Caught in time - Tomione

8. Gerichtstermin

Wieder einmal ist es für Hermine unmöglich zu sagen, wie lange sie schon alleine in diesem verfluchten Raum ist. Zunächst hatte sie versucht, die Sekunden zu zählen, aber das hat sie relativ schnell aufgegeben. Jetzt hat sie in den Büchern gestöbert, die Tom ihr hinterlassen hat, bevor er gegangen war. Das Essen hat sie nicht angerührt.

Das eine Buch, das Tom für sie dagelassen hat, handelt von Hogwarts. Dieses Buch hat sie bereits mit sieben Jahren gelesen, um sich auf Hogwarts vorzubereiten. Es ist also unnötig, es erneut durchzulesen. Trotzdem blättert Hermine das schwere Buch durch.

Die Tür knarrt und Tom Riddle tretet ein. Er schliesst die Tür schnell hinter sich. Sein Haar ist unordentlich und seine Locken stehen in alle Richtungen ab, was ihn irgendwie jünger und verspielter wirken lässt. Seine Wangen sind leicht gerötet, sein Mund steht durch das heftige Atmen leicht offen und seine Augen sind leicht glasig, was Hermine darauf schliessen lässt, dass er gerannt ist. Wie immer hat er ein paar Bücher unter dem Arm, die er ohne ein Wort zu sagen auf den Schreibtisch knallt.

Er scheint angespannt und genervt, als er sagt: "Du wirst vor das Gericht befördert."

Das ist nicht überraschend, deshalb wunderte sich Hermine darüber, dass er so genervt darüber denkt. Hermine hat stark angenommen, dass der grosse Tom Riddle bestimmt einen Plan hat. Lange genug hat sie darüber nachgedacht und versucht herauszufinden, was für eine Art Plan das sein sollte.

"Was hast du jetzt vor?", fragt Hermine etwas frech.

Tom entledigt sich seines Mantels und legt Kleidung auf den Tisch, die er darunter versteckt hat. Er sieht sie einen Moment lang an. "Zieh das an!", bellt er in befehlerischem Ton, bei dem Hermine nur an eine Runde voller Todesser denken kann, denn so fühlt sie sich gerade.

Tom hat gezeigt, dass er sie lebend braucht, deshalb hatte Hermine nur wenig Scheu, das Kommende anzusprechen: "Was ist, wenn nicht?"

Genervt schnaubt Tom und beginnt ihr ihre Kleidung gewaltsam abzuziehen. Er ist stärker, als sie vermutet hat. Er macht ungeduldig weiter, bis sie sagt: "Schon gut, ich mache es selbst."

Während sie sich umzieht, erklärt Tom: "Du darfst nichts sagen, denn du kannst nur die Wahrheit sagen. Ich werde dich vertreten und für dich sprechen. Aber wenn ich das tue, muss ich mir wirklich sicher sein, dass du nichts sagst, sonst könntest du den gesamten Plan zerstören."

"Willst du mir nicht lieber deinen fantastischen Plan anvertrauen?", fragt Hermine. Sie ist etwas abgelenkt von seinem Blick, der während sie sich umzieht, die ganze Zeit auf ihr haftet. Er sieht ihr jedoch unberührt weiter zu, bis sie fertig ist.

"Nein, es ist besser wenn alle im Unwissen darüber sind." Hermine erschauert es davor, was er wohl versuchen wird.

Hermine ist versucht, seine Ehrlichkeit anzuzweifeln, aber sie kann sich seinen Zorn vielleicht doch nicht leisten. Vielleicht ist er der einzige Weg zurück in ihre Welt.

"Wir gehen." Tom öffnet die Tür und wirft Hermine einen Umhang zu, den sie nur zu gut kennt. Es ist der Tarnumhang, und Hermine erstarrt. Es ist doch nicht richtig, was Dumbledore über ihn sagte. Er hat nicht nur den Elderstab begehrt, sondern ebenso den Tarnumhang, und wer weiss eventuell sogar den Stein der Wiederauferstehung. Doch wie kam er an diesen, und wie verlor er ihn an die Potters?

"Das ist ein Tarnumhang. Zieh ihn über und du wirst unsichtbar für alle anderen. Halte aber stets meinen Arm, damit ich weiss, dass du noch da bist. Solltest du versuchen abzuhauen, werde ich keine Mittel unversucht lassen, dich zurückzuholen", erzählt er, und Hermine nickt, während sie gekonnt den Mantel über sich schwingt.

Dann bringt Tom sie auf das Schlossgelände, wo der Schulleiter und einige Lehrer bereits warten. Sie disapparieren ins Ministerium und gehen durch die vielen Gänge bis zum 10. Stock, wo sich das Zaubergamot befindet. Wie üblich sind etwa fünfzig reguläre Mitglieder in ihren pflaumenblauen Roben anwesend. Der leitende Grossmeister sitzt auf dem Körperschaftsstuhl und der Zaubereiminister, der Leiter der Strafverfolgung und der Unterstaatssekretär sitzen daneben.

Sie zieht den Umhang aus, aber Tom wirft ihn sofort wieder über sie und geleitet sie zu einem Stuhl.

"Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Tom Riddle und ich vertrete die Mandantin, die heute angeklagt ist." Seine Stimme ist fest und lässt keinen Zweifel daran, dass er weiss, was er tut.

"Mister Riddle, darf ich fragen, warum Sie ohne die soeben benannte angeklagte Mandantin gekommen sind?", fragt der Grossmeister und klingt nicht sehr erfreut. Frauen sind zu dieser Zeit das schwache Geschlecht, und so sieht es auch der konservative Meister. Er ist froh, dass sie einen starken Mann hat, der das Sagen übernimmt. Trotzdem würde er gerne die Reaktionen der Frau sehen.

"Mit Verlaub würde ich dies gerne erklären?" Nach dem Nicken des Grossmeisters fährt Tom fort: "Wie alle Anwesenden in diesem Saal bereits wissen, behauptet diese Frau aus der Zukunft zu kommen. Bitte unterbrechen Sie mich, wenn ich etwas Falsches sage. Die Zeit ist ein sehr komplexes Konstrukt, und wenn es stimmt, was diese Frau behauptet, dann ist allein die Tatsache, dass wir uns hier alle versammeln, gegen die eigentliche Zeitlinie. Das könnte katastrophale Auswirkungen auf die Zukunft haben. Deshalb fände ich es angebracht, wenn das Aussehen dieser Frau geheim bleibt. So wird sie niemand von uns in der Zukunft wiedererkennen können." Tom hat geendet, und es ist still im Saal. Hier und da wird getuschelt, doch der Grossmeister hat sich noch nicht dazu geäussert.

Er räuspert sich nach einiger Zeit. "Nehmen wir an, sie würde als schuldig bestimmt werden. Müsste sie sich dann zeigen?"

Tom nickt langsam. "Ja, das müsste sie."

"Nun gut. Dann lasst die Verhandlungen beginnen." Er scheint fast zufrieden mit sich zu sein, dass er solch eine Entscheidung getroffen hat. Hermine fragt sich, ob er wohl zum ersten Mal auf diesem Stuhl sitzt.

Tom beugt sich zu ihr und flüstert ihr erneut zu: "Du sagst kein Wort." Und dann beginnt die Verhandlung.