Kapitel 18

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Ivy:

Ich habe es am nächsten Morgen mal wieder geschafft mich zu schminken, mich ordentlich anzuziehen und mir die Haare zu waschen. Eine Wahl habe ich auch nicht wirklich, denn wenn meine Mutter mich so sieht, würde sie mich wahrscheinlich Kreuzigen. Es war ihr schon immer unangenehm wenn einer von uns umgestylt das Haus verlassen hat. Mit der Reisetasche in der Hand sperre ich meine Wohnungstür ab und eile dann die Treppen des Hauses hinunter, in dem ich wohne. Die Tram ist so gestopft voll wie an jedem Morgen. Männer in Anzügen stehen dich gedrängt an Müttern mit Kinderwägen und pickligen Teenagern. Der Geruch all dieser Menschen vereint, ist keiner, den man sich in einer Parfum Flasche abfüllen würde, eher löst er einen Brechreiz aus! Gute zwanzig Minuten später erreiche ich endlich die Uni und eile in den Saal. Clarissa sitzt schon an unserem Stammplatz. Sie hat die blonden Haare heute zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Sie lächelt als sie mich kommen sieht. Ich lasse mich neben sie fallen, hole meine Wirtschaftsbücher hervor und stelle meinen Kaffeebecher neben mir auf den Tisch. Clarissa mustert mich. „Irgendwas ist heute anders an dir." sie tippt sich gegen die Lippe. „Ich komm noch drauf." schmunzelt sie. Ich nehme gerade einen Schluck von meinem Kaffee, als Phine sich neben mich sinken lässt und meint. „Sie sieht besser aus, hat sich sogar geschminkt." Clarissa schüttelt den Kopf. „Das ist es nicht." sie legt den Kopf schief, mustert mich abschätzend. Genaugenommen wendet sie nicht mal den Blick ab als unser Professor den Raum betritt, den sie sonst gerade angafft, weil sie schwört er wäre der heißeste Mann an der ganzen Uni. Ich nehme meinen Stift in die Hand kritzele ein paar Sätze auf meinen Block, die der Prof wiedergibt. Als ich ihren Blick ein paar Minuten später immer noch auf mir spüre hebe ich abwehrend die Hände. „Ok, ich sag es euch, aber ihr müsst bin versprechen, dass ihr nicht ausrastet. Vor allem du nicht Clarissa." Sie mustert mich mit zusammen gekniffnenen Augen. Wahrscheinlich ist ihr klar, dass ich ihnen etwas wichtiges Vorenthalte, was ihr so ganz und gar nicht gefallen würde. Dann jedoch, wahrscheinlich mangels an Alternativen nickt sie. Ich hole einmal tief Luft, ehe ich die Bombe platzen lasse. „Ich hatte Sex mit Declan." Vorsichtig schiele ich zu Clarissa, deren Gesicht langsam rot anläuft. „Du hast bitte was getan?" ihre Stimme ist schneidend wie kaltes Eis. „Ich hatte Sex mit Declan.. gestern Abend, nachdem ihr weg wart?" wispere ich. Sie lacht lauthals „Phine, ich glaub ich muss mich gerade verhört haben, mir war als hätte Ivy gerade gesagt, dass sie letzte Nacht das Irische Arschloch von ihrem Nachbarn gefickt hat." Phine schüttelt den Kopf. „Da hast du wohl richtig gehört." Clarissa fällt jeglicher Humor aus dem Gesicht. Dann donnert sie, und zwar, so laut, dass er der ganze Hörsaal verstehen kann: „Ivy, Maria Magdalena Montgommery.. bist du jetzt völlig verrückt geworden!" Der Prof ermahnt uns zu ruhe. Sie zeigt ihm den Mittelfinger. „Seien sie still, wären Männer nicht solche Herzbrechenden Arschlöcher, dann würde ich jetzt nicht das Herz meiner zugegeben wirklich dummen besten Freundin zusammen flicken müssen!" einen Moment wird es Still im Raum, dann beginnen die ersten zu lachen. Der Prof schmunzelt. „Vielleicht wollen sie Ms Montgommerys Probleme ja in offener Runde diskutieren?" Clarissa schnaubt. „Damit sich dann jeder das Maul über sie zerreißt, sicherlich nicht!" Clarissa geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie steht auf, deutet auf den Ausgang und meint. „Mitkommen!"

Ich bin mehr als erschöpft, als ich Stunden später in der Bahn auf dem Weg zu meinen Eltern sitze. Clarissa hat mich nachdem wir den Hörsaal verlassen haben erstmal eine ganze Weile ignoriert, ehe sie mich dann in den Arm genommen hat und sagte so würde ich niemals von im los kommen. Außerdem würde Sex Bewältigung ja gar nichts bringen, wenn ich es nicht mit einem anderen Kerl treibe. Ich habe daraufhin gelacht und ihr den Vogel gezeigt. Jetzt allerdings wo ich hier alleine sitze und mein Handy schon die dritte Nachricht von Declan anzeigt, frage ich mich langsam, ob dass nicht die Lösung währe. Ich reibe mir über die Stirn, starre erneut auf mein Display und auf seine Nachrichten.

Declan:>Das zwischen uns ist noch nicht vorbei Ivy!<

Declan:>Wenn du es wagst einen anderen Kerl zu ficken bringe ich ihn um! Du gehörst mir.<

Declan:>Mach endlich die verdammte Tür auf, damit wir reden können.<

Ich schmunzele. Kurz überlege ich, ob ich ihm bescheid geben sollte, dass ich das Wochenende zu meinen Eltern fahre, doch dann erinnere ich bin erneut mit all dem aufkommenden Schmerz, was er getan hat und stecke das Handy in meine Tasche ohne ihn weiter zu beachten. Er verdient es nicht, dass ich ihn beruhige. Gute zwei Stunden versuche ich mich von dem Gedanken an ihn abzulenken, ehe ich endlich am Bahnhof ankomme. Seit Vater steht am Gleisrand. Auch wenn er die Person ist, mit der ich am allerwenigsten gerechnet habe, freue ich mich ihn zu sehen. Ich fliege ihm gerade zu in die Arme. Er zieht mich fest an sich. „Ich freue mich so dich zu sehen Dad." wispere ich. Sein Duft, nach alten Büchern, Minze und dem Geruch nach Apfelkuchen meiner Mutter umgibt ihn. Tränen treten mir in die Augen. Ich verberge den Kopf an deinem Hemd. „Ich freue mich auch, dass du gekommen bist Liebling." Hastig wische ich die Tränen weg, damit er sie nicht sieht. Mein Vater scheint nicht den Hauch meiner Verzweifelung wahrzunehmen. In diesem Moment sollte ich froh darum sein. Dennoch, werde ich das Bedürfnis nicht los, mich einer Männlichen Person anzuvertrauen. Im Radio läuft Kirchenmusik, als wir mit seinem alten Chevrolet nach Hause fahren. Ich kenne die Strecke. Tausend mal bin ich in meiner Jugend hier mit dem Fahrrad entlang gefahren. Doch dieses mal, habe ich das Gefühl, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Als das Haus meiner Eltern in Sichtweite kommt seufze ich erleichtert.

Meine Mom steht schon vor dem Haus als wir vorfahren. Sie zieht mich fest in ihre Arme, als ich aussteige. „Endlich bist du da." ich ringe mir ein Grinsen ab, als ich das Handy in meiner Tasche erneut vibrieren spüre. Declan schießt bin durch den Kopf. Mit aller Macht schiebe ich den verzweifelten, verletzten Ausdruck in seinen Augen aus meinen Gedanken. „Wo ist Jamie?" frage ich als wir reingehen. Seit Vater trägt meine Tasche und eilt Richtung Gästezimmer. „In seinem Keller." meine Mom winkt ab, zieht mich mit in die Küche. „Na komm Kind, du musst hunger haben." Ich schüttele den Kopf. „Nein, ich habe im Zug was gegessen. Ich will nur kurz zu Jamie." damit lasse ich sie fast Wortlos stehen und eile in den Keller. Auf halben Weg die Treppe hinunter wird unten die Türe geöffnet. Seit Bruder steht halbnackt in der Türe. Er ist groß und muskulös, aber eher drahtig und schmaler als Declan. Er ist ein Fußballer, Läufer. Ausdauernd und nicht auf die breite Trainiert wie Declan. Trotzdem ist er sehr gut aussehend mit seinen blonden kurzen Haaren und den blauen Augen. Sein Oberkörper ist voll Tätowiert, genau wie die Hände, bis vor zu den Finger. Ebenso wie ein Teil seines Gesichtes. Jamie trägt nur eine blaue Jogginghose und weiße Tennissocken. Er grinst als er mich kommen sieht, breitet die Arme aus. Ich lasse meine Handtasche einfach achtlos auf den Boden fallen und stürzte in seine Arme. Er zieht mich fest an sich. Ich vergrabe die Nase an seiner Warmen Haut seiner Brust. Atme tief ein. Der Geruch nach Tabak, Marihuana und den Minz Kaugummis die er immer kaut umgibt ihn und lässt mich bei mir jegliche Zurückhaltung fallen. Tränen sammeln sich in meinen Augen, laufen über. Dann schluchze ich und mein gesamter Körper wird von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt. Jamie flucht. „Scheiße Kleine, was ist passiert?" Ich schüttele nur den Kopf. Drücke meine Nase fester gegen seine Brust. „Komm Schwesterchen." er zieht mich Richtung Tür, angelt dabei meine Handtasche vom Boden. „Wir sollten besser rein gehen. Ich hab so das Gefühl, dass es hier um einen Schwanz geht, dass sollten Heiland und Heilandhilde besser nicht hören."

Mr. IrishWhere stories live. Discover now