Kapitel 20

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Wer kannte es auch? - Diese Erleichterung, wenn man Freitag Nachmittag aus der High School mit dem Gedanken kam, dass endlich Wochenende war. Besonders, wenn sich die Woche so lange wie bei mir hingezogen hatte. In der letzten Stunde hatten wir Chemie, mein absolutes Hassfach. Der Zeiger von der Wanduhr, auf den ich wie hypnotisiert gestarrt hatte, hatte sich so lahm wie eine Schnecke bewegt. Als dann aber endlich der erlösende Ton der Schulglocke ertönte, lief ich erleichtert mit meinen besten Freunden Joe und Serena nach draußen. Serena kam heute nach der High School zu mir.

„Wochenende!", rief Serena begeistert und schmiss wie ich es tat, ihren Rucksack in eine Ecke. Serena fühlte sich hier wie Zuhause. Sie lief zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Orangensaft heraus, aus der sie ohne ein Glas zu benutzen, trank. „Wann kommen deine Eltern?", fragte sie, während sie sich ungestört Schokolade von einer Tafel abbrach und die Stücke davon verschlang. Serena war eine von den Mädchen, die so viel essen konnte wie sie wollte und dabei keinen Gramm zunahm. Wer hatte auch so eine Freundin? Die Welt war wirklich unfair.

„Erst spät in der Nacht", antwortete ich. „Du weißt ja, freitags ist die Klinik mega voll."

Serena nickte wissend und lief zum Tiefkühler. „Bock auf Frühlingsrollen?"

„Jap", nickte ich und setzte mich erschöpft an die Kücheninsel. Der Unterricht war heute wieder total anstrengend gewesen und unsere Französischlehrerin, alias Hexe, hatte mal wieder einen unerwarteten Test geschrieben, bei dem ich voll reingeschissen hab.

Serena heizte unseren Ofen vor und setzte sich gegenüber von mir. „Was machen wir heute?"

Ich stöhnte und streckte mich gähnend. Ich war total müde. „Am besten eine Serie durchsuchten. Wie wär's mit Prison Break? Wir könnten wieder von vorne anfangen."

„Nicht schon wieder. Das würden wir ja zum vierten Mal tun."

„Sag mal, sind wir eigentlich netflixsüchtig?", grinste ich.

Serena begann zu lachen. „Definitiv. Wir haben dieses Adjektiv erfunden."

Ich schmunzelte und zog mir meine verschwitzten Socken aus. Wenn es draußen wärmer wurde, lief ich am liebsten Barfuß durch's Haus. Das war irgendwie so ein befreiendes Gefühl.

„Hey Grace, ich find's echt gut von dir, dass du endlich eingesehen hast, dass das tote Mädchen wie du aussieht", murmelte sie.

Das hörte sich immer noch so komisch an. „Hm", machte ich. „Wurde ja auch irgendwann mal Zeit."

„Du bist jetzt also für unsere Gruppe?", hakte sie nach.

„Die Gruppe, der du dich einfach so angeschlossen hast?", fragte ich spitz.

Serena presste ihre Lippen zusammen. „Tut mir leid deswegen, falls es so rüberkam, als wär ich dir in den Rücken gefallen."

„Schon gut", schüttelte ich ab.

„Ich bin eben nur der gleichen Meinung wie Amber. Wir Teenager haben andere Möglichkeiten wie die Polizei. Wir kennen Cliffstone wie unsere Westentasche und außerdem kennen wir hier jeden. Wir wollen einfach herausfinden wer es war - das ist alles. Vor allem warum das Mädchen wie eine Kopie von dir war."

Ich nickte wissend und fragte dann interessiert: „Was hältst du eigentlich von Amber?"

„Puh", blies Serena die Luft aus ihren Lungen und lehnte sich zurück. „Keine Ahnung - Amber Sullivan...", murmelte sie nachdenklich. „Ich denke, dass die innerlich total kaputt ist und das nicht nur wegen den ganzen Drogen, die sie mit ihren Junkiefreunden konsumiert. Amber ist irgendwie..." Serena suchte nach Worten. „Speziell. Irgendwie auch geheimnisvoll und ziemlich verschlossen."

Just The Way You AreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt