Dunkelheit legt sich auf die Welt.
Kriecht herein durch das Glas an den Fenstern,
den Schlitz unter der Tür,
das Schlüsselloch.
Sanft, zärtlich bewegt sie sich
durch den Raum, das Zimmer
das Mädchen.
Fließt in sie hinein,
löscht die Wärme des Tages,
macht Platz, macht Raum
für ihre eigene Dunkelheit.
Ihr kleiner Schatten,
versteckt hinter sonnigen Gedanken.
Manchmal muss er raus,
frei, schwer nur von seinem eigenen Gewicht.
Manchmal muss er gespürt werden,
verlangt er
gespürt zu werden.
Schabt an den Innenseiten des Mädchens,
schabt und kratzt,
will, dass sie sich krümmt.
Verlangt, gespürt zu werden.
Und sie spürt ihn.
Spürt ihre Vergangenheit.
Spürt, was sie verdrängt hat.
Und er bahnt sich seinen Weg,
an die Oberfläche.
Nimmt jede Erinnerung,
jedes Gefühl von Erinnerung,
jedes Lachen,
jeden seltenen Glücksmoment,
jeden Verlust,
jeden Schmerz,
nimmt alles mit, was er aufgehoben hat.
Manchmal muss er es loswerden,
ihren Ballast abwerfen,
sie den Ballast spüren lassen.
Sie hat keine Chance,
manchmal ist er stärker,
muss er stärker sein,
muss er ihr zeigen,
was sie sehen muss,
was sie fühlen, denken, atmen, weinen muss.
Und der Schatten fließt aus ihr heraus,
in das Zimmer, den Raum.
Schmiegt sich sanft, zärtlich
an sie und
wird aufgenommen von der Dunkelheit.
Bewegt sich mit ihr, wird eins und
fließt durch das Schlüsselloch,
den Schlitz unter der Tür,
raus durch das Glas der Fenster.
Zurück in die Welt und aufgehoben von
den ersten Strahlen der Morgensonne.
Jetzt hat sie wieder Platz, Raum
weiterzumachen, durchzuatmen.
Der Schatten,
nur ein kleines Stück, ein blinder Fleck
ist zurückgeblieben,
bereit neues aufzunehmen.
Aufzufangen, was sie noch nicht
fühlen, denken, atmen, weinen kann.
Bereit zu warten, bis er wieder
verlangen muss, gespürt zu werden.
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mondscheinzeilen
PoetryBloß ein paar Gedankenfetzen, niedergeschrieben bei Kerzenschein an Regentagen, bei Mondlicht in warmen Sommernächten auf zeilenloses Papier oder bunte Pappdeckel.