Wenn der Tag erblindet und Wunder erstrahlen

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Es gab nicht viele Dinge, die ich mehr liebte als den Duft der klaren Abendluft nach einem Sommerregen

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Es gab nicht viele Dinge, die ich mehr liebte als den Duft der klaren Abendluft nach einem Sommerregen. Ganz bewusst atmete ich tief ein, etwas, was in den letzten Stunden so gut wie unmöglich gewesen war. Zwischen den aufgekratzten, aber leider ebenso verschwitzten Festivalbesuchern kam einem jede noch so abgestandene Luft gelegen.

Aus der Ferne drang der dumpf hallende Bass an mein Ohr und erinnerte mich an den wunderbaren Abend, den ich hier mit meinen Freunden verbracht hatte. Während die anderen noch Energie für drei weitere Bands zu haben schienen, sehnte ich mich nach der wohligen Wärme meines Schlafsackes.

Ich ging die ausgetrampelten Pfade zwischen den Zeltreihen entlang und beobachtete, wie der Himmel seine dunkle Bühne für die Sterne freigab. Das Meer aus Zelten hob sich wie eine schwarze Front vom Horizont ab, unser Zehn-Personen-Zelt in der letzten, von Bäumen gesäumten Reihe kaum zu übersehen.

Beinahe wohnte dem nahen Waldrand etwas Gruseliges inne mit seinen breit stämmigen Eichen, die ihre Äste wie spindeldürre Finger in den Nachthimmel reckten. Zwischen den Bäumen erglommen die ersten sanftgelben Lichter der Glühwürmchen. Wie winzige Elfen tanzten sie über dem Waldboden auf und ab. Zurück blieb die verzauberte Kulisse eines Märchens und ... eine Erscheinung, die ich mir nicht erklären konnte.

Dort, wo sich Wald und Wiese trafen, strahlte ein so helles Licht, dass ich versucht war, meine Augen zu schließen. Es war von solcher Intensität, als hätte sich all das Tageslicht in ihm vereint, um nun mit dem Mond um die Wette zu leuchten.

Stirnrunzelnd schloss ich die Augen, wollte meinem Körper jede Chance nehmen, mit meinen Sinnen zu spielen. Doch als ich sie wieder öffnete, schien das Licht nur noch kraftvoller zu leuchten.

Komm schon, komm her, schien es zu rufen. Wie das Glitzern tausender Edelsteine blitzte es mir entgegen und selbst mein Herz musste geblendet sein, anders konnte ich mir das warme Gefühl in meiner Brust nicht erklären, das mich selig lächeln ließ.

Schneller als mein gesunder Menschenverstand eingreifen konnte, stiefelte ich los. Das trockene Gras raschelte unter meinen Füßen, mein einziger Begleiter der sanfte Wind, der durch die Baumkronen strich und mich in seiner Melodie einhüllte.

Mit jedem Schritt veränderte sich das Licht, dehnte sich aus und pulsierte in den strahlendsten Gelbtönen.

Es lockte, verführte mich.

Äste knackten unter meinen Sohlen und fröstelnd schlang ich die Arme um mich, als der Wind auffrischte und Eulenrufe zu mir herüber trug. Als ich das nächste Mal den Blick hob, war ich mir sicher, meine Sinne spielten mir einen Streich. Es war, als würde das Licht eine Gestalt wie eine Aura umgeben, als wäre diese Person selbst seine Quelle.

Träumte ich etwa?

Unbewusst duckte ich mich tiefer in die Schatten der Bäume. Mein dunkles Shirt verschmolz mit der Dunkelheit, die Geräusche der Nacht verschluckten meinen lauten Atem. Einmal zuckte ich angstvoll zusammen, als sich über mir ein Vogel aus den Ästen erhob.

SommernachtsträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt