Kapitel 7 - Die Sache mit dem Volleyball

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Warnung: keine

Nach ihrer Schicht eilt Aiko schnell nachhause, um sich für die Verabredung mit Kiyoomi fertig zu machen. Schnell geht sie noch duschen, föhnt sich die Haare und geht zu ihrem Kleiderschrank um sich etwas zum Anziehen raus zu holen.
Das Wetter ist heute recht angenehm. Aber je nachdem wie lange sie bei Kiyoomi bleibt, wird es sicher kühl auf dem Rückweg. Sie entscheidet sich für ein kurzes schwarzes Kleid mit Spitze am Dekolletee und am Kleidende. Da es dünne Träger hat, will sie ihren roten Mantel anziehen.

Während sie ihre Tasche mit dem Buch, ihrem Notizblock und Stift packt, vibriert ihr Handy auf ihrem Nachttisch. Sie schließt die Tasche und geht rüber zu ihrem Bett um nachzuschauen, wer ihr geschrieben hat.

Kiyoomi Sakusa [14:12 Uhr]:
Hallo Aiko, ich bin jetzt zu Hause. Wenn du willst, kannst du auch früher kommen.

Aiko Yoshikami [14:13 Uhr]:
Alles klar. Ich mache mich auf den Weg und bin dann in ca. 15 Minuten bei dir. Bis gleich.

Mit schnellen Schritten geht sie in den Flur und zieht sich ihren Mantel und ihre schwarzen Pumps an. Irritiert tastet sie ihren Mantel nach ihrem Haustürschlüssel ab. Doch dort ist er nicht. Fragend schaut sie zu der Kommode und der kleinen Schale, wo sie ihn normalerweise reinlegt. Auch nichts. „Kaede? Weißt du wo meine Schlüssel sind?" ruft sie aus dem Flur ins Wohnzimmer rein. „Ja tut mir leid. Den Haustürschlüssel hab ich kurz genommen, weil ich meinen verlegt hatte. Hab ihn aber wieder gefunden. Warte ich bringe ihn dir." ruft er ihr zu und tritt in den Flur hinein. Doch als er seine Schwester sieht verlangsamt sich sein Schritt und er schaut sie mit großen Augen an.

„Sag mal... ich dachte, du wolltest dich nur mit deinem neuen Versuchskaninchen treffen. Wieso siehst du dann so aufgedonnert aus Aiko?" Ernst verschränkt er seine Arme vor der Brust und schaut seine Schwester skeptisch an. „Ich hab das Kleid doch oft an... jetzt auf einmal bin ich in dem Kleid aufgedonnert? Was für ein Blödsinn." faucht sie ihn an und streckt ihre Hand aus um ihn darum zu bitten, ihr den Schlüssel zu geben.

Eigentlich hat sie recht, Sie hat das Kleid schon oft angehabt. Aber es stört Kaede, dass sie sich mit einem Mann in ihrem Alter trifft und dann so ein knappes Kleid anhat. Wenn Sie mit ihm, ihrem besten Freund oder ihren Arbeitskolleginnen unterwegs ist, stört es ihn nicht. Da weiß er das sie sicher ist. Aber er kennt diesen Sakusa nicht. „Pass einfach auf, auf dich. Okay?" seufzt er besorgt und legt ihr den Schlüssel in die Hand und umschließt diese mit seiner. „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich Aiko.", fügt er noch hinzu. „Ich weiß Kaede. Ich passe auf mich auf. Und wenn etwas sein sollte, dann schreibe ich dir." lächelt sie ihn warmherzig an und verstaut den Schlüssel in ihrer Tasche. „Bis dann Kaede.", verabschiedet sie sich und schließt die Tür hinter sich.

Es dauert exakt fünfzehn Minuten, bis Aiko vor Kiyoomis kleinem Haus steht und klingelt. Nach wenigen Sekunden öffnet sich die Tür und Kiyoomi steht vor ihr in T-Shirt, kurzer Hose und vor allem ohne Mundschutz.

Für einen Moment bleibt ihr die Luft weg, da sie nun sein komplettes Gesicht sieht. Er hat zwar einen ernsten Blick, aber er sieht wirklich hübsch aus ohne seine Maske. „Komm rein Aiko. Du kannst die Schuhe hier im Flur ausziehen." Langsam öffnet er die Tür ein weiteres Stück. Nickend tritt sie in seinen Flur und legt ihre Tasche ab, um ihren Mantel auszuziehen.

Wie in Zeitlupe gleitet ihr Mantel von ihren Armen runter und sie hängt ihn an seiner Garderobe auf. Mit einem überforderten Blick wandern seine Augen rauf und runter und mustern ihren schmalen Körper. Er hatte sie nie ohne einen Mantel oder Kittel gesehen und jetzt wo er sie in so einem engen Kleid sieht, muss er zugeben, dass sie wirklich eine tolle frauliche Figur hat mit wirklich schönen Rundungen. Verdammt... was denkt er denn gerade? Kopfschüttelnd räuspert er sich. „Bist du gut hergekommen?", fragt er mit einer unnatürlich hohen Stimme. „Ja natürlich. Ich bin ja schließlich hier, oder?" lacht Aiko fragend und zieht ihre Pumps aus.

Mit einer Kopfbewegung, signalisiert er ihr, ihm zu folgen und sie geht mit schnellen Schritten Kiyoomi hinterher. Sie gehen in sein Wohnzimmer und er fragt sie, ob sie etwas trinken will. Kopfschüttelnd schaut sie sich um. Es ist sehr sauber hier. Wenig Dekoration ist zu sehen. Ein bisschen erinnert sie seine Einrichtung an eine Krankenhauseinrichtung. Ziemlich klinisch, dennoch sehr schön und aufgeräumt.

„Es ist schön hier.", versucht sie die Stille zu unterbrechen. „Ja. Tu mir bitte einen Gefallen und fass nichts an. Ich habe eben erst aufgeräumt." antwortet er ihr, als er sie beobachtet. „Keine Sorge.", antwortet sie lächelnd und schaut ihn fragend an. „Darf ich mich auf die Couch setzen?" Nickend kommt er zu ihr rüber und setzt sich ebenfalls auf die Couch. Wieder kehrt Stille ein.

„Also darf ich dich was fragen Sakusa?", versucht sie wieder die Stille zu brechen. „Deswegen bist du doch hier, oder nicht?", antwortet er ihr monoton und schaut sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Klar. Also... wieso stört es dich beim Volleyball eigentlich nicht, wenn du den Ball berührst? Den Ball haben doch vorher auch viele Hände berührt. Da sind also mehr Bakterien dran als an einer Hand." Die Frage ist ihrer Meinung nach berechtigt.

Jetzt wo er so darüber nachdenkt... Eigentlich war ihm das nicht wirklich bewusst. Zumal Volleyball seine Leidenschaft ist. Er liebt diesen Sport. Außerdem berührt er den Ball nur für ein paar Sekunden und geht danach auch direkt wieder duschen. „Du weißt schon, dass du mir helfen sollst und nicht das du mich noch mehr zum Mysophobiker machen sollst?" gibt er dann aber doch etwas verärgert zurück. „Ach du gibst also zu, dass du unter Mysophobie leidest?", triumphierend grinst sie ihn an und richtet sich auf dem Sofa stolz auf. Jetzt wird ihm auch bewusst, was er gerade gesagt hat. „Was? Nein gar nicht." zischt er genervt. „Ist ja auch egal. Ich weiß ja das ich dir helfen soll. Was ich aber vorhin mit meiner Frage eigentlich sagen oder besser gesagt, fragen wollte war, dass es dich beim Volleyball scheinbar nicht wirklich interessiert. Also warum hast du dann ein Problem damit, außerhalb des Spielfeldes den Leuten die Hand zu geben." neugierig schaut sie ihm in die Augen, doch er schweigt.

Die Frage ist einfach erklärt. Meistens kennt er die Leute nur flüchtig und weiß nicht was sie vorher gemacht haben. „Ich weiß nicht, ob sie vorher Sachen angefasst haben, die dreckig sind. Ob sie auf der Toilette waren und sich danach die Hände nicht gewaschen haben... Das ist alles einfach nur ekelhaft. Ich schüttle fremde Hände nur mit Handschuhen und nur, wenn es sein muss." Als ob das alles völlig selbsterklärend wäre, schaut er sie verständnislos an. „Und... woher weißt du beim Volleyball, ob deine Mitspieler, die den Ball berühren, sich vorher die Hände gewaschen haben?" versucht sie ihn immer noch mit einer neugierigen Stimme aus der Reserve zu locken. „Meine Mitspieler desinfizieren sich immer die Hände vor dem Spiel, da sie wissen, dass ich Unreinheit nicht mag." Seine schmalen Augen durchdringen sie fast, bei seiner Antwort.

