Versammlung

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POV Tiago

Eigentlich hätten wir jetzt Verhalten in Besonderen Fällen, doch statt Unterricht zu machen, drängten wir uns zusammen mit allen anderen Schülern und Lehrern in die Aula.
Als Funny mir aus Versehen zum dritten Mal ihren Ellenbogen in die Rippen stieß, schwarnte mir so langsam, das dieser Raum nicht für diese Menge an Menschen konzipiert war.
Ich und meine Freunde ahnten bereits, was der Anlass für diese überstürzte Versammlung war, denn auf dem Monitor war wieder dieses Satellitenbild eingeblendet. Es zeigte den Hurrikan Adelina aus dem Weltall.
„Go Home Adelina", brüllte einer der neuen Schüler, gerade in Menschengestalt und ein anderer Neuankömmling warf eine Getränkedose auf den Monitor.
Zehn Millisekunden nach dem die Dose dagegen geknallt war, hatte sich Ms. White den Übeltäter vorgeknöpft und es wurde wieder ruhiger.
„Wir haben Glück, dass uns genügend Vorwarnzeit bleibt" sagte Jack Clearwater, ohne den Zwischenruf zu beachten. "Solche Hurrikans können eine Windgeschwindigkeit von 350 km/h erreichen. Noch wissen wir nicht ob er Key Largos trifft, wenn Adelina, allerdings nicht abdreht, müssen wir die Blue Reef Highschool evakuieren".
„Digga, warum können wir nicht hier bleiben? Ey, ist doch nur Wind", meldete sich Ralph zu Wort.
„Erwähnte ich schon dass, es bei solchen Hurrikans zu einer Sturmflut kommt bei der alles überschwemmt wird?"fragte Jack Clearwater.
Chris unser Seelöwen-Wandler grinste „ Das ist ja wohl das geringste Problem. Schließlich sind wir Seawalker." Eigentlich hatte er doch Recht, oder?
Mir fiel auf das viele der anderen Meerestiere nichts dazu sagten.
Selbst Shari wirkte ungewöhnlich Ernst.
„Für die Rifffische wie Juna, Olivia oder Linus wäre das sehr wohl ein Problem", mischte sich nun Faryn Garcia ein. „Ehrlich gesagt wäre es für euch sicherer ins Inland zu flüchten. Überschätzt eure Kraft nicht".
Jasper sah mich vor vorwurfsvoll an.
„Das ist alles deine Schuld, du warst das mit deinem blöden Witz über die Riesenwelle und jetzt kommt sie wirklich."
Ich verdrehte die Augen „Blödsinn, gab ich genervt zurück".
Jetzt ergriff Juna unsere Klassensprecherin das Wort, „Wenn der Sturm hier vorbei kommt, was passiert denn mit der Schule? Kann es sein das sie zerstört wird"? Ihre Stimme klang zitterig während sie das Aussprache.
Tiefe Stille senkte sich über die Aula, wir sahen wie Jack Clearwater tief einatmete. Wir wussten alle, dass diese Schule sein Traum war und er alles daran gesetzt hätte ihn Wirklichkeit werden zu lassen. Obwohl er streng genommen nicht mal ein Wassertier war.
Er erklärte uns, dass die Schule so Hurrikansicher gebaut worden war, wie es mit dem Budget dass sie damals zur Verfügung hatten möglich war. Anschließend führte Jack Clearwater  uns deutlich vor Augen was trotz dieser Sicherheitsmaßnahmen alles passieren konnte.
In diesem Moment wurde uns allen klar, dass hier bleiben keine Option war.
„Wir warten noch einen Tag ab damit sicher ist ob uns der Hurrikan auch wirklich trifft, dann werden wir eure Eltern bitten euch abzuholen," fuhr unser junger Schulleiter fort.
„Sie sollten damit möglichst nicht bis zum letzten Augenblick warten", ergänzte Ms. White.
In das beklemmende Schweigen hineinmeldete sich Nox ein bisschen vorwurfsvoll zu Wort Ja und ich soll wohl wieder in die Zahnarztpraxis? Kein Problem. Steck mich einfach in einen Eimer liefert mich dort ab, Leute.
