den Zettel, den meine Finger umschlossen. Als mir bewusst wurde, was ich da eigentlich in der Hand hielt, kehrte etwas Wärme und Kribbeln zurück. Mit verträumten Lächeln schlenderte ich durch den Garten zur Villa, wo ich von einer besorgten  Maddie erwartet wurde. Wie ich es vermutet hatte, hatte sie immernoch nicht begriffen wie man eine SMS öffnet, geschweige denn verschickt. So konnte sie nicht wissen dass ich noch etwas unterwegs war, und war kurz davor die Polizei zu alamieren. Zum Glück hatte sie es nicht getan! Nach einem ellenlangen Vortrag über Verantwortung, Sorge und so weiter.. bla bla bla…ließ sie mich endlich in mein Zimmer verschwinden. Natürlich speicherte ich sofort Zayns Nummer in meinem Handy ein. Zuerst unter Zayn <3, doch als mir einfiel wie oft Leyla mein Handy durchsuchte, was mich sonst nie weiter störte, überlegte ich mir einen Decknamen. Ich wollte einfach nicht, dass sie es weiß. Wahrscheinlich aus Angst vor ihrer Reaktion. Sie könnte sauer, wütend oder eingeschnappt sein, weil ich es ihr nicht früher gesagt habe, und das wollte ich nicht. Wegen sowas, sollte diese Freundschaft nicht kaputt gehen.
Nach längerem Überlegen speicherte ich Zayn unter Helmut (fragt mich nicht wie ich auf diesen Namen kam!) ein, in der Hoffnung, Leyla würde bei so einem abtörnenden Namen nicht nachfragen.
Ein Gähnen überkam mich, worauf ich mich schnell bettfein (wie Maddie immer sagt) machte und in meine Decke kuschelte. Mit ein paar letzten Gedanken über den Abend, schlief ich schließlich ein.
Und jetzt sitze ich hier. Es ist Samstag und ich habe nichts Besseres zu tun, als auf meinem Bett zu sitzen und mein Handy wie hypnotisiert anzustarren. Ich weiß nicht wie lange ich das schon mache, aber sag nur so viel, dass mir mittlerweile beide Beine und ein Arm eingeschlafen sind, was mehr als unangenehm ist. Ich ruf dich an. Die Worte schallten durch meinen Kopf und ließen nicht mehr von mir ab. Was meinte er damit? Klar, dass er mich anrufen wird, aber wann? Heute? Morgen? Nächste Woche? Wird er überhaupt anrufen? Vielleicht hat er das nur gesagt um mich nicht zu versetzen. Aber wieso wollte er dann meine Nummer? Diese inneren Zweifel machten mich so fertig und unsicher, dass ich nicht weiß was ich machen soll. Sollte ich vielleicht anrufen? Schließlich hat er mir zuerst seine Nummer gegeben. Ich griff nach meinem iPhone und suchte in meiner Kontaktliste nach Helmut alias Zayn. Gerade als ich auf den Kontakt tippen wollte, stach mir Leylas Name, der sich direkt darunter befand, da ich keine Kontakte mit dem Buchstaben zwischen H und L hatte, ins Auge. Leyla kannte sich mir Jungs aus, da konnte ich sie sicher um Rat fragen. Und nachdem ich gestern so abgerauscht bin, wegen der Sache mit Ben, sollte ich eh nochmal mit ihr reden. Ohne weiter nachzudenken klickte ich auf das Anrufsymbol und legte das Handy an mein Ohr. Schon nach zwei Tuten hob sie ab.
„Halloooo?“, säuselte Leyla mit gespielt hoher Stimme. Sie wusste ganz genau, dass ich am Telefon war.
„Hey Leyla! Du…ich wollte mit dir nochmal über gestern reden…“
Kurzes Schweigen.
„Ich höre?“, meinte sie kurz angebunden. Oh mist, sie scheint echt noch etwas sauer zu sein.
„Es tut mir leid. Dass ich gestern einfach so abgehauen bin, aber es war mir einfach total peinlich. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, aber Ben war einfach so nett und hat mir so lieb geholfen, aber eigentlich will ich ja garnichts von ihm. Er ist ja schließlich dein Bruder und damit würde ich ja den Freundinnenkodex brechen. Ach Gott, aber es ist ja nichts passiert, er hat nur den Arm um mich gelegt und mehr nicht. Und da wird auch nicht mehr passieren! Ehrenwort!“ Ich redete immer schneller und schneller, doch als ich plötzlich nur reinstes Gelächter am anderen Ende der Leitung hörte verstummte ich.
„Leyla? Was ist los?“
Vor lauter Lachen konnte sie kaum Sprechen: „D-du glaubst hahahaha d-doch ni-icht wi-rklich hahahhaha, dass i-ich wegen so-howas sauer bi-in hahahaha.“
Ich begriff erst nicht was sie da eigentlich sagte, doch dann fiel ich mit in ihr Gelächter ein: „Oh ma-an hahahaha und i-ich d-dachte schon d-du wärst hahaha total e-eingeschnappt!“
Wir lachten bis uns die Bäuche weh taten, als wir plötzlich gleichzeitig verstummten und darauf wieder in Gelächter ausbrachen.
„Okay, jetzt mal ernsthaft! Wegen sowas bin ich doch nicht sauer. Ben macht sie an jede ran und dass ist ja nicht deine Schuld, da du ja eh nichts von ihm willst. Also mach dir keine Gedanken.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Los, frag sie wegen der Sache mit Zayn.
„Leyla…da ist noch was. Ich brauch deinen Rat!“
„Klar. Schieß los!“
„Also ich hab da wen kennengelernt…“ Weiter kam ich nicht, denn Leyla platze sofort dazwischen: „WEN? Wo? Wann? Erzähl mir jedes Detail!“ War klar das das kommt.
Natürlich erzählte ich ihr nicht von Zayn, obwohl dass ein günstiger Zeitpunkt gewesen wäre, sondern reihte ihre eine spontan erfundene Geschichte von irgendeinem Jungen namens Lucas, den ich auf der Straße getroffen hatte. Ich versuchte mich ziemlich an die Wahrheit von Zayn und mir zu halten, denn ich kann nicht sagen, dass es mir leicht fällt, sie anzulügen. Als ich endlich an dem Punkt mit der Nummer und dem eigentlichen Problem angelangt bin, meldet sich Leyla zu Wort: „Ganz klarer Fall! Du fängst an zu klammern und das können Jungs gar nicht haben! Wenn er sagt, dass ER dich anruft, wird er das auch tun, wenn ihm was an dir liegt und das glaube ich, nachdem was du mir erzählt hast. Du musst nur etwas Geduld haben. Aber was du auf keinen Fall machen darfst ist anrufen! Lass ihm seinen Freiraum sonst  fühlt er sich nur bedrängt.“
„Oh man, danke Leyla! Wärst du nicht gewesen hätte ich Za…ich meine Lucas angerufen. Dann wäre ich wahrscheinlich gleich unten durch gewesen.“
„Kein Problem Süße!Ich bin immer für dich da. Ich muss jetzt aber leider Schluss machen. Ich hab noch nichts für dieses blöde Geschichtsreferat am Montag gemacht, also sollte ich vielleicht mal laaaangsam anfangen.“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Okay, dann bis irgendwann! Hab dich lieb, Maus!“
„Ich dich auch!“
Ich legte auf. Leyla war so eine tolle Freundin. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen soll.
Aber hat so eine Freundin es verdient, angelogen zu werden?

Idiot oder MistkerlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt