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Das ganze Jahr über hatte sie diesem einen Wochenende entgegengefiebert

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Das ganze Jahr über hatte sie diesem einen Wochenende entgegengefiebert. Sie hatte jeden Tag gezählt und nun war es endlich soweit und sie wusste nicht einmal, wohin sie zuerst sehen sollte. Alles schien in der warmen Mittagssonne zu glitzern, als Aeli ihren Blick über die Menge, die sich einen Weg durch die vielen Stände, an denen es Essen und Getränke aus alles Welt gab, bahnte. Sie bestaunte die bunten Kleider, die alle trugen, und fühlte sich, als hätte sie die normale Welt verlassen und wäre in eine Parallelwelt eingetaucht, in der alles bunt und perfekt war.

„Aeli?" Die Stimme riss sie mit einer solchen Heftigkeit aus ihren Gedanken, dass Aeli blinzeln musste, bevor sie sich wieder daran erinnerte, warum sie eigentlich hier war. Oder besser: Wo sie war. Der junge Mann vor ihr, der ein Bandana um die Stirn trug, sah sie abwartend an.

„Was?", fragte Aeli und sie konnte schwören, dass Sen hinter ihr die Augen verdrehte und sich abwandte. Das würde sicherlich noch ein Nachspiel haben, denn Sen duldete keine Tagträume bei der Arbeit. Das war auch der eigentliche Grund, warum sie hier war. Nicht, um das Festival zu besuchen, sondern um zu arbeiten. Das nötige Geld, um sich ein Ticket zu kaufen, hätte sie nie gehabt. Aber als Sen, der Besitzer des Kräuterladens, in dem sie gerade ihre Ausbildung begonnen hatte, eröffnet hatte, dass sie einen Stand auf dem Festival haben würden, hatte sie ihre Chance gesehen und ergriffen. Nur war sie jetzt in einer noch mürrischeren Stimmung als sonst, weil sie dem Festival zwar näher gekommen war, es aber immer noch unglaublich weit entfernt schien.

Das Festival der Hexenwesen fand jedes Jahr zur selben Zeit wie das der Menschen statt und unterschied sich im Grunde nicht viel von dem der Menschen. Es lag sogar neben dem menschlichen und war durch Schutzzauber verborgen, sodass es nur die Hexenwesen finden konnten. Während es auf dem menschlichen Festival neben den zahlreichen Essensständen hauptsächlich Stände gab, an denen es allerlei Kram, den man eigentlich nicht brauchte, fand man hier noch einen Markt, auf dem man unterschiedliche magische Gegenstände erwerben konnte oder seine Gefühle von einer geübten roten Hexe lesen lassen konnte. Es gab auch einige grüne Magier, die verschiedene Kräuter anboten, die noch mehr Spaß garantieren würden, jedoch zählte Sens Stand nicht dazu. Er verkaufte nicht einmal Alkohol, sondern nur Tinkturen, die einen nicht so schnell müde oder hungrig machten. Ziemlich öde also, bei den Besuchern aber umso beliebter.

Nachdem Aeli dem mittlerweile ziemlich genervten Mann einen dunkellilafarbenen Trank, der seltsam blubberte und Müdigkeit für die nächsten Tage vorbeugen sollte, verkauft hatte, versuchte sie sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Doch das was leichter gesagt als getan. Vor allem neben Hailae, die neben ihr verkaufte. Sie war ein Jahr älter, großgewachsen und hatte wunderschönes hellbraunes Haar, das sie mit mehreren Goldspangen auf ihrem Kopf zu einem Knoten zusammengesteckt hatte. Aeli hingegen hatte ihre Haare, die sie mit einer billigen Haarfarbe bonbonrosa gefärbt hatte und ihr gerade so bis auf die Schultern reichten, nur notdürftig aus dem Gesicht gekämmt.

Gerade als sie sich einigermaßen in die eintönige Arbeit eingefunden hatte, trat ein großgewachsenes Mädchen an den Stand und Aeli blinzelte. Es war, als würde sie einen Geist sehen und sie brauchte einen Moment, um sie mit ihren kurzen Haaren wiederzuerkennen. Als Aeli sie zuletzt gesehen hatte, hatte sie noch langes Haar gehabt. Das Mädchen war stark geschminkt und trug ein gelbes Top, zusammen mit kurzen Shorts. In ihren Ohren hingen große goldene Kreolen und Aeli musste zugeben, dass sie mit den kurzen Haaren noch besser aussah als mit den langen.

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