8 - Teddy

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Hermine war am Ende ihres ersten Ausbildungstages so schlecht gelaunt, dass sie tatsächlich mit dem Gedanken spielte sich Dawlish' direktem Befehl zu widersetzen und Malfoy einfach stehen zu lassen. Sie wusste nicht, was ihr diese extra Trainingsstunde mit ihm überhaupt bringen würde. Ihr wäre es viel lieber den gelernten Stoff alleine in Georges Wohnung durchzugehen. 

Sie fühlte sich, als wäre sie zurück in Hogwarts und hätte Nachsitzen aufgebrummt bekommen. 

"Gehen wir.", knurrte Malfoy schließlich, als er Feierabend machte. Sie hatte eine Viertelstunde darauf warten müssen, dass er seinen Papierkram erledigte. Er hatte sich definitiv mit Absicht so viel Zeit gelassen, da war sie sich sicher. 

Hermine grunzte nur zustimmend. Ein eisiges Schweigen legte sich über die beiden, als sie durch die Korridore des Ministeriums schritten. Dem ungewöhnlichen Pärchen wurde allerlei an Aufmerksamkeit zuteil, als sie durch die Eingangshalle zusammen gingen. Doch anstatt auf den Ausgang zuzusteuern, machte Malfoy einen großen Bogen herum und schritt auf ein anderes Abteil zu. 

"Wohin gehst du?", fragte Hermine verwirrt. 

"Warte hier.", murrte dieser nur. 

Etwas missmutig blieb die Hexe stehen und beobachtete, wie Malfoy durch eine Tür verschwand. Verwirrt begann sie zu mutmaßen, wohin die Tür führte. Vielleicht besuchte er ja noch kurz Astoria Greengrass, seine gegenwärtige Flamme, sollte man der Hexenwoche vertrauen können.  

Als Draco Malfoy wenig später mit einem kleinen Jungen mit leuchtend blauen Haaren auf dem Arm wieder kam, setzte ihr Herz für einen Schlag aus. Teddy Lupin kuschelte sich mit geschlossenen Augen in die Schulter des Malfoy und schien ihm tatsächlich auf das teuer aussehende Hemd zu sabbern. Der Kleine wirkte so friedlich, wie er auf Malfoys Schulter schlief, dass Hermine beinahe die Tränen kamen. 

"Wenn du anfängst hier und jetzt zu heulen, dann darfst du definitiv nicht mitkommen.", zischte ihr der Malfoy beinahe lautlos zu, um Teddy nicht zu wecken. 

Daran erinnert, wo sie sich gerade befand, schüttelte Hermine heftig den Kopf. Sie brachte jedoch ein weiteres Wort hinaus. Sie war wie gebannt von dem kleinen Jungen, dessen Kindheit sie hätte mitbekommen sollen, wäre alles gut gelaufen. Mit einem Mal fühlte sie sich schlecht, dass sie nicht selbst viel früher an das Wohlbefinden von Teddy gedacht hatte... dass sie zu fokussiert auf sich selbst gewesen war, um überhaupt mehr als ein paar Gedanken an ihn zu verschwenden. 

Sie hatte nie bereut diese Zeit für sich selbst genommen zu haben. Sie hatte vielleicht bereut nicht mehr mit Ginny und George geschrieben zu haben und sich bei Personen gemeldet zu haben, die ihr wichtig waren. 
Doch nun, da sie den kleinen Jungen ohne Eltern sah, schämte sie sich für die vier Jahre, die sie nur an sich selbst gedacht hatte. 

Hermine brachte auf dem Weg zu Malfoys Zuhause kaum ein Wort heraus. Noch nicht einmal, als sie merkte, dass sie nicht zu dem Manor appariert waren, sondern in die Innenstadt Londons. Schweigend stieg sie hinter dem Blonden zu dem höchsten Stockwerk des edlen Altbau hinauf.

In der Wohnung angelangt bedeutet Malfoy ihr wortlos im Flur auf ihn zu warten. Hermine sah zu, wie der Blonde in einem der anschließenden Räume verschwand. Neugierig nahm sie in der Zeit seine Wohnung in Augenschein. 
Sie war geräumig und selbst im Flur schon geschmackvoll eingerichtet. Mehrere größere Kunstwerke hingen an den Wänden und eine schicke Garderobe war mit unendlich vielen Mänteln und Jacken zugehangen. Entzückt entdeckte Hermine einige bunte Kinderklamotten. Auch gelbe Regenstiefel fand sie  vor einem Schuhschrank stehen. 

Malfoy brauchte länger, als sie vermutet hatte, weshalb sie sich vorsichtig weiter den dunklen Flur hinunterwagte. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages erhellten ein offenes Wohnzimmer, das mit einer Küche verbunden war. Sie ging ein wenig herum, begutachtete die schlichte, moderne und ganz und gar nicht protzige Einrichtung. Es war ordentlich, doch konnte man dennoch gut erkennen, das ein Kind hier wohnte. 

And in the dark I can feel your heartbeat (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt