Kapitel 30

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Mein Leben fühlte sich wie eine Telenovela, wie ein schlechter Thriller oder ein Dramafilm an.

Ich wandelte auf der Straße umher. Keine Ahnung, wie viel Uhr es inzwischen war, aber die Sonne knallte mir bereits auf den Nacken. Die Leute, die an mir vorbei joggten oder mit ihren Hunden Gassi gingen, warfen mir komische Blicke zu. Ich musste schrecklich aussehen, wie ich da so orientierungslos lief. Bestimmt glich mein Anblick einer Leiche. Mein Haar war zerzaust und ich sah aus, als hätte ich Tage keinen Schlaf bekommen.

„Grace!", rief auf einmal jemand.

Ich drehte mich um. Es war Summer Wilson, meine ehemalige beste Freundin - bis sie sich auf der High School geändert hatte und zu den „Coolen", Kimberly's Gang, gehören wollte und mich sitzen gelassen hatte, als hätte unsere Freundschaft nie existiert.

„Ist alles okay?", fragte sie vorsichtig.

Sie musste mich von ihrem Fenster aus gesehen haben. Ich erinnerte mich noch sehr gut an Summer's Zimmer, in dem wir stundenlang zu Destiny's Child getanzt hatten und Serien wie H20 geschaut hatten, von der wir wie besessen gewesen waren.

„Seit wann interessiert dich das?", fragte ich mürrisch.

Summer hatte mich als Freundin von Kimberly Stone nie eines Blickes gewürdigt. Ihr war Ansehen wichtiger als unsere Freundschaft gewesen. Summer hatte mich damals sehr verletzt, aber ich hatte gelernt darüber wegzukommen, als ich Serena kennengelernt hatte. Ich brauchte Summer nicht mehr.

„Du siehst ziemlich übel aus. Soll ich dich nach Hause bringen?"

„Nein", gab ich kalt von mir und lief weiter.

Nach einer Weile bemerkte ich, dass sie mir nachlief. Wütend drehte ich mich um. „Verschwinde! Was willst du?"

„Ich lass dich so nicht alleine rumlaufen. Hier läuft ein Mörder rum, der es scheinbar auf junge Mädchen abgesehen hat. Hast du das etwa schon vergessen?"

Der es auf meine Schwester abgesehen hatte, korrigierte ich sie in Gedanken.

„Ich will, dass du jetzt nach Hause gehst."

Ich ignorierte sie und lief weiter.

„Verdammt, Grace. Was ist denn los? Ich habe dich so noch nie gesehen."

Ich wirbelte zu ihr herum. „Du hast seit zwei Jahren nicht gesehen, wie es mir geht!"

Summer schaute bedrückt zu Boden.

Ich hatte wirklich keine Lust mich auf eine versöhnende Unterhaltung einzulassen. Dieser Zug war schon längst abgefahren.

Zu meinem Glück folgte mir Summer diesmal wirklich nicht mehr. Früher war sie es gewesen, die mich stehen gelassen hatte. Jetzt war ich diese Person und ich fühlte mich gut, dass es mir nichts ausmachte. So, wie es Summer damals vor zwei Jahren scheinbar scheiß egal gewesen sein musste.

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Nach der komischen Begegnung mit Summer war ich tatsächlich nach Hause gegangen. Mom und Dad hatten mir die Türe aufgemacht. Ihre Augen waren gerötet und sie waren so erleichtert gewesen, mich zu sehen. Als sie mich gerade in die Arme nehmen wollten, drückte ich mich an ihnen vorbei.

„Grace Morris, du bleibst sofort stehen!", rief Dad, als ich die Treppe hochlaufen wollte.

Ich hielt inne.

„Du läufst nicht schon wieder weg!"

In seiner Stimme schwang etwas Warnendes.

„Mein Schatz, bitte rede doch mit uns", bat Mom.

Just The Way You AreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt