Im Raum außerhalb der Zeit
Kaum hatte sie den Griff der Tür berührt, fuhr ein elektrisierendes Gefühl durch ihre Hand und von dort aus in ihren gesamten Körper. Sie spürte das silberne Metall unter den Fingern, die Einkerbungen und Linien, mit denen es verziert war. Allein durch Willenskraft hätte sie ihre Hand nicht von dem Knauf lösen können, er war mit ihr verwachsen wie ein Teil ihres Körpers. Energie überrollte Leontien, schwappte durch sie hindurch wie reines, alles durchdringendes Licht und die Atome fanden an ihren angestammten Platz zurück.
Vollkommenheit.
Der Moment dauerte so lange wie ein Kamerablitz, dann riss die Verbindung ab und Leo fiel vornüber auf einen harten Dielenboden. Geblendet blieb sie einige Sekunden dort liegen und hörte ihrem Atem zu, bis er sich beruhigte. Die tanzenden Sterne vor ihren Augen verschwanden und machten der umliegenden Dunkelheit Platz.
Das, was sie gerade erlebt hatte, war einfach unglaublich, unfassbar, unrealistisch - einfach zu viel für das Bewusstsein eines normalen Menschen. Das konnte nur ein Fiebertraum sein, auch, wenn ihre Reality Checks etwas anderes ergeben hatten. Oder war sie geistesgestört? Übergeschnappt? Hatte sie LSD eingeworfen? Ausgeschlossen. Es widersprach grundlegend ihrem Charakter, ihre Sinne zu betäuben. Eher würde sie einen Fehler zugeben.
,,Wie wäre es mit aufstehen?", flüsterte ihr ihre innere Zynikerin zu, ,,Oder willst du die Dielen noch genauer inspizieren? Sind schön braun, nicht?"
Um Kraft zu sammeln sog sie noch einmal tief den Sauerstoff in ihre Lunge. Den Verwesungsgestank der Geisterstadt hatte sie hinter der Tür zurückgelassen. Ein neuer Duft kitzelte sie in der Nase: Das Aroma von alten Büchern: süßlich, modrig - mit einer Spur von Leim. Leo stemmte sich in eine hockende Position und ihre grünen Augen weiteten sich. Alle Gedanken, die sie gerade eben noch geplagt hatten, waren wie weggepustet. Selbst ihre Wade hatte aufgehört zu schmerzen. Hätte sie nach unten geschaut, wäre ihr aufgefallen, dass kein einziger Kratzer mehr ihre Haut verunstaltete. Aber ihr Blick war von etwas anderem gefangen.
Sie befand sich in einer alten Bibliothek.
Und was für einer! Jede gut sortierte Hochschul- oder und Universitätsbibliothek wäre vor Neid erblasst.
Sieben Stockwerke war sie hoch, an der Decke hingen glitzernde Kronleuchter, die schillernde Lichtpunkte über die antiken braunen Dielen und roten Ohrensessel wandern ließen. Eine lange Reihe von Pfeilern erstreckte sich vor ihr, alle mit Holzornamenten verziert, die sich in Form von Efeublättern, Symbolen oder Blumen um sie rankten. Ab der Länge des dritten Pfeilers begann ein roter Flokatiteppich, der sich über die ganze Länge der Halle erstreckte und Leos Blick auf das 20 Meter große Wandgemälde lenkte.
Es zeigte Justitia, die römische Göttin der Gerechtigkeit - mit dem Unterschied, dass die Waagschalen ihrer Waage nicht leer, sondern auf der rechten Seite mit einem Herz, auf der linken Seite mit einem Gehirn gefüllt waren. Sehr merkwürdig. Leontien bemerkte zudem, dass nirgendwo Treppen waren, die in die höher gelegenen Etagen heraufführten.
Sie trat einen Schritt nach vorne.
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Afterlife - Flucht vor dem Tod
Paranormalne🔮Dein Tod steht bevor, doch du darfst nicht sterben. Wirst du es tun, liegt die Welt in Scherben. Entscheide richtig und sei auf der Hut, die Zeit läuft ab und bald dein Blut.🔮 Sie soll sterben und damit die Apokalypse auslösen? Das klingt für d...