5. Haftbefehl

203 8 2
                                    

Nachdem die arme Nelly eine viertel Stunde lang geweint hatte, hatte sie sich endlich beruhigt und Hermine ass mit ihr zu Mittag. Nelly ist eine sehr offene Hauselfin und Hermine hört ihr lange zu. Gerade als auch Hermine mit erzählen beginnen wollte, wurde an die Tür geklopft.

In diesem Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Zum einen gab es einen lauten Knall, der Hermine verrät, dass Nelly disappariert ist. Zum anderen verschwindet das Essen und Geschirr. Und zu guter Letzt öffnet sich mit einem Schwung die Türe und der junge Voldemort sieht emotionslos zu ihr herüber.

"Mister Riddle, wie kann ich Ihnen helfen?", fragt Hermine um die Freundlichkeit bemüht.

Tom Riddle lächelt ironisch und täuscht eine Verbeugung an. "Tut mir leid, ich wollte nicht ihre Privatsphäre stören, doch ich soll Euch möglichst schnell zum Direktor führen."

Verwirrt steht Hermine auf und zieht ihre Stiefel über. Dann hängt sie sich an dem bereitgehaltenen Arm ein und sie stolzieren davon. "Professor Dippet hat sehr aufgeregt gewirkt. Ich hoffe, Sie sind nicht in Gefahr", erzählt Riddle und gibt ihr einen kleinen Seitenblick. Hermine nickt kurz, um zu signalisieren, dass sie ihn verstanden hatte. Was Dippet wohl so wichtiges hatte? Und warum schickte er Riddle, sagte er nicht, sie solle mit so wenig Menschen wie möglich Kontakt haben?

Die Gänge sind allesamt leer. Hermine vermutet, dass die meisten Schüler nun Mittagessen und Dippet sie wohl deswegen jetzt kommen liess. Obwohl es ihr immer noch ein Rätsel war, warum er nicht zu ihrem Zimmer kommt.

"Sind Sie und Mister Malfoy weitergekommen mit Ihrem Projekt?", fragt Hermine, mit der Hauptabsicht auf andere Gedanken zu kommen.

Sofort nimmt der junge Mann neben ihr das Thema auf. "Um ganz ehrlich zu sein, nicht besonders. Wir haben in Zauberkunst ein grosses Abschlussprojekt und Professor Dumbledore wollte mir eine besonders anspruchsvolle Aufgabe geben, das ist ihm wohlgemerkt gelungen." Interessiert horcht Hermine bei dem Namen Dumbledore auf.

"Also ist das Ganze ein Schulprojekt? Das haben Sie in der Bibliothek gar nicht erwähnt, Mister Riddle", bemerkt Hermine an und erhofft sich so, mehr Informationen über dieses Projekt zu kriegen.

"Sie gaben mir auch keine Zeit mich zu erklären." Bevor Hermine irgendetwas erwidern konnte, meint Riddle: "Wir sind da."

Tatsächlich befanden sie sich bereits vor dem Wasserspeiern, denen Riddle leise ein Password zuflüstert. Die edle Wendeltreppe öffnet sich und Riddle führt sie bis nach oben.

Als sie mit Riddle eintritt blicken mehrere Augenpaare auf die beiden. Der Direktor sitzt auf seinem Bürostuhl und sieht verträumt durch die Runde. Hinter ihm steht wie üblich Professor Dumbledore, Merrytought ist diesmal nicht dabei. Vor dem Schreibtisch von Dippet sitzt Augustus Rookwood mit einem alten Mann, dessen Haar bis auf weiteres ausgefallen ist.

"Guten Nachmittag die Herrschaften", begrüsst Hermine die Runde und geht selbstsicher nach vorne.

"Danke Tom", löst der Direktor mit einem Nicken Riddle ab und wendet sich dann an Hermine, "und guten Nachmittag auch Ihnen, Miss Granger. Darf ich Ihnen den Zaubereiminister Leonard Spencer-Moon vorstellen?" Jetzt erkannte Hermine den Mann mit den wenigen Haaren, der sie mit hartem und berechenbarem Gesichtsausdruck ansieht. Sie hatte ihn bereits in Geschichte kennengelernt und auch über ihn gelesen. Es scheint so unwirklich jetzt vor ihm zu stehen.

Der Minister steht auf und küsst ihren Handrücken, so wie es in diesen Zeiten angemessen war.

"Sie müssen uns noch ein paar Fragen beantworten. Ich hoffe, sie hatten bisher einen angenehmen Aufenthalt in Hogwarts." Der Minister setzt sich wieder und Hermine wurde ein Stuhl angeboten. Alle Blicke liegen nun auf ihr.

Etwas nervös meint sie: "Ja, sehr. Vielen Dank." Sie fragte sich, was das wohl noch für Fragen sein werden, schliesslich müsste ihnen klar sein, dass sie nicht zu viel sagen darf.

"Wem gehörte der Zeitumkehrer?"

Diese Frage hatten Hermine bereits befürchtet. Es spielt keine Rolle wenn sie es sagte, oder? "Ich fand ihn in diesen Zimmer."

"Also hatten Sie Erlaubnis hier einzutreten?", fragt Rookwood interessiert.

"Ich kannte das Password. Wie bereits gesagt, es war eine merkwürdige Situation. Jeder an meiner Stelle hätte so gehandelt", versucht Hermine sich zu rechtfertigen. Wie sollte sie auch erklären, dass im Kriege gewisse Gesetze aufgehoben werden?

"Dürfen wir mehr über diese merkwürdige Situation erfahren?", fragt Rookwood und sieht sie abschätzend an.

"So gerne ich das auch würde, das darf ich nicht."

"Was Sie dürfen und was nicht, liegt nicht in der euren Hand, Miss Granger." Der Zauberminister sieht sie streng an.

Hermine wird noch nervöser. Sie darf ihnen den Krieg nicht erzählen. Es würden Vorkehrungen getroffen werden, die Voldemort wiederum verraten werden würden. Er würde genug ihm freundlich gesonnene Mitarbeiter im Zauberministerium haben.

Angestrengt überlegt Hermine, wie sie die Ereignisse klar machen könnte, ohne etwas zu verraten. "Tut mir leid, doch ich kann Ihnen nichts sagen." Hermine getraut sich nicht dem Minister in die Augen zu sehen und sieht stattdessen ihre besonders interessanten Schuhe an.

"Damit wäre die Entscheidung gefallen." Rookwood schenkt dem Zauberminister ein strahlendes Lächeln, dass Hermine Unheil ankündet. "Miss Hermine Granger, sie sind im Namen der magischen Strafverfolgung verhaftet. Sie werden dem Diebstahl sowie Missbrauch magischer Gegenständen angeschuldigt. Wir werden Sie mit ins Ministerium geleiten, wo Sie unter dem Wahrheitstrank Veritaserum ihre Aussage wiederholen werden."

Was? - das ist das einzige was in diesem Moment durch Hermines kopf geht. Sie hat ein wirklich belastendes Problem und kann ihnen nichts sagen ohne, dass sie etwas verraten würde und der Minister mit seinem kleinen Schosshündchen hat keine bessere Idee, als sie wegen Diebstahl und Missbrauch anzuzeigen?!

Unter dem Veritaserum würde sie keine Chance haben, sie müsste alles beichten. Das wäre der Untergang der Welt wie Hermine sie kennt.

Ein Blick in Dumbledores sowie Dippets Richtung zeigt ihr, dass auch die beiden davon wussten. Ist sie denn die einzige, die noch bei Verstand ist?

Rookwood hat sich währenddessen erhoben und kam mit gezücktem Zauberstab auf sie zu. Niemand sonst bewegt sich. Das Gewicht in ihrer Manteltasche verrät ihr, wie einfach es wäre jetzt ihren Zauberstab zu zücken und sich zu wehren. Doch sie hätte keine Chance - gegen Rookwood alleine vielleicht, aber gegen den grössten Zauberer seiner Zeit, Dumbledore, den Schulleiter Dippet und den Zauberminister Spencer-Moon, hat sie nicht die kleinste Chance.

In diesem Moment schwingt die Türe auf und der junge Voldemort steht mit vereister Mine in der Türe. "Ich entschuldige meine Manieren, ich wollte keineswegs lauschen, doch ich merkte schon beim Eintreten, dass etwas nicht mit rechten Dinger zugeht. Ich erhebe Einspruch."

Nun waren alle mucksmäuschenstill und schauen verwundert - in Hermines Fall hoffend - in Tom Riddles Richtung.

"Wie bitte?", fragt der Schulleiter nach und erhebt sich langsam, während er den Schulsprecher nicht eine Sekunde aus den Augen lässt.

Caught in time - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt