🔮Dein Tod steht bevor, doch du darfst nicht sterben.
Wirst du es tun, liegt die Welt in Scherben.
Entscheide richtig und sei auf der Hut,
die Zeit läuft ab und bald dein Blut.🔮
Sie soll sterben und damit die Apokalypse auslösen? Das klingt für d...
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Irgendwann hörte das Schluchzen auf. Es war, als hätten alle unterdrückten Emotionen der letzten Jahre Leontiens Körper verlassen. Sie fühlte sich reingewaschen und auf eine merkwürdige Art befreit. Jasper hatte sich auf die andere Seite des Himmelbetts gelegt, eine Kissenmauer trennte die beiden voneinander. Gerne hätte Leo ihn gefragt, warum er versucht hatte sie zu retten, warum er sich vor ein fahrendes Auto geworfen hatte – eine Handlung die dem Selbsterhaltungstrieb jedes gesunden Menschen widersprach. Aber ihr plötzlicher Anflug von Mut war vorüber. Diese Frage konnte warten. Irgendwann würde der richtige Moment schon kommen und vielleicht würde sie sogar irgendwann über die Schulaufführung reden können. Diese für sie ungewöhnlich hoffnungsvollen Gedanken begleiteten sie in den Schlaf.
,,Aufstehen!" Orcus tiefer Bariton ließ den Kristalllüster erklirren. Leo zuckte zusammen, als sie in das vernarbte Gesicht des Hünen blickte, der über ihr aufragte wie der Turm zu Babel. Hinter ihm tauchte Claire auf. Ihr freudiges Grinsen erstarb, als sie Jasper neben Leo bemerkte. ,,Jasper? Wieso ... habt ihr etwa?", sie justierte nervös ihre Brille und räusperte sich. ,,Ich wollte sagen: Hopp hopp! Raus aus den Federn! Wir gehen shoppen!" Orcus rümpfte die Nase. Es war offensichtlich, dass er sich schönere Dinge vorstellen konnte, als drei Jugendliche durch die Unterwelt zu lotsen. ,Vielleicht mit Speeren Mammuts jagen, Seelen aus Körpern saugen oder was ein Orcus sonst so in seiner Freizeit macht', dachte Leo.
Jasper war derweil aus dem Bett gestiegen und starrte feindselig in Orcus Richtung. ,,Sie! Sie sind dieser Typ der Leo als Sexsklavin halten wollte!"
Leos Kopf ruckte herum. ,,Wie bitte?"
,,Du möchtest dich nicht mit mir anlegen, Kleiner!", grollte Orcus und seine Brustmuskeln zuckten unheilvoll.
Jasper überlegte einen Moment, dann hob er beschwichtigend die Hände. ,,Sorry Alter, ist mir so rausgerutscht!"
Orcus schnaubte. ,,In fünf Minuten seid ihr fertig. Ich warte vor der Tür." Er packte Claire am Arm und zog sie mit sich. Kurz, bevor er die Tür erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um. Sein Blick huschte zwischen Jasper und Leo hin und her. ,,Eva wird hierüber nicht erfreut sein."
Fünf Minuten später trafen sie sich vor der Tür. Orcus führte sie durch verschlungene Höhlengänge hinaus in den Dschungel. Jasper hatte seine ,,Prinz vom Jupiter"- Aufmachung anbehalten, der nachtschwarze Umhang flatterte albern hinter ihm her, obwohl absolute Windstille herrschte. Leontien hatte sich aus den Unmengen an Kleidungsstücken ein schlichtes Shirt und eine Jeans ausgesucht. Neben Claire, die ein wunderschönes hellblaues Kleid trug, das die Kurven ihres kleinen Körpers betonte, fühlte sie sich underdressed. ,Underdressed? Wir gehen auf einen Schwarzmarkt, nicht auf eine von Anaïs Fashion-Galas', rief sie sich zur Ordnung. Jasper und sie hatten bis jetzt noch kein Wort gewechselt, eine unangenehme Stille lag über ihnen, die Claire anfangs noch mit unsinnigem Gebrabbel gefüllt hatte. Nachdem Orcus ihr einen düsteren Blick zugeworfen hatte, war aber auch sie verstummt. So kämpften sie sich einen Pfad durch hohes Farnkraut, passierten das goldene Tor und schließlich auch die schützende Barriere, die das zweite Paradies umgab.
