Kennenlernen

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Leise seufzend markiere ich weiter den Text auf einem Blatt vor mir und schreibe mir hier und da mal eine kleine Notiz an den Rand des Blattes. Ich bin in meinem Abschlussjahr und irgendwie ist das mit dem Lernen so eine Sache. Auf der einen Seite möchte ich natürlich nicht zu spät anfangen für meine Abschlussprüfung zu lernen, aber andererseits muss ich ja auch noch den normalen Schulalltag meistern.

Für meine heutige Lernsession habe ich mich in die ruhige Ecke eines kleinen Cafés verzogen und verliere mich gänzlich in der ruhigen Atmosphäre. Um die Nerven zu behalten habe ich mir ein Stück Kuchen bestellt und habe eine Tasse mit meinem Lieblingsheißgetränks vor mir stehen.

So in Gedanken versunken sehe ich nicht wirklich auf meinen Kuchenteller, sondern schiebe mir nur hier und da mal ein Stückchen in den Mund. Er schmeckt ziemlich gut und ist genau das was ich gerade brauche, um nicht vollständig durchzudrehen. Mein Hals beginnt ein wenig zu kratzen, aber das schiebe ich auf die trockene Luft hier drinnen, lese einfach weiter und gönne mir ab und zu einen Schluck Tee.

Ein leises Räuspern lässt mich aufschauen und ich entdecke einen jungen Mann, vermutlich nicht viel älter als ich es bin, der mich unsicher ansieht. "Hey, ich glaube unsere Sachen wurden vertauscht." sagt er dann und fährt sich mit der Hand durch den Nacken.

Jetzt werfe ich doch einen Blick auf meinen Teller und was ich da sehe lässt mich etwas erahnen, was vielleicht ungute Folgen haben wird. 
"Bitte sag mir das du keinen Nusskuchen bestellt hattest." sage ich, sehe ihn fast schon ein wenig flehend an und spiele nervös mit meinem Textmarker.

"Ähm, hatte ich aber. Haselnuss, um genau zu sein." meint er und zieht die Augenbrauen zusammen, sodass kleine Denkfalten auf seiner Stirn erscheinen. 
"Verdammt." stoße ich nur aus und bekomme große Augen. 

Mein Gegenüber scheint diese Verhalten zu verwirren, deshalb versucht er wieder Blickkontakt aufzubauen. 
"Alles okay bei dir?" fragt er jetzt doch recht besorgt und legt den Kopf etwas zur Seite. 

"Naja, ich bin ziemlich allergisch gegen Haselnüsse." bringe ich mit kratziger Stimme hervor, während seine Augen sich weiten. 
"Oh Gott, hast du irgendwas dagegen dabei?" seine Stimme überschlägt sich ein wenig und außerdem sieht er sich hilfesuchend um.

"Nein habe ich nicht." gebe ich ihm also die ernüchternde Antwort, was ihn nicht wirklich beruhigt, eher im Gegenteil. Sein Gesicht wird kalkweiß und auch wenn ich eher durchdrehen sollte, habe ich gerade dass Gefühl das er das übernimmt. 

"Und was kann ich jetzt machen?" murmelt er, während er sich die lockigen Haare rauft.
"Krankenhaus wäre ne Option." sage ich und versuche mit einem Schluck Tee das beklemmende Gefühl los zu werden. Ein wenig ruhiger nickt er, legt etwas Geld auf den Tisch und hält mir die Hand hin.

"Komm, ich fahr dich bevor du hier noch erstickst." meint er immer noch ziemlich nervös und trippelt leicht hin und her. Da mir das Atmen langsam echt nicht mehr so leicht fällt wie es sollte, allerdings noch nicht dazu führt das ich gar keine Luft mehr bekommen würde, lasse ich mich von dem Unbekanntem zu seinem Auto führen.

"Du stirbst jetzt aber nicht oder?" fragt er mich als er den Motor startet und uns durch die Straßen lenkt.

"Wenn du schnell genug fährst nicht." versuche ich lustig zu sein, weiß aber eigentlich ganz genau wie sehr so eine Situation schief gehen kann. Von seiner Seite her kommt nur ein nervöses Lachen, aber er beschleunigt sein Auto dennoch und bricht wohl ein paar Geschwindigkeitsbeschränkungen bevor wir ankommen.

Das ich meine Augen geschlossen habe, um mich besser auf meine flache Atmung konzentrieren zu können, scheint ihn wohl etwas in Panik zu versetzen, denn kaum hat er den Motor abgestellt, stößt er ein leises "Fuck" aus.

Learning to Love-Lando NorrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt