Als Hermine wieder in Georges Wohnung ankam, wartete bereits eine weitere Eule auf sie. Der Brief war von Ginny, die ihr überschwänglich erzählte, dass sie tatsächlich in der nächsten Woche kurz in London wäre und Zeit hatte sich mit ihr zu treffen. Danach müsse die Weasley erneut zurück ins Trainingslager der Holyhead Harpies, um sich auf die bevorstehende Saison vorzubereiten.
Hermine bestätigte den Zeitpunkt des Treffens und schickte die Eule erneut los. Es fühlte sich gut an, dass sie erneut Kontakt zu den Personen aufbauen konnte, die ihr am wichtigsten waren.
Dann seufzte sie. Es gab noch eine Sache, die sie nicht mehr weiter aufschieben konnte.
Träge ging sie zurück in ihr Zimmer und wühlte in ihrer Reisetasche herum. Sie zog ein langes, schwarzes Kleid heraus, das sie allein für diesen Anlass besorgt hatte. Sie legte sich einen langen Schal noch um, sammelte sich kurz und apparierte dann fort.
Godric's Hollow hatte sich kaum verändert. Die kleinen Häuser ragten düster in den Himmel, die Straßen waren verlassen.
Hermine ging die kleine Straße hinauf zum düsteren Tor, das zum Friedhof führte. Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie ihr erster Ausflug zu diesen Ort ausgesehen hatte. Wie sie mit Harry um die Gräber strich und die Gräber seiner Eltern entdeckte.Wieder entdeckte sie das Grab von Ignotus Peverell und wenig Später die Gräber von Harrys Eltern. Wie ein paar Jahre zuvor ließ einen kleinen Kranz erscheinend und legte ihn auf das Grab der beiden.
Und da sah sie sie. Zwei Gräber aus weißem Marmor. Elegant waren ihre beiden Namen eingeritzt worden. Sie trat näher bis sie direkt vor dem Grab stand. Stumme Tränen liefen über ihr Gesicht. Mit einer Hand Strich sie über die Inschriften.
Sie waren doch viel zu jung gewesen, gerade mal Siebzehn. Sie spürte wie meine Knie nachgaben. Siebzehn Jahre alt und für einen Krieg gestorben, den sie beide nicht begonnen hatten.Ein erstickter Laut entwich ihrer Kehle.
Sie waren Kinder gewesen.
Und nun waren sie tot.
Hermine fühlte sich, als hätten tausende Splitter sich in ihr Herz gebohrt. Sie dachte zum ersten Mal seit Jahren wieder aktiv an alles, was sie zu dritt erlebt hatten.
Ihre Freundschaft, die im ersten Jahr nach dem Trollangriff aufblühte. Wie sie zusammen den Stein der Weisen vor Voldemort retten wollten, die Entdeckung der Kammer des Schreckens. Sie dachte daran, wie sie zusammen Seidenschnabel gerettet haben, wie Harry Sirius kennenlernte und mehr über seinen Vater herausfand. Sie dachte zurpck ans Trimagische Turnier, den Jul-Ball und wie Ron sich wie ein kompletter Arsch aufgeführt hatte, weil er eifersüchtig auf Krum war. Hermine dachte zurück ans fünfte Schuljahr, als Umbridge sie terrorisierte und sie die DA gegründet hatten. Sie dachte an Harrys erste halbherzige Beziehung mit Cho Chang und den Kampf gegen die Todesser im Ministerium für Magie. Sie dachte zurück die langen Tage, die sie zusammen mit den Jungs campen war. Sie erinnerte sich an all die schönen und nicht so schönen Dinge, die sie so sehr zusammengeschweißt hatten.Und sie dachte daran, wie sie als einzige zurückgeblieben war. Es gab nur noch sie und manchmal wünschte sie sich, dass sie mit ihnen gegangen wäre.
Es erschien ihr so unfair. Wie hatte sie es aus der Schlacht herausgeschafft und nicht ihre besten Freunde? Harry, der Auserwählte, der es tatsächlich geschafft hatte Voldemort zu besiegen.
Und Ron, ihre erste große Liebe. Tapfer, Lustig und Loyal. Sie glaubte nicht, dass sie jemals so jemanden wie ihn wieder treffen würde.
Es fing an zu regnen. Schwere Tropfen prasselten auf ihren Rücken und auf ihr Haar. Die Tränen auf ihren Wangen wurden durch Wassertropfen ersetzt. Hermine legte die Stirn auf den weißen Mamor. Sie konnte nicht mehr. Sie hatte sich nie vorstellen können, wie eine Welt ohne Harry und Ron aussah und doch lebte sie in solch einer.
Ihre Reise hatten sie davon ablenken sollen, doch nichts, was sie erlebt hatte, konnte sie von der Leere in ihr ablenken, die einst mit Freundschaft und Liebe gefüllt war. Keine Beziehung hatte sie vergessen lassen, wie es war mit Ron zusammen zu sein.Sie war ein paar Monate in Bulgarien gewesen, um Viktor zu besuchen. Er war wunderbar gewesen. Einfühlsam und liebevoll und.... doch nicht, was sie wollte. Nie hatte sie sich hundertprozentig wohl bei ihm gefühlt. Nie hatte sie gedacht, dass sie füreinander bestimmt waren, so wie Ron und sie es einst waren.
Mit schwerem Herzen hatte sie Viktor verlassen. Sie waren noch immer Freunde, doch mehr konnte sie ihm nicht geben. Mehr konnte sie keinem geben.Hermines Tränen versiegten. Sie wusste nicht warum. Vielleicht war sie nur zu erschöpft, um weiterzuweinen.
"Orchideus", krächzte sie mit brüchiger Stimme und schwang ihren Stab. Wunderschöne Blumen blühten auf der Erde, die die zwei Gräber umgab. Sie legte noch einen Schutzzauber auf sie, um sie so lange wie möglich zu erhalten. Dann rappelte sie sich schwerfällig auf.
"Ich werde es wieder gut machen.", raunte sie leise. "Ich werde Aurorin, so wee ihr beiden es immer werden wolltet. Ich werde dafür sorgen, dass euer Vermächtnis erhalten bleibt."
Hermine atmete tief durch. Sie brauchte lange, bevor sie sich von dem Anblick der zwei Gräber lösen konnte. Als sie es dann tat, wanderte sie lange durch Godrics Hollow. Sie sah sich noch einmal das Denkmal an, das für Harrys Eltern hinterlassen wurde und ging auch an Bathilda Bagshots Haus vorbei.
Sie wanderte herum, bis ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben und ihr durchnässter Körper zu gefrieren schien. Erst dann erlaubte sie sich nach London zurückzukehren.
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And in the dark I can feel your heartbeat (Dramione)
FanfictionDer Krieg ist vorbei und mit ihm auch Voldemorts Schreckensherrschaft. Doch eines macht Hermine Granger besonders fertig: ihre besten Freunde sind in dieser letzten Schlacht mit untergegangen. Der berühmte Harry Potter brachte dem dunkelsten Magier...