POV Jack Clearwater
"Vielen Dank, Mrs. Mesakie. Es tut mir wirklich leid ihnen zusätzlich Arbeit gemacht zuhaben."
Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und ließ mich hinter meinen Schreibtisch sinken. Ich hatte mir gerade einen Föhn von Alisha geliehen und damit die mit Kaffee bekleckerten Unterlagen getrocknet. Die paar wenigen, die nicht mehr zu retten gewesen waren, hatte ich von Mrs. Mesaki ersetzten lassen.
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn sich gerade aufrichten. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass das Telefonat exakt 44 Minuten her war. Skeptisch hob er die Augenbraue.
Was diese Miss Johnson wohl für eine Art von Mensch war? Dem ersten Eindruck nach würde er auf extrem penible und äußerst akkurat tippen. Und diese übertrieben Pünktlichkeit, naja. Sie half auf jeden Fall nicht dieses, doch eher negativ geprägtes, Bild aufzubrechen.
„Herein".
Die Tür öffnete sich und mir klappte der Unterkiefer runter. Die Frau, die nun in auf dem Stuhl vor mir Platz nahm, konzentrierte all meine Aufmerksamkeit auf sich. Auch nach zwei Minuten war ich nicht in der Lage meine Augen von ihr zu nehmen. Sie war eine schlanke, hochgewachsene Frau mit markanten Gesichtszügen, kurz gesagt eine junge Ausführung meiner Mutter.
Fasziniert registrierte ich dass sich die beiden bis auf die Farbe der Haare glichen, wie ein Ei dem anderen. Die Frau vor mir räusperte sich und die Röte schlich sich auf meine Wangen.
„Dürfte ich erfahren wieso Sie mich so anstarren, als wäre ich das achte Weltwunder ?", fragte sie und schaffte es dabei irgendwie nüchtern zu klingen.
Was nichts daran änderte dass, mein Gesicht langsam aber sicher den Farbton einer Tomate an nahm.
"Na ja ähm also sie... meine Mutter " ich holte einmal tief Luft, „Ich wollte sagen Sie sehen meiner Mutter sehr ähnlich", noch während ich das aussprach, merkte ich wie dämlich sich das anhörte.
„Ach tatsächlich?", meine Gesprächspartnerin zog die Augenbrauen hoch und ein belustigter Ausdruck umspielte ihr Gesicht, aber gleichzeitig sah ich auch so etwas wie Neugier in ihren Augen auf blitzen.„Ähm... ja!", stotterte ich vor mich hin und kam mir dabei ziemlich dämlich vor.
„Wie dem auch sei, ich würde gerne mit dem Bewerbungsgespräch beginnen", wechselte Skyler Johnson, das Thema wofür ich ihr mehr als dankbar war.
„Selbstverständlich Miss Johnson. Sie wollen sich hier also als Lehrerin bewerben? Haben sie denn schon eine genau Vorstellung welche Fächer für Sie in Frage kämen?"
„Politik, Französisch und Rechte der Tiere," gab sie eindringlich und ohne zu zögern zur Antwort. Ich runzelte die Stirn. Diese Frau hatte eindeutig Insiderwissen, woher sollte sie sonst wissen was genau gerade gesucht wurde. Unauffällig versuchte ich mit der linken Hand den Entwurf für die Stellenausschreibung einer neuen Lehrkraft zu verdecken. Doch an ihrem Blick erkannte ich das es dafür zu spät war. Sie hatte den Abschnitt unter der Kategorie Tätigkeit bereits entziffert und ihre Antwort dementsprechend formuliert. Das kostete sie einiges an Sympathiepunkten. Meine Augen verengten sich unmerklich, „Sind sie denn als Lehrerin qualifiziert"?
Mein Gegenüber lächelte mich herzlich an, „Nein, zumindest habe ich nie ein entsprechendes Studium absolviert. Allerdings ich bin promovierte Juristin".
Juristin? Das war außergewöhnlich für jemanden der sich an einer Wandlerschule bewarb. Ich wusste es war nicht fair, aber seit ich Lydia Lennox kannte, war mein Argwohn gegenüber Menschen, die sich als Juristen bezeichnet, unweigerlich gewachsen.
„Das ist ja, äh, interessant?", ich hatte nicht vor ein Hell daraus zu machen, was ich von ihrem Verhalten hielt. Unehrlichkeit war keine gute Grundlage für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit."Wenn sie Jura studiert haben, warum wollen sie dann Lehrerin an dieser Schule werden"? Ihre Mine blieb unbewegt, doch ihre Augen verdunkelten sich für einen winzigen Moment. Oder bildet ich mir das nur ein?
Ihre Antwort lies eine Weile auf sich warten, doch dann meinte sie: „Wissen sie Mr. Clearwater, der Beruf als Juristin hat... einfach nicht gepasst. Immer nur Schuldige zu sehen, das Gefühl immer angelogen zu werden, dass hat sich auf die Dauer einfach nicht richtig angefühlt. Die Anzahl von Wandlern, die auf die schiefe Bahn gekommen sind, das hat mich überwältigt und ich hoffe einfach einen Beitrag leisten zu können, um zu verhindern das es soweit kommt. Vor allem diese Verbitterung gegenüber der Welt hat mich sehr berührt."„Das sind ja noble Absichten, Miss Johnson", ich nickte anerkennend. Das ich ihr nicht glaubte behielt ich für mich. Skyler Johnson machte mit ihrer steinerden Miene, die sich hin und wieder zu einem Strahlenden Lächeln verzog und ihrem teuren Anzug nicht gerade den Eindruck eines heiligen Samariters. Sie hatte gelogen, zumindest zum Teil, da war ich mir sicher.
Während ich überlegte, was der Grund für solch eine Lüge sein konnte, fragte ich nach ihren Papieren.
"Miss Skyler Johnson, 29 Jahre geb. in Montréal Canada, amerikanische und kanadische Staatsangehörigkeit," überflog ich ihren Pass. "Sie sind Kanadierin? Das scheint mir ja eine bewegte Biografie", versuchte ich den peinlichen Moment der Stille zu überspielen, denn Miss Johnson schien von sich aus keine Notwendig zu sehen an dieser Konversation aktiv teilzunehmen. Skeptisch beäugte ich ihr Geburtsdatum. Es war identisch zu meinem, langsam wurde es unheimlich.Ich räusperte mich, "Und ihre zweite Gestalt?", täuscht ich mich oder blitzte da tatsächlich ein Hauch von Unsicherheit hinter ihrer kalten Fassade auf. Doch im nächsten Moment hatte sie sich auch wieder gefasst. Sie zögerte kurz, aber dann gab sie sich einen Ruck, "Weißer Hai".
Das passte nicht. Auch in erster Gestalt ähnelte ein Wandler immer seiner tierischen Seite. Diese Frau jedoch hatte mit einem unbeglichen, aggressiven weißen Hai nicht wirklich viel gemeinsam. Aber vielleicht war es auch nur diese unglaublich Ähnlichkeit mit meiner Mutter, die ihm diesen Trugschluss erliegen lies. Die beiden formten sogar die selben Gesichtsausdrücke und dann diese Nase...
Eins war klar, meine Mutter befand sich eindeutig in Erklärungsnot.
"Das ist ja... äh-" ich suchte angestrengt nach einem anderen Wort als interessant," aufregend?", vollendete ich den Satz und hätte mich am liebsten dafür geohrfeigt.
„Haben sie den irgendwelche Fragen?", fuhr ich hektisch fort. Auf keinen Fall wollte ich diesen wirklich äußerst unangenehmen Moment unnötig in die Länge ziehen. Glücklicherweise sah meine zukünftige Kollegin diesmal die Notwendigkeit dieses Gespräch in einen Dialog zu verwandeln.
„Was ist ihre zweite Gestalt"?, kam es wie aus der Pistole geschossen von ihr. Als ich ihre Frage wahrheitsgemäß beantwortet hatte, runzelte Skyler Johnson fast unmerklich die Stirn.
„Wer wären denn meine Kollegen, sollte ich die Stelle antreten"?„Farryn Garcia ein Delfin, Nola Pelagius eine Schildkröte, Alisha White ein Orca und natürlich Luna Mesaki, die Sekretärin und Krankenschwester. Sie ist eine Muräne", beendet ich meine Aufzählung, „Ach ja und dann wäre da noch unser Koch und Hausmeister, Joshua", ergänzte ich noch schnell.
"Wir sind wie eine große Familie, hier, arbeiten praktisch Tag und Nacht zusammen. Das wäre doch kein Problem für Sie?", harkte ich vorsichtig nach. Mir war nicht entgangen, wie sie bei dem Wort Orca, das Gesicht verzogen hatte. Gut in gewissem Maße konnte ich das Nachvollziehen, immerhin war der einzig natürliche Feind des Weißen Hais der Orca. Da konnte einem schonmal mulmig werden.
"Nein, nein", beeilte sie sich zu beschwichtigen, " Ich bin durchaus in der Lage im Team zu arbeiten."
„Das heißt sie möchten den Job noch?", hakte ich Sicherheitshalber noch mal nach.
Miss Johnson nickte. Ich gab mir einen Ruck.„Dann sind Sie eingestellt."
Ich schlug bei ihr ein.
Ich freue mich über Feedback 😊
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Seewalker, Rätselhafte Vergangenheit
Fiksi PenggemarDie neue Lehrerin ist seltsam. Niemand kennt sie, niemand weiß woher sie kommt. Sie hat eine unheimliche Ausstrahlung und die seltsame Angewohnheit gerade dann Aufzutauchen wenn niemand damit rechnet. Sie ist nicht beliebt und hat scheinbar auch k...