„Und deine Gegner? Du weißt doch nicht... ob sie sich vorher die Hände gewaschen haben.", „Nein aber beim Volleyball wird der Ball nicht gehalten, er wird weggeschlagen. Also berühren sie den Ball auch nicht lange bis-", er will den Satz gerade beenden, als er von der nun noch breiter grinsenden Aiko unterbrochen wird. „Aha aber sobald sie den Ball berühren, können Bakterien auf den Ball kommen, die du dann im Laufe des Spiels auch an deinem Körper hast. Also hast du im Grunde genommen mindestens elf Leuten die Hand gegeben." Grinsend verschränkt sie die Arme und lässt sich nach hinten auf die Couch fallen.

Sakusa hingegen schweigt. Mittlerweile bereut er es, diese Frau hier eingeladen zu haben. Sie ist noch viel schlimmer als Atsumu. Sie bringt ihn dazu sich aufzuregen. Aber irgendwie muss er ihr wieder einmal recht geben. „Und wieder hilfst du mir nicht, sondern sorgst dafür das ich mich langsam aber sicher auch vor meinem Sport ekel." Ein leichter Hauch von Ärger ist in seiner Stimme zu hören, als er sich nach vorne beugt und eine kleine Dose Desinfektionszeug vom Wohnzimmertisch nimmt und sich die Hände einreibt.

„Warum machst du das jetzt Kiyoomi?", fragt Aiko ihn verwirrt. Da sie keinen Anlass dafür sieht, dass er sich jetzt in seiner Wohnung, an einem für ihn sicheren Ort, die Hände desinfizieren muss. „Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich mir alle zwei Stunden die Hände desinfiziere.", antwortet er ihr, schaut sie dabei aber nicht an. „Aber Kiyoomi... das macht deine Haut kaputt!" Grimmig schaut er sie nun an. Er weiß selbst, dass er damit seine Haut zerstört. Das ist schließlich offensichtlich. Aber solange es ihm hilft, wird er das wohl auch weiterhin so machen.

Da Aiko merkt, dass seine Laune immer schlechter wird, versucht sie das Thema von seinen Händen abzulenken und die Stimmung etwas zu lockern. „Warum hast du eigentlich mich um Hilfe gebeten? Wieso fragst du nicht deine Teamkameraden?" Vorsichtig stellt er das Desinfektionsmittel ab und dreht sich zu ihr um. „Meine Teamkameraden könnten mir hierbei nicht helfen. Außerdem bin ich zu vertraut mit ihnen. Mit dir hingegen habe ich vorher nichts zu tun gehabt. Ich meine... ich hätte früher nie eine fremde Person in mein Haus gelassen und dennoch bist du hier. Da du eine Ärztin bist, vertraue ich darauf, dass du bewusst mit dir und deiner Gesundheit umgehst und dich sauber hältst. Du bist ziemlich aufmerksam und intelligent. Das habe ich daran gemerkt, dass du mir meinen Schlüssel in einem Papiertuch eingewickelt gegeben hast und nicht einfach so nach dem Schlüssel gegriffen hast. Daher denke ich, dass du mir helfen könntest. Wenn das alles hier vorbei ist, kannst du dein Leben wieder so leben wie du es vorher gemacht hast und ich gehe meinen Weg mit hoffentlich weniger Zwängen und nicht mit mehr..." Mit Nachdruck betont er die letzten Worte, da Aiko ihm scheinbar immer mehr Angst vor Bakterien bereitet hatte.

Sie ist etwas überrascht über seine offene Antwort. „In Ordnung. Dann fangen wir damit an, dass du deine Hände weniger desinfizierst. Maximal fünfmal am Tag. Und am Ende der Woche, höchstens zweimal am Tag. In einer Woche treffen wir uns dann wieder und du berichtest von deinem Erfolg. Sollte irgendetwas sein, schreib mir einfach eine Nachricht oder komm in die Klinik. Dann können wir reden." Schwungvoll steht sie auf und schaut zu Kiyoomi, der sie mit großen Augen anschaut.

Wie soll er denn nur zwei Mal am Tag sich die Hände desinfizieren? „Wenn du das nicht schaffst, dann willst du das alles hier gar nicht wirklich versuchen. Ich gehe dann jetzt. Bis in einer Woche, Kiyoomi Sakusa." verabschiedet sie sich recht kühl für ihre Verhältnisse und stolziert mit ihrem, ihm mittlerweile schon so bekannten, Hüftschwung aus seinem Wohnzimmer.


Diese Frau wird ihn irgendwann noch umbringen.

I'm Kiyoomi Sakusa and I'm a germaphobe (kiyoomi sakusa x oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt