15.Kapitel

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15.Kapitel

Wir erreichten das Krankenhaus als es schon dunkel war. Die Sonne war schon seit einer halben Stunde nicht mehr zu sehen. Aber dadurch hatte ich einen wunderschönen Anblick auf manche beleuchteten Straßen von Seouls. So viele Schilder auf einmal in einer Straße habe ich noch nie gesehen. In meiner Heimatstadt in Deutschland gab es sowas nicht, da ich nicht aus der Hauptstadt kam. Ich bin mir sicher, dass ich mich niemals von Seoul sattsehen werde.

„Hoffentlich wird alles schnell verlaufen", seufzte ich als wir durch die Fluren liefen. In Gegensatz zu vor paar Stunden waren nur eine handvolle Leute zu sehen und zum Glück warm niemand an uns interessiert. Hin und wieder begrüßten wir den einen oder anderen Doktor oder Krankenschwester. „Wie es aussieht hat das Personal geschafft die Fans und Paparazzos zu vertreiben oder...", teilte er seine Bewunderung mit. „... haben es aufgegeben auf uns zu warten", endete ich sein Satz lächelnd. „Hauptsache wir werden sie nicht mehr wiedersehen. Zumindest heute nicht mehr", sprach ich den letzten Satz leiserer aus. „Die meisten von ihnen sind bestimmt wieder weg. Aber wer weiß, vielleicht lauern sie hier irgendwo noch in der Gegend", redete er.

Taehyung lief sehr dicht neben mir, sodass unsere Arme sich immer wieder streiften. Jedes Mal wenn es geschah, beschleunigte sich mein Herz. Schlechtes Gewissen plagte mich, als ich jedes mal von den Augenwinkel Taehyung in meine Richtung lächeln sah. Doch ich wusste, dass sein Herz nicht für mich schlug, sondern für eine andere. Und zwar für das Mädchen, in dessen Körper ich gerade steckte. Aus diesem Grund machte ich einen Schritt zur Seite und räusperte mich, um meine Gefühle nicht anmerken zu lassen.

„Musst du nicht langsam zurück. Bestimmt machen die anderen schon sorgen um dich", sprach ich zu ihm, in der Hoffnung, dass er nichts merken würde. „Sie werden erst morgen früh zurück von Amerika sein", teilte er mir die Neuigkeit mit. „Achso", hauchte ich und nickte noch dazu. „Wie ist es so in Amerika?", wollte ich wissen, weil ich noch nie in Amerika gewesen war. „Ganz schön groß und laut. Dort sind die Fans nicht so crazy wie hier", antwortete auf meine Frage. Ein Lachen folgte kurz daraufhin. Fragend hob ich meine Augenbrauen hoch und sah ihn genauso fragend an. „Ich verstehe nicht, was so lustig daran sein soll", sagte ich etwas zu laut zu ihm. Dabei wurde ich von einer Krankenschwester erwischt, die mich tadelnd ansah. Sie stemmte einer ihre Hände auf die Hüfte und die andere hob sie zu ihrem Mund. Ihre Zeigfinger legte sie auf ihre Lippe und machte ein ‚Shhh' Geräusch.

„Tut mir leid", entschuldigte ich mich leise bei ihr und biss mir dann auf die Unterlippe. Um nicht länger ihre stechende Blicke fühlen zu müssen, lief ich schnell an ihr vorbei.

Von den Augenwinkel konnte ich sehen, wie Taehyung zur Seite sah. Sein Rücken bebte, was mich darauf schließen ließ, dass er über mich lachte. Er bekam einen Schlag an den Rücken. „Lach nicht!", schimpfe ich auf ihn ein und stampfte beleidigt und mit aufgeblähten Wangen weg von ihm. Mit seinen langen Beinen schrumpfte er die Entfernung zwischen uns. Sobald er neben mir war, wollte er einen Arm um meine Schulter legen. Doch ich schlug es einfach weg. Zu einem, weil er mich gerade ausgelacht hat und zum anderen wollte ich nicht, dass er mich anfasste. Ich wollte mich nicht ihn verlieben. „Ich möchte doch auch mal was zu lachen haben", versuchte er sich rauszureden. Augenrollend setzte ich meinen Weg fort. Ich ignorierte ihn einfach, weil ich keinen Bock auf eine Diskussion hatte.

„Mensch, Taehyung, du kannst manchmal echt nervig sein", murrte ich eher für mich. Anscheinend hatte er es gehört, denn dann zwickte er mich an meinem Arm. Den Schmerz hatte ich nicht kommen sehen, deswegen zuckte ich zusammen und sprang gefühlte einen Meter weg von ihm. Ich war kurz und knapp ihn anzuschreien und hatte schon meinen Mund geöffnet, doch bevor auch nur ein Wort mich verlassen konnte, legte Taehyung hastig seine beiden Hände über meinem Mund. Eigentlich wollte ich seine Hände von mir wegschlagen, aber er schüttelte seinen Kopf, als könnte er es in meinem Gesicht ablesen. Genauso wie die Krankenschwester vorhin legte er einen Zeigefinger auf seinem Mund. Hecktisch sah er hin und her, um sicherzustellen, dass niemand zu uns sah. „Wir sollten lieber leise sein, um Schwierigkeiten zu vermeiden", kam er schlussendlich mit der Sprache raus.

Ich nickte zustimmend und wartete darauf, dass er seine Hände wegnehmen würde. Ich sah in seine braunen Augen. Er sah mich so liebevoll mit seinen Augen an, als wäre ich für ihn das kostbarste auf der Welt. Ich konnte diesen Blick nicht ertragen, also schlug ich meine Augen nieder. „Warum willst du mich nicht angucken?", flüsterte er zu mir. Ich nahm seine Hände weg von mir und schaffte Abstand zwischen uns. „Weil es mir falsch vorkommt", antwortete ich auf seine Frage ohne richtig überlegt zu haben. „Ich bin doch ein Freund", seufzte er kopfschüttelnd. Mit leicht hängendem Kopf lief er vor. Er schaute nicht einmal nach hinten ob ich ihn folgte oder nicht.

Von mir wurde er mit leicht offenem Mund angeschaut, weil er mich quasi sitzengelassen hat. Schnell holte ich ihn mit großen Schritten ein. Taehyung seufzte tief und fuhr mit einer Hand über seinen Nacken. Die Stimmung zwischen uns war nicht gerade positiv, weshalb ich es schnell ändern wollte. Sanft stupste ich ihn mit den Händen gegen seinen Oberarm. Ich sagte dabei: „Nimm es mir nicht übel, aber ich kann gerade nicht mehr fühlen als bloße Freundschaft. Es kommt mir gerade einfach so vor, als wäre ich in einem Traum. Immer wieder hoffe ich, bald aufzuwachen, damit ich endlich mein Leben die Reihe bekommen kann. Ich möchte so gerne wieder (S/N) sehen." Was ich ihm gerade gesagt habe, hatte ich schon so lange mit mir rumschleppen musste. Ich wollte es unbedingt loswerden, aber ich habe nicht gedacht, dass es bei ihm sein würde.

„Wer ist (S/N)?", schoss von ihm die Frage, wie aus einer Pistole.

The Escape (Taehyung X Leser)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt