8. Die erzählende Höhle

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Ungläubig starrte Dalisha ihn an. Hatte er gerade..? Nein, das konnte nicht sein. Sie stand immer noch stumm vor dem alten Wesen, die zwei Krieger hielten sich im Hintergrund. Noch ein weiteres Mal ertönte ein verzerrtes "Verstehen mich?" aus der Richtung des Apparates.

Diesmal war sich Dalisha aber sicher, dass sie sich die Worte nicht eingebildet hatte. Vorsichtig antwortete sie.

"..Ja?"

Daraufhin schüttelte ihr Gegenüber den Kopf. "Wir nicht verstehen dein Sprache, nur du verstehen uns."

Also nickte sie. Zufrieden begab sich der Alte mit dem Apparat in der Hand wieder auf seinen Thron. Er seufzte kurz, dann fing er an zu erzählen: "Da wir nicht können verstehen dich, wir können nur Sachen erzählen, die du nicht antworten müssen. Aber du müssen irgendwie sagen uns: Sein du ein Ochahi?"

Die Gefragte hatte gerade versucht, den gesprochenen Text in ihrem Gehirn richtig zu formulieren, um ihn zu verstehen, und schreckte somit bei dieser Frage auf. Wie sollte sie antworten, wenn sie nicht wusste, was ein 'ochahi' war? Und überhaupt, sie konnte nur nicken oder den Kopf schütteln, nachfragen konnte sie nicht. Sie zuckte mit den Schultern, machte ein fragendes Gesicht und versuchte, verzweifelt auszusehen. Hilfesuchend schaute der Alte die zwei Krieger an und schien leise etwas zu flüstern. Als jedoch nicht wirklich eine Reaktion von ihnen kam, wandte er sich wieder nach vorne. Seine Augenfarbe vollführten einen Tanz aus Hellblau und Schwarz.

"Du kennen der gross Mann mit Magie?"

Schon wieder eine Frage, die Dalisha einfach nicht verstand. Hilflos stand sie da, saugte verzweifelt an ihrer Unterlippe und schaute angestrengt auf den Boden. Somit bemerkte sie nicht, wie sich das seltsame Trio vor ihr erhob und einen unscheinbaren Vorhang aus Blätterranken an der düsteren Wand beiseite schob. Sie wurde kurz darauf aufgefordert, ihnen zu folgen.

Hinter dem versteckten Eingang befand sich eine schmaler Tunnel. Er führte nach unten; festgeklopfte Erdhügel am Boden dienten als provisorische Treppenstufen. Die Wände waren dunkelbraun, doch Dalisha konnte nicht sagen, ob es Erde oder doch Stein war. Eigentlich wäre es stockdunkel gewesen, doch einer der Krieger hatte vorher noch schnell eine Fackel entzündet, mit dieser er jetzt den Gang ausleuchtete. Es wurde mit der Zeit immer kühler, je weiter sie hinab stiegen, und der Höhlentunnel schien endlos zu sein. Nach einiger Zeit jedoch schien sich der Gang zu erweitern. So lange, bis er in eine riesige Höhle überging. Ein seltsames Licht, das regelrecht aus den Wänden zu sprühen schien, erhellte das Schauspiel. Alles war mit einer andächtigen Stille und Magie erfüllt, und Dalisha spürte, dass dieser Ort nicht einfach ohne Bedeutung war. Durch das schimmernde Licht hindurch sah man an den Wänden dunklere Linien. Kreise, Spiralen, Punkte, die ineinander verflossen und der Höhle eine geheimnisvolle Atmosphäre verliehen. Die vier ziemlich unterschiedlichen Personen standen mitten im Zentrum und schienen auf etwas zu warten. Nach einiger Zeit trat der Alte vor, drehte sich um und begann wieder, durch das Mikrofon am Ende des Kabels zu sprechen.

"Vor fast vier Anuren kommen klug Mann zu uns." Die Stimmung in der Höhle veränderte sich. Das Licht wurde dunkler, dafür aber begannen die kunstvollen Linien langsam an zu leuchten, sich zu bewegen. Man sah ein schon fast kindlich gemaltes Zeichen an der Wand, ein Mann, wie es schien. "Er beibringen uns wie besser leben. Alle respektieren ihn und fragen Dinge. Er immer wissen Antwort. Doch dann kommen.. Wolcnorq."

Die Linien an der Wand, die bis jetzt durch einzelnes Aufleuchten von verschiedenen Zeichen das Gesagte des Alten mitverfolgt hatten, erloschen. Nun war es dunkel. Als hätte die Höhle alles verschluckt. Dalisha blickte panisch um sich. Sie fühlte die Anwesenheit ihrer Begleiter nicht mehr, fühlte sich verloren, allein. Ganz leicht sah sie ein rotes Schimmern in der Ferne. Vorsichtig, darauf bedacht, Schritt um Schritt aufzupassen, wo sie hin trat, ging sie darauf zu. Es wurde ihr langsam klar, dass es eine Ansammlung von Wandzeichen sein mussten, die dieses Licht ausstrahlten. Man konnte langsam ein Bild erkennen. In beissendem Rot sah man, wie der gezeichnete Mann in einer Art Nebel stand. Allerdings sah es so aus, als würde der Nebel die Person festhalten, mitziehen. Darum herum war tiefste Schwärze. Das rote Licht wurde immer greller, bis sich Dalisha die Augen zusammen kneifen musste. Ein heller Lichtblitz drang durch ihre geschlossenen Augenlider, dann wurde es wieder dunkel. 

LOST [Museums-Edition]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt