Galadriels Tochter

Kapitel 12: Krone des Waldes

Elenyalin Pov

Die nächsten Wochen verliefen relativ ereignislos, denn mein Training setzte sich fort und es zeigten sich schon erhebliche Lernergebnisse. Einige Male begegnete ich noch Gorion und wir lernten uns immer besser kennen und wurden gute Freunde. Auf Patrouille durfte ich nicht mehr mitgehen, warum weiß ich leider nicht.
Legolas begegnete ich leider immer seltener. Er entfernte sich von mir und brachte Abstand zwischen uns. Immer öfter beauftragte er einen anderen Lehrer mich zu unterrichten, ohne mir einen Grund zu nennen.

Ich beschloss ihn zu suchen. Nach dem Frühstück, war er direkt auf Patrouille gegangen, doch er müsste bereits zurück sein.

Statt auf Legolas zu treffen, wie ich es eigentlich geplant hatte, traf ich auf Gorion. 
“Gorion, ich hatte nicht erwartet dich hier zu treffen. Seid ihr schon lange aus dem Wald zurück? Ich muss nämlich mit dem Prinzen über mein Training reden.” 
“Aus dem Wald? Die Wachen waren heute gar nicht im Wald. Wer gab dir diese Information?” “Aber ... Legolas sagte mir, dass er heute wie immer auf Patrouille gehen würde. Warum sollte er mich anlügen? Ich denke, jetzt werde ich erst Recht mit ihm reden müssen.” Ich ließ einen verwirrten Gorion stehen und machte mich auf den Weg zu Legolas’ Gemächern. Ich war leider nicht weniger verwirrt. 

Doch natürlich war Legolas nirgends anzutreffen und so beschloss ich den König aufzusuchen, doch der konnte mir leider auch nicht sagen, wo ich seinen Sohn finden konnte. 
Schließlich fand ich ihn auf dem Trainingsplatz. Er trainierte mit einer Gruppen von Elben, die etwas jünger sein müssten als ich selber. 
Ich wollte ihn nicht stören, aber ich war mir sicher, dass er mich gesehen hatte. 
Er hatte also Zeit für das Training dieser Elben, aber nicht für das Training mit mir? Warum verletzte mich das nur so sehr?
Ohne es zu wollen breitete sich ein missbilligender und doch auch trauriger und verletzter Ausdruck auf meinem Gesicht aus. Sein Blick blieb etwas länger an meinem hängen, doch ich drehte mich einfach um und ging, denn ich merkte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich steuerte auf die Pferdeställe zu und lief dabei an einem äußerst verwirrten Gorion vorbei. “Elenyalin, warte. Was ist denn passiert?” 

Doch ich hielt nicht an. Als ich an den Ställen ankam holte ich Falmarin aus seiner Box und schwang mich auf seinen Rücken. Zum Glück trug ich kein Kleid, sondern eine leichte Rüstung, so dass ich problemlos reiten konnte. 
Ohne ein Ziel ritt ich durch die Wälder und wieder schoss mir die Frage, warum es mich so verletzte, durch den Kopf. Warum? 

Falmarin ging in einen sanften Trag über, als ich ihn nicht mehr zur Eile trieb. Er trug mich zu einer Wegkreuzung. An deren Rand ragte ein riesiger Baum empor. Von Falmarin’s Rücken konnte ich den untersten Ast erreichen und so beschloss ich zu klettern. Als kleiner Elbling hatte ich es geliebt auf Bäume zu klettern. Ich merkte, dass sich das nicht geändert hatte. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich der Krone immer näher kam. 

Um Falmarin sorgte ich mich wenig, denn er würde Alarm schlagen, wenn sich jemand nähern würde und er würde auch nicht einfach weg laufen. 

Endlich konnte ich durch die Krone hindurch blicken und hatte einen wunderschönen Blick auf den Erebor und Dol Guldur auf der anderen Seite. Ich fand einen Ast, der mir als Sitzfläche diente und mir einen tollen Ausblick ermöglichte. 

Die Sonne wanderte und die Stunden verstrichen, doch ich blieb einfach sitzen und versank in meinen Gedanken und glitt in den Elbenschlaf über. 

Als die Sonne den Horizont berührte und das ganze Blätterdach des Grünwaldes in ein blutrotes Licht tauchte, hörte ich Falmarin wiehern und schnauben, doch er beruhigte sich sehr schnell wieder. 

Vermutlich war es ein Elb, der geschickt wurde, um mich zu suchen. Immerhin war ich schon einige Zeit weg. Ich wischte mir die getrockneten Tränen aus meinem Gesicht um wollte mich auf den Weg nach unten machen, als ich direkt vor mir ein bekanntes Gesicht entdeckte.