Kapitel 18 - Auf Wiedersehen

881 28 3
                                    

Wörter: 1.119
Warnung: Angst


„Deine Klamotten sind noch nass, zieh die hier an." An die Badezimmertür angelehnt, hält sie ihm eine kurze Jogginghose und ein T-Shirt entgegen. Dankend und ohne wirklich darüber nachzudenken, wem diese Kleidung gehört, nimmt er sie an und zieht sich an.

Seine Gedanken kreisen sich immer noch um das was vor nur wenigen Minuten passiert ist. So ganz versteht er immer noch nicht, wie das passiert ist. Es muss wohl am Alkohol liegen. Aber trotzdem muss er zugeben, dass es sich so gut angefühlt hat.

„Ich hänge deine Kleider auf. Morgen früh sollten Sie trocken sein. Da es immer noch regnet, würde ich dir vorschlagen hier zu schlafen. Mein Bett ist groß genug... also, wenn es dich nicht stört, kannst du auch bei mir im Bett schlafen. Ich beziehe es eben neu." Ihre letzten Worte sind leise und beschämt, schaut sie zu Boden. Doch die Worte sind noch laut genug für Kiyoomi um sie zu hören. „Glaubst du, nach der Aktion vorhin wirklich, dass es mich stören würde mit dir in einem Bett zu schlafen? Außerdem warst du duschen also bist du sauber." Seine Stimme ist ruhig aber auch kühl.

Verlegen lacht sie und dreht sich um, um Kiyoomi alleine im Badezimmer zu lassen. Der Duft der frischen Bettlaken liegt in der Luft, als Kiyoomi aus dem Badezimmer rauskommt. Aiko liegt bereits mit dem Rücken zu ihm gewandt, in ihrem Bett. Ein schmales Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus, doch es ist kein glückliches.

Leise versucht er sich neben Aiko zu legen, denn sie ist bereits eingeschlafen. Lange schaut er ihr schlafendes Gesicht an, bis er sich dazu entscheidet das Licht auszumachen und sich nah an ihren Körper zu legen.

Behutsam streichelt er mit seinen Fingerspitzen ihren Arm, der oberhalb der Decke an ihrem Körper anliegt. „Das war es dann wohl jetzt, oder?" flüstert er leise und senkt seine Hand. „Gute Nacht Aiko.", flüstert er mit einem traurigen Gesichtsausdruck und schließt anschließend die Augen.

-

Ihr Kopf schmerzt noch und sie hat das Gefühl auf einem Boot auf See zu sein. Mit einem schnauben öffnet sie die Augen. Irgendetwas scheint auf ihrer Taille zu liegen. Müde dreht sie sich um und öffnet erschrocken ihre Augen, als sie Kiyoomis schlafendes Gesicht vor ihr sieht. Er sieht so friedlich aus, so schön... Ihr Herz schmerzt, denn sie würde dieses Gesicht, seine Wärme am liebsten jeden Tag spüren. Doch sie weiß, dass das nicht passieren wird. Durch die Bewegungen wird nun auch Kiyoomi unruhig und öffnet seine Augen.

Beide schauen sich lange schweigend an, ehe Kiyoomi seine Hand von ihrer Taille nimmt und ihr ihr Haar aus dem Gesicht, hinter ihr Ohr klemmt. „Guten Morgen Aiko.", begrüßt er sie mit warmer Stimme. „Guten Morgen... Kiyoomi..." Im Gegensatz zu seiner Stimme hört sich ihre traurig an. Sie würde ihn jetzt gerne küssen, allerdings traut sie sich nicht.

Lange bleiben die beiden so nicht liegen, denn Kiyoomi richtet sich im Bett auf und zieht die Decke von seinem Körper. Bevor er sich aufrichtet, fährt er sich nachdenklich durchs Haar und schaut zur Decke. „Wo hast du meine Kleidung?", fragt er monoton. „Warte ich bringe sie dir.", antwortet sie ihm noch verschlafen und steigt aus dem Bett aus.

Kiyoomi lacht traurig, als er sich wieder dabei ertappt ihr hinterherzuschauen. Wie sie mit zerzaustem Haar und dem viel zu großem Oberteil und ohne Hose den Raum verlässt. Ein bittersüßes Gefühl macht sich in ihm breit.

„Hier...", sagt Aiko, als sie den Raum betritt und ihm seine Kleidung entgegenstreckt. Eine unangenehme Stille liegt zwischen ihnen. Eine Distanz, die sich plötzlich wie eine große Mauer aufgebaut hat, steht genau in der Mitte von Aiko und ihm. „Danke...", antwortet er knapp und verschwindet im Badezimmer um sich umzuziehen und fertig zu machen.

Auch Aiko macht sich fertig. Allerdings im unteren Badezimmer. Als sie herauskommt, wird sie von ein paar Geräuschen aus dem Flur irritiert und geht mit zusammengezogenen Augenbrauen in den Flur hinein, nur um Kiyoomi dort zu sehen.

Er ist gerade dabei seine Jacke und seine Schuhe anzuziehen, als er Aikos Stimme hört und sie mit großen Augen anschaut. Die Maske, die ihm Hinata gegeben hat, hält er in seiner linken Hand. Entschlossen drückt er sie und kommt einen Schritt auf Aiko zu, die in der Zwischenzeit zu ihm rübergegangen ist.

„Du willst schon gehen? Willst du nicht frühstücken?" fragt sie ihn und merkt wie sich ein dünner, scharfer Faden um ihr Herz wickelt und es fest zusammenschnürt. „Ja...", antwortet er mit tiefer Stimme und schaut ihr tief in die Augen. Kurz räuspert er sich und holt tief Luft.

„Danke Aiko... Danke für alles. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet. Anstatt einfach nur die Hände anderer Leute schütteln zu können, hast du es geschafft, dass ich einen anderen Menschen küsse, ihn berühre und sogar mit diesem schlafe. Ich weiß nicht wie du das geschafft hast, aber ich danke dir... dafür, dass du mir gezeigt hast wie gut sich die Berührung von einem anderen Menschen anfühlt. Ich denke... das war es dann jetzt. Auf Wiedersehen." Ein schmales Lächeln liegt auf seinen Lippen als er seine rechte Hand ausstreckt.

Aiko hört seine Worte, kämpft jedoch zu sehr mit den Tränen und dem Schmerz in ihrem Herzen. Sie schafft es nur ein leises „Auf Wiedersehen." raus zu drücken und auf seinen Handschlag einzugehen.

Für einen Moment drückt er ihre Hand fester, bevor sein Griff sanfter wird und er von ihrer kleinen Hand loslässt. Mit schweren Schritten geht er auf die Tür zu und schließt diese hinter sich, als er das Haus verlässt. Warum fühlt sich dieser Abschied nicht gut an? Warum fühlt dieser Abschied sich für ihn so schmerzhaft an?

-

Lange schaut sie einfach nur auf die verschlossene Tür. Das Haus ist leer, keine Stimmen sind zu hören. Seufzend sackt sie auf den Boden und fängt an ihre Tränen raus zu lassen. Innerlich hatte sie gehofft, dass Kiyoomi doch Gefühle für sie entwickelt hat. Vor allem nach der letzten Nacht. Sie wollte es nicht wahrhaben, dass er doch nur wegen seiner Angst zu ihr gekommen ist. Sie war selbst daran schuld, sich in ihn verliebt zu haben. „Warum bist du nur so dumm?", schluchzt sie traurig und legt ihr Gesicht in ihre Hände.

Über eine Stunde sitzt sie weinend auf dem Boden, versucht sich zu beruhigen, schafft es aber nicht. Denn immer wieder muss sie an Kiyoomi denken. An seine distanzierte, leicht arrogante aber auch freundliche, ruhige Art. Er hat immer wieder versucht den harten Kerl zu spielen, war allerdings als sie jemanden zum Reden gebraucht hat kommentarlos für sie da und hat ihr zugehört. Er ist ein toller Mensch. Wieder weint sie, als sie einen Schlüssel im Türschloss hört und ihren Kopf hebt, um zur Tür zu schauen.

I'm Kiyoomi Sakusa and I'm a germaphobe (kiyoomi sakusa x oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt