Familie und andere Vollkatastrophen

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POV Jack Clearwater


Ich schloss die Tür der Krankenstation hinter mir und atmete tief ein.
Eine halbe Stunde lang hatte Ella Lennox mir die Ohren voll gejammert. Dabei hatte sie lediglich eine kleine Schürfwunde davongetragen. Theoretisch kaum der Rede wert, aber Ella war nun mal keine Kämpferin und demnach nicht an Verletzungen gewöhnt. Hinzu kam das die Pythonwandlerin eine leidenschaftliche Dramaqueen zu sein schien.
Am liebsten wäre ich sofort wieder gegangen kaum, das ich dir Krankenstation betreten hatte, aber ich musste versuchen die Situation zu entschärfen.
Ich hoffte inständig, dass das Ganze kein Nachspiel für Tiago haben würde. Das wäre unglaublich Schade, den Jungen hatte ich wirklich lieb gewonnen.
Er war ein wichtiger Bestandteil der Schulgemeinschaft geworden. Die Blue Reef Highschool ohne ihn war wirklich schwer vorstellbar, darum hatte ich auch mein Bestes gegeben Lennox Junior zu besänftigen und dass, obwohl eigentlich gerade genug andere Dinge meine Aufmerksamkeit verlangten.

Damit meinte ich jetzt nicht das nahende Unwetter, denn so dringend die Sache mit Hurrikan auch war, es gab noch etwas, was mich mehr beschäftigte.

Mein Leben lang hatte ich meine Mutter respektiert und jetzt wusste plötzlich nicht mehr, was ich denken sollte.
Sie war mein Vorbild gewesen, meine Vertrauensperson. Dabei hatte sie mich die ganze Zeit so hintergangen?

Ich konnte es kaum fassen. Mit 26 Jahren musste ich erfahren, dass mir der Mensch, der den wichtigsten Platz in meinem Leben hätte einnehmen sollen, einfach vorenthalten wurde. Mit welchem Recht maßten sich Andere an, in meinem Namen, diese Entscheidung zu treffen?
Nochmal, sie oder meinetwegen auch David, hätten 26 Jahre Zeit gehabt mir die Wahrheit, wohlgemerkt von sich aus, zu erklären.
Fucking 26 Jahre!
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wütend, also so richtig.
Es war die Art von Wut, bei der das Blut schneller durch die Adern rauschte, einem ganz heiß wird, die Pulsschlagader anschwillt und man plötzlich nur noch rot sieht. Mein Gehirn hatte sich in Matsch verwandelt, klar denken war nur noch schwer vorstellbar.

Sicher, ich musste Verständnis haben, immer beide Seiten abwiegen. Aber ganz ehrlich? Ich war es leid, immer nur der liebe verständnisvolle Trottel vom Dienst zu sein. Warum glaubte alle Welt das sie auf mir rumtrampeln konnte?
Wütend schlug ich mit der flachen Hand gegen die Wand.

Was eine Scheiße!
Aus den Augenwinkeln sah ich wie Blue erschrocken einen Tür zu schlug, die sie eigentlich gerade erst geöffnet hatte. Langsam ließ ich mich an der Wand hinab, auf den Boden gleiten.
Gott, das war wirklich nicht meint Tag.

Ich wusste nicht genau, wie lange ich so, an dieser Wand im Korridor gesessen hatte. Erst als dieses pochende Gefühl langsam abebbte, kam mit ein weitere Gedanke.
Skyler musste auch davon wissen.
Ja, ich war ein Träumer. Ein ganz großer Fan von romantischen Komödien, am besten inklusive dem größten Kitsch, den man sich vorstellen konnte. Ich war auch ein Verfechter der Idee von Seelenverwandtschaft und glaubte an die Liebe auf den ersten Blick.

Aber nicht mal ich, war leichtgläubig genug um zu glauben das Skylers Auftauchen, gerade jetzt, ausgerechnet hier, an dieser Schule, trotz ihrer eigentlich Überqualifikation, ein Zufall war.
Das konnte doch nicht war sein.

Ich machte auf dem Absatz kehrt. Hatte sich die ganze Welt gegen mich verschworen?
Warum wusste jeder, grundsätzlich immer besser Bescheid, was eigentlich los war als ich. Bis diesem Punkt war ich davon ausgegangen Skyler einweihen zu müssen, aber nun....
Das eröffnete völlig neue Dimensionen.
Aufgekratzt betrat ich das Lehrerzimmer. Da ich keine Ahnung hatte, wo sich meine Schwester, wow- es war ungewohnt das zu denken-, gerade aufhielt, rechnete ich mir die höchsten Chancen hier aus. Schließlich kannte sie noch so gut wie niemanden.
Doch nichts. Wo waren denn alle?
Einen Moment war ich so irritiert, das meine Wut sich einfach verflüchtigte. Sie entwich mir, wie einem Ballon, den man mit einer Akupunkturnadel gepiekst hatte, die Luft.
Wenige Minuten später musste ich feststellen, das auch mein Büro verweist war, weder Nola, Alisha, geschweige denn Farryn, schienen es für nötig gehalten zu haben, auf mich ich zu warten.

Mein Blick streifte das Zifferblatt meiner Wanduhr. Schon 9:25, Die hatten bestimmt Unterricht.
Warte mal! Galt das nicht auch für mich?! Hektisch kramte ich nach meinem Stundenplan.
Wo war das verflixte Ding? Jedes Mal woanders .
Ich fischte es schließlich zwischen anderen Papieren aus einem Ordner hervor.
„Scheiße " fluchte ich vor mich hin, während ich zum Klassenzimmer der 3. Jahresschüler rannte.

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