Für dich ist das vielleicht kein Problem, aber ich bleibe hier angewachsen ist nun mal angewachsen, die Seeannemone Mrs. Monk wedelte unglücklich mit ihren zahlreichen Tentakeln.
„Wir finden für jeden eine Lösung" versprach ihm Mr. Clearwater. „Mit Bussen und den Schulautos können wir alle, die nicht abgeholt werden ins Landesinnere bringen".
„Ja mit ganz viel Proviant!", verkündete Kegor, der neue Schüler mit der struppigen dunklen Haarmähne und die neuen Alligatoren und Pythons lachten und schrieen ihre Zustimmung.
„Wir kommen dann einfach später wieder, wenn ihr alles repariert habt! Schließlich gefällt es uns hier."
Ja, das hatten wir gemerkt.
Viele Schüler und Lehrer blickten säuerlich drein, aber niemand machte eine Bemerkung.
In der Stille, die folgte, trat Shari nach vorne: „Ich werde nicht an Land sein, wenn dieser Sturm kommt", sagte sie fest. „Wir schwimmen raus ins tiefe Wasser. Blue, Noah und ich."
Ihre Freunde nickten. Chris sagte nüchtern: „Bin dabei".
Shari wandte sich an mich, der Blick ihrer Augen war eindringlich „Tiago? Was ist mit dir?"
Ich kämpfte mit mir, ich wusste erst seit kurzer Zeit das ich ein Seawalker war und nun sollte ich bei einem Sturm ins offene Meer schwimmen.
Warum sagte denn keiner der Lehrer etwas? Aber es schien als würden alle auf meine Antwort warten. „Komm schon, du musst nicht mal zum Atmen an die Oberfläche", versuchte Noah mich zu überreden. „Red ihm nichts ein", befahl Blue ihm, „ich habe in der Karibik mal einen Sturm miterlebt.
Wirklich sicher ist man vor so etwas nur weit weg".
„Das stimmt und und ich sage euch, ihr macht einen Fehler", erklärte Miss White und wandte sich an meine beste Freundin.
Sie versuchte es Shari auszureden, ohne Erfolg, aber dass hätte ich ihr auch vorher sagen können.
Also wandte sie sich an unseren Schulleiter. „Jack, du wirst dass doch nicht erlauben oder?"
„Alisha .....glaubst du wirklich ich kann eine Delfin aus dem Wasser raushalten", gab er zurück. Er wirkte hin und her gerissen.
„Du könntest es zu mindest versuchen", meinte die Frau mit den kupferfarben Haaren, die eben schon im Lehrerzimmer gewesen war.
Mr. Clearwater warf ihr einen Das-ist-keine-Hilfe-Blick zu und wandte sich wieder Miss White zu.
„Mir wäre es natürlich lieber wir könnten ihre Eltern fragen, aber ich habe keine Ahnung, wo die gerade sind.
Meine Lieblingslehrerin wirkte hin und hergerissen.
„Dann werde ich die Gruppen, die den Sturm im Meer durchstehe will, begleiten."
„Klingt nach einer Herausforderung," meinte die Frau neben Jack Clearwater," Da schließe ich mich an".
Ms. White schien alles andere als begeistert, sagte aber nichts. Dann stellte Leonora die eine Frage, die vermutlich sämtlichen Anwesenden auf der Zunge lag, „Wer sind Sie überhaupt ?"
„Das meine Lieben, ist eure neue Politik und Französischlehrerin, Skyler Clearwater, eigentlich war vorgesehen, dass ihr ab nächster Woche diese beiden Fächer dazu bekommt, aber das scheint sich jetzt wohl erst einmal erledigt zu haben", meinte Mr. Clearwater.
Die Frau nickte bestätigend.
Mir klappte die Kinnlade herunter. Ich konnte es nicht fassen. Die beiden waren doch nicht etwa...?
Automatisch glitt mein Blick zu ihrer Hand. Tatsächlich!
Ein silberner Ring funkelte mit dem Wasser in der Mittagssonne um die Wetter, uns munter entgegen. Neugierig schaute ich zu Miss White, gespannt wie sie reagieren würde.

Aber, Nichts.

Absolut nichts.

Alisha White stand da, wie zur Salzsäule erstarrt und war merklich blass um die Nase.

Seewalker, Rätselhafte VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt