🌸 Kapitel 14 🌸

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Verbotene Verlockungen

Die Welt, die hinter dem Höllentor lag, war düster und karg

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Die Welt, die hinter dem Höllentor lag, war düster und karg. Keine große Überraschung, fand Leo, aber in diesem speziellen Fall hätte sie sich eine Überraschung sogar gewünscht. Zusammen mit Orcus watete sie durch eine trostlose Moorlandschaft, in der ihre nackten Füße versanken, dann führte er sie über graslose Hügel, auf denen sich knorrige Bäume wie die Hände lebendig Begrabener gen Himmel reckten. Wobei Himmel eine maßlose Übertreibung war. Über ihnen breitete sich eine dunkle Ungewissheit aus - wolkenlos, gräulich, ohne Anfang oder Ende. Die ganze Zeit war es so still, dass Leo sich sogar das Wimmern der Seelenlosen zurückwünschte. Das lauteste Geräusch war ihr regelmäßig pochendes Herz. Je mehr sie sich auf die Stille konzentrierte, desto mehr hatte sie das Gefühl, es nicht mehr aushalten zu können. Orcus schien es genauso zu gehen, denn er stimmte einen tiefen Ton an. Leontien nahm an, dass dies ein Trick war, um nicht verrückt zu werden, denn das Summen schien ansonsten nicht zu dem Hünen zu passen. Sie tat es ihm gleich. ,Bien sûr! Natürlich fällt mir jetzt nur das vermaledeite ,,All I want for christmas is you" ein', dachte sie, aber es war besser als nichts. 

Nach einiger Zeit stoppte Orcus. Sie befanden sich unter einem der Halloween-Bäume, auf der Kuppe eines Hügels. Von hier aus konnte man eine weite Ebene überblicken. Rechts drängten sich schiefe, schwarze Häuser dicht aneinander. Die Stadt sah aus wie ein krankes Insekt, das sich unter Schmerzen zusammenkrümmte. Im Gegensatz dazu lag auf der linken Seite ein Waldgebiet mit bunten Pflanzen und hohen Bäumen. Ein perlmuttfarbener Schimmer lag wie eine Kuppel über ihm und eine Mauer umschloss die grüne Fläche, trennte sie von der Stadt ab. Orcus blieb kurz stehen und deutete erst auf die Stadt: ,,Dort leben die Verdammten – die Bewohner der Hölle", dann auf die grüne Oase : ,,Das ist unser Ziel. Das zweite Paradies. Dort lebt unsere Mutter, meine Herrin." Ein stolzer Ausdruck huschte über sein Gesicht, seine langen Haare wehten im Wind. Leontien brannte danach, zu fragen, wer diese Herrin war, was hier eigentlich vor sich ging und welche Rolle sie dabei spielte. Aber sie traute sich nicht. Stattdessen folgte sie ihm nur summend.

Je näher sie den schwarzen Giebeln der Häuser kamen, desto mehr Menschen liefen ihnen über den Weg. Sie wirkten gequält und müde und schienen in ihren eigenen Gedanken gefangen zu sein. Leontien und Orcus kamen am Fuß des Hügels an, genau am Stadtrand. Eine rothaarige Frau mit glasigem Blick kam auf sie zugewankt. ,,Bitte! Bitte! Ich werde mich bessern! Mach, dass es aufhört!", stammelte sie und packte Leontiens Arm. Die Frau beugte sich zu ihr und schnupperte gierig an ihren Haaren. ,,Mhm, so frisch! So unschuldig!", sagte sie, bevor sie sich wutentbrannt an Orcus richtete: ,,Gib mir etwas davon! Gib mir meine Erinnerungen zurück!"

,,Fort mit dir, Verdammte!" Orcus stieß sie nach hinten und sie  fiel auf das harte Kopfsteinpflaster der Gasse. ,,Komm. Das Gesindel der verlorenen Stadt ist kein Umgang für Götter!", sagte er und zog Leo weg von der fluchenden Frau und den schiefen Häusern, die hinter ihnen aufragten.
,,Götter?", fragte Leo schockiert. Sie musste sich verhört haben. Der Hüne antwortete nicht, sondern schaute in die schimmernde Luft vor ihnen.

Afterlife - Flucht vor dem TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt