Kapitel 7: Neuer Mitbewohner
Dereks PoV
Fast schon panisch stürmte Derek ins Loft. Sein Blick wanderte über die Einrichtung und suchte verzweifelt nach irgendeinem Lebenszeichen des Fuchses. Nichts. Er nahm einen tiefen Atemzug und ging langsam einen Schritt zurück. Ganz ruhig, versuchte er sich zu beruhigen. Es kam ihm vor als wäre er wieder ein unwissender Beta, der noch nicht gelernt hatte sich auf alle seine Sinne zu verlassen. Erneut atmete er tief ein, konzentrierte sich auf das Gefühl des Luftstroms und des Bodens unter ihm. Es funktionierte: sein Herzschlag beruhigte sich etwas und er konnte wieder klare Gedanken fassen. Wobei er den Gedanken, warum er sich plötzlich so um den Aufenthalt des Fuchses sorgen sollte, gekonnt ignorierte, um weitere Konflikte zu vermeiden. Er musste sich auf den nächsten Schritt konzentrieren, immer eins nach dem anderen machen, um zumindest für den Moment die gewonnene Klarheit festzuhalten.
Tief einatmen. Sein Geruch war noch präsent, zu lange konnte er also nicht weg sein. Und solange es einen Geruch gab, gab es auch eine Spur. Langsam ging er auf das Sofa zu. Die Tür hatte er hinter sich geschlossen. Den Weg konnte der Kleine nicht genommen haben. Die Erinnerungen vom Morgen kamen ihm in den Sinn und Derek betrachtete die Stelle, wo der Fuchs sich zusammen gekauert hatte. Sein Wolf winselte bei dem Gedanken daran.
Der Wolf machte sich daran der Geruchsspur des Tieres zu folgen. Sein Eigengeruch war überlagert von Angst und Schreck, das nahm jedoch ab, je weiter er ging, was sein Wolf wiederum mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Neugier ersetzte den beißenden Gestank der negativen Emotionen. Die Spur führte ihn - wie er nach einer Weile genervt feststellen musste - in jede Ecke des Lofts. Die Angst hatte Neugier platz gemacht, scheinbar hatte der Kleine das gesamte Loft erkundet. Es löste Hoffnung in Derek aus, dass er ihn vielleicht doch nicht verjagt hatte. Vielleicht würde er ihn oben finden. Mit schnellen Schritten erklomm er die Wendeltreppe, wobei er es beeindruckend fand, dass der Fuchs es überhaupt hier hoch geschafft hatte. Mit seiner verletzten Pfote hätte er es nicht für möglich gehalten. Zumal der Kleine selbst kaum zwei Stufen hoch sein dürfte.
Oben angekommen versicherte er sich noch einmal, dass der Geruch auch hier vorhanden war, gab es dann jedoch auf der Spur weiter zu folgen. Wenn es auch nur annähernd so wie unten wäre, würde er sich einfach in jedem Zimmer einmal wieder finden, bevor er auch nur in die Nähe des Fuchses käme. Stattdessen versuchte er so ruhig wie möglich zu atmen und auf einen Herzschlag zu lauschen. Es dauerte nur wenige Sekunden. Da, in dem Zimmer zu seiner Rechten, erklang ein unregelmäßiges und etwas zu schnell schlagendes Herz. Für einen Moment leuchteten seine Augen rot auf und er beschleunigte seine Schritte zur Tür. Hielt dann jedoch wenige Zentimeter von der Klinke entfernt inne. Ob der Fuchs wusste, dass er da war? War er deswegen so aufgeregt? Wie würde er reagieren, wenn er jetzt den Raum betrat?
Er schüttelte den Kopf. Es war egal. Sein Wolf wollte sich versichern, dass es dem Tier gut ging und der Mensch würde wohl kaum zu lassen, dass der Eindringling ihn aus seinem eigenen Schlafzimmer vertrieb. Mit einer schnellen Bewegung riss er die Tür auf und... und erstarrte. Er hatte mit vielem gerechnet, doch sicher nicht damit.
Der Fuchs tobte über sein Bett, jagte seinen eigenen Schweif und spielte mit der Decke. Dabei gab er kläffende Laute von sich. Er rieb seinen Kopf über das Laken und die Decke, drehte sich auf den Rücken und stieß die Pfoten, bis auf die verletzte, in die Luft. Er warf den Kopf zurück und erblicke Derek, kopfüber. Doch anstatt sich zu erschrecken, schien er ihn überkopf anzugrinsen und ließ die Zunge raushängen. Verwirrt starrte der Wolf auf den Fuchs in seinem Bett. Dieser warf sich mit einem Ruck herum, sodass er auf dem Bauch lag und tippelte provokant mit seinen Vorderpfoten, wie ein Hund, der spielen wollte. Sein Schweif zuckte von der einen Seite zur anderen. Derek knurrte leise. Sein Wolf wollte am Liebsten mit spielen und toben.
Er war doch kein Welpe! Wieder knurrte er leise: War das vorhin doch nur Manipulation gewesen? Jetzt schien es ihm jedenfalls gut zu gehen. "Runter vom Bett", gab Derek mürrisch von sich. Es war das erste Mal, dass er direkt mit dem Fuchs sprach. Dieser gab ein gespieltes Knurren von sich, ehe er sich vorsichtig aufrichtete und vom Bett abstieß. Er lief geradewegs an ihm vorbei aus dem Raum. Immer noch etwas fassungslos folgte Derek dem Tier.
An der Treppe blieb der Kleine kurz zögerlich stehen. Er konnte verstehen warum. Hoch war die eine Sache, vermutlich hatte er sich mit der gesunden Hinterpfote vom Boden gestoßen und sich mit den Vorderpfoten abgefangen. Runter hingegen musste er entweder sein ganzes Gewicht auf eine Pfote legen oder die Verletzte belasten,. Der Fuchs schien zu dem gleichen Schluss gekommen zu sein, denn er versuchte es probeweise erst mit einer, dann mit zwei Pfoten voran. Als er die rechte Pfote belastete, winselte er und wich zurück. Das Geräusch fuhr Derek durch Mark und Bein. Er ertappte sich dabei wie er sich vorlehnte und dem Fuchs durchs Fell streicheln wollte, um dadurch seine Schmerzen zu lindern. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich stoppen. Abgesehen davon, dass er innerlich immer noch einen Kampf, den er hoffnungslos zu verlieren schien, austrug, wusste er nicht wie der Fuchs regieren würde, wenn er ihn berührte. Auch wenn er seine vorige Reaktion als eher positive, wenn auch merkwürdig einstufen würde, so war das hier, ihn zu streicheln, etwas ganz anderes. Wieder kamen ihm Deatons Worte in den Sinn: In diesem Fuchs steckte immer noch ein Mensch, ein Teenager.
Besagter versuchte gerade die Treppe rückwärts zu bezwingen. Seine Vorderpfoten versuchten am Treppenabsatz halt zu finden, während seine Hinterbeine über zwei Stufen hinweg nach unten ragen. Sein Bauch lag flach auf dem kalten Stein. So daliegend auf der Treppe kam er ihm noch kleiner und hilfloser vor. Als der Fuchs sein Starren bemerkte, strafte er ihn mit einem offensichtlich, wütend gemeinten Blick. Es sah... niedlich aus. Dereks Mundwinkel zuckten und verzogen sich zu der Andeutung eines Lächeln. Der Fuchs erwiderte die Geste. Dabei blitzten seine Fangzähne auf, was ein groteskes Bild ergab. Immer noch versuchte er sich rückwärts die Treppe runter zu hangeln und als er dabei fast ausrutschte, konnte der Wolf nicht länger zusehen. Langsam ging Derek auf die Knie, um den Fuchs nicht zu erschrecken, dieser bemerkte die Bewegung und beobachtete ihn genau. Seine Beine hatten aufgehört zu zappeln und er schien unschlüssig, ob er dem Größeren entgegen kommen sollte. Bevor er die Entscheidung treffen konnte, verlor er endgültig den Halt und gab ein erschrockenes Jaulen von sich. Doch noch bevor er die erste Stufe passieren konnte, hatte Derek ihn im Nacken gegriffen und hochgezogen. Sein Wolf war innerlich in den Laut des Tieres mit eingestimmt und bestimmt mindestens genauso erleichtert ihn noch rechtzeitig gefasst bekommen zu haben. Als er den Fuchs berührt, durchfuhr ihn eine unbestimmte Wärme. Aus Reflex hätte Derek ihn fast augenblicklich wieder Fallen gelassen, sein Wolf knurrte innerlich laut auf bei dem Gedanken.
So schnell er konnte, ohne zu stolpern, hastete er die Treppe runter, durchquerte das Zimmer mit langen Schritten und setzte den Fuchs auf seiner Decke. Er atmete auf und machte einen Schritt rückwärts. Der Fuchs indessen schaute ihn nur neugierig an. Seine bernsteinfarbenen Augen durchbohrten den Werwolf als könnte er direkt durch ihn hindurch in seine Seele sehen. Sein Blick fand Dereks und der wissende Ausdruck, der in ihm lag, brannte sich tief in sein Gedächtnis. Er wusste nicht wie, doch aus irgendeinem Grund sprengte der Kleine, die sorgsam gepflegten Mauern, die er über Jahre des Alleinseins erbaut hatte. Er wollte sich wehren, ihn von sich stoßen, doch nun war es sein Wolf, der sich wehrte. Wenn er gegen sich selbst nicht gewinnen konnte wie sollte er dann dieses Tier besiegen, das ihn seit seiner Ankunft unter Kontrolle zu haben schien.
Doch so sehr er auch versuchte sich zu winden und das Gefühl zu hassen, er schaffte es nicht. Die unbestimmte Wärme war angenehm und er fühlte sich auf eigenartige Weise sicher. Ein Gefühl, das ihn seit Jahren nicht mehr ergriffen hatte. Er war immer nur geflohen, davon gerannt, immer eine Waffe im Rücken. Nie konnte er beruhigt Schlafen, sich komplett fallen lassen, ohne die Angst nie wieder aufzuwachen. Also warum jetzt? Warum gestern?
Es war komplett bescheuert und er zweifelte mehr und mehr an seinem Verstand. Er hatte einen Fremden bei sich aufgenommen und vermutlich waren sie beide auch noch Ziele von Jägern, also warum zum Teufel sollte er sich genau jetzt sicher fühlen?
Die unausgesprochene Frage hing zwischen ihnen und schien sich im Goldbraun der Fuchsaugen zu spiegeln.
Er schüttelte den Kopf: Es konnte nur eine Manipulation sein, eine andere halbwegs vernünftige Erklärung gab es nicht. Sich dagegen zu wehren, schien jedoch genauso sinnlos. Es war kräftezehrend und raubte ihm den Verstand. Sein Wolf war dem Tier sowieso schon längst verfallen, was ihn mit am Meisten ängstigte. Bisher konnte er sich immer blind auf seine Instinkte verlassen, doch jetzt führten sie ihn ins Dunkel.
Frustration stieg in ihm auf und er wandte sich ab.
"Ich mach uns was zu essen", teilte er dem Fuchs mit und ging in die Küche. Viel hatte er nicht da und er begann alles für Spaghetti vorzubereiten. Es sollte ihn ablenken, das Kochen, doch jetzt erst bemerkte der Werwolf, dass er tatsächlich Hunger hatte. Dem Fuchs musste es ebenso ergehen, immerhin hatte keiner von ihnen gefrühstückt. Unfreiwillig sah Derek zu ihm rüber, während er einen Topf mit Wasser füllte. Der Fuchs beobachtete ihn. Sein Kopf lag auf der Sofalehne gebettet, während er langsam, mit seinen Augen jeden von Dereks Schritte zu observieren schien. Es hatte etwas fast schon gruseliges, fand dieser. Eben noch war er das reinste Energiebündel und jetzt wirkte er ganz ruhig und analytisch. Sie beobachteten sich gegenseitig argwöhnisch, bis ein lautes Geräusch sie beide zusammenfahren ließ. Dabei stellte er fest, dass der Topf schon längst überlief. Schnell stellte er das Wasser ab, ließ den Topf in die Spüle fallen und umrundete die Theke mit hastigen Schritten.
Das Geräusch kam von unten.
Schnelle Schritte.
Jetzt wurde er unruhig. Das Rudel war nicht hier und sonst besuchte ihn keiner.
Vielleicht Stiles. Für einen kurzen Moment durchfuhr die Hoffnung ihn, doch die Schritte waren viel zu schwerfällig, um zu dem mageren Jungen zu gehören.
Aufmerksam betrachtete er die Tür und verfolgte den sich rasch nähernden Herzschlag.
Seine Nackenhaare stellten sich auf, als Zeichen einer möglichen Gefahr und aus einem Reflex, für den er sich hätte Ohrfeigen können, positionierte er sich zwischen dem Fuchs und der Tür.
Was auch immer da kam, wäre es gefährlich, dann würde es zuerst ihn angreifen müssen.
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Es tut mir leid, dass ihr solange auf dieses Kapitel warten musstet.
Ich hoffe ich finde bald mehr Zeit für die Geschichte und freue mich wie immer über reviewes, die sind eine echten Motivationsschub!
Insofern nochmal danke an alle die mir immer eine Rückmeldunge da lassen und besonderer dank gilt auch meinem Testleser, der dafür sorgt, dass ich euch eine einigermaßen Fehlerfreie Version präsentieren kann und auch für die Überabeitung meiner gesamten Kapitel, im Punkt Zeichensetztung und Grammatik, mit veranwortlich ist.
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.
LG Anneita
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Amber eyes (Sterek)
FanfictionDerek ist der starke Alpha eines Rudels aus Teenagern, die versuchen eine Stadt zu beschützten die nicht zuretten scheint und das Übernatürliche magisch anzieht. Alles was er sich für sein Rudel wünscht ist...: eine Pause. Und als diese endlich eing...