8 • unique

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Mittlerweile war es schon dunkel geworden und ich befand mich auf dem Nachhauseweg.

Jungkook hatte mir angeboten mich nach Hause zu begleiten, was ich jedoch dankend ablehnte. Ich wollte ihn nicht noch zusätzlich belasten sowie von vielleicht wichtigeren Dingen abhalten. Ich war ihm schon dankbar genug.

Ich bog in meine Straße ein und konnte von Weitem bereits das Haus meiner Eltern erkennen.

Ein stechender Schmerz durchzog meine Brust und ich zog einmal scharf die Luft ein.

Ich bemerkte wie meine Gedanken wieder ungewollt zu meiner Mutter abdrifteten. Ich versuchte dies irgendwie zu verhindern, jedoch ohne jeglichen Erfolg.

Ich stand inzwischen bereits vor unserem Haus und starrte auf die Eingangstür.

Am liebsten wäre ich zu diesem Zeitpunkt einfach wieder weggerannt, um jegliche Probleme die mich belasteteten und Ängste die mich seit kurzem plagten loszuwerden.

Es kostete mich eine unglaublich große Überwindung meinen Schlüssel aus meiner Jackentasche zu fischen, diesen anschließend in das Haustürschloss zu stecken und dieses letztendlich aufzuschließen.

Ich betrat das Haus.

Alles fühlte sich so fremd an. Vielleicht bildete ich mir dies aber auch nur ein. Ein komisches Gefühl besaß ich dennoch.

Ich zog meine Jacke sowie meine Schuhe aus und ging anschließend ins Wohnzimmer, in welchem ich meinen Vater sitzend auf der Couch vorfand.

Er sah nicht sonderlich gut aus, womit ich allerdings bereits gerechnet hatte.

Mein Erscheinen war sicherlich nicht besser.

Mein Vater hatte mich bereits bemerkt und sah mich an. Er lächelte leicht. Ich sah, dass dieses Lächeln keinesfalls von Herzen kam. Es sah vielmehr erzwungen aus. Ich schätzte es trotzdem sehr. Er versuchte es wenigstens.

"Taehyung, da bist du ja endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wo warst du denn?", fragte er mich.

Ich sah betreten zur Seite. Es war nicht meine Absicht gewesen, dass er sich Sorgen um mich machen musste.

"I-ich bin ein bisschen durch die Nachbarschaft geirrt und bin dann an einen See gelangt, wo ich eine Weile blieb.", erzählte ich ihm wahrheitsgemäß. Meine Begegnung mit Jungkook behielt ich dabei erstmal für mich, da ich dies selbst noch nicht so ganz verarbeitet hatte.

Mein Vater nickte nur verständnisvoll und klopfte dann mit seiner Hand neben sich auf die Couch.

"Würdest du dich bitte kurz setzen? Ich möchte mit dir über etwas reden."

Ich musste stark schlucken, bevor ich mich neben meinem Vater auf das Sofa fallen ließ und ihn fragend anblickte.

Ich hatte bereits eine grobe Vorahnung, was das Thema dieser Unterhaltung werden würde. Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen.

"Nachdem du vorhin bereits früher aus dem Krankenhaus verschwunden bist, habe ich mich noch weiter mit der zuständigen Ärztin deiner Mutter unterhalten.", er legte eine kurze Pause ein und fuhr sich hilflos mit seinen Händen durch sein Gesicht.

"Jedenfalls teilte sie mir dann mit, dass sie vor Ort nichts mehr für sie tun können und... und dann hat sie mich gefragt ob ich, ob ich dem Abschalten der Maschinen, welche deine Mutter momentan noch am Leben erhalten, zustimmen würde.", erklärte er mir während ihm eine einzelne Träne über die Wange lief und anschließend auf seine rechte Hand tropfte.

Meine Augen weiteten sich.

"Du hast doch nicht etwa zugestimmt, oder? Oder?!" Ich schrie schon fast. Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte und konnte es einfach nicht wahrhaben.

Mein Vater nickte leicht.

"Doch Taehyung, das musste ich leider tun."

Das war der Punkt an dem ich aufstand, aus dem Wohnzimmer hetzte und in mein Zimmer rannte.

Unzählige Tränen befeuchteten bereits meine Wangen, während unkontrollierte Schluchzer meinen Mund verließen.

Ich schmiss mich auf mein Bett und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Dagegen wehren konnte ich mich mittlerweile sowieso nicht mehr.

Ich hoffte immernoch darauf, dass alles nur ein schrecklicher Albtraum war, aus welchem ich jeden Augenblick erwachen würde.
Dieser "Traum" schien sich allerdings keinem Ende zu nähern, was alles andere als ein gutes Zeichen darstellte.

Ich nahm mein Handy zur Hand. Meine verschwommene Sicht machte es mir schwer auch nur ansatzweise irgendwas darauf zu erkennen.

Ich rieb mir kurz über meine Augen und ensperrte anschließend mein Handy.

Eine neue Nachricht sprang mir regelrecht entgegen.

Ich öffnete diese und stellte fest, dass sie von einer mir fremden Nummer geschickt wurde. Doch nachdem ich sie mir durchlas musste ich leicht schmunzeln.

Es war Jungkook.

Er fragte mich, ob ich denn gut zuhause angekommen sei.

Nachdem er mich vorhin am See in seinen Armen gehalten hatte und immer mal wieder beruhigend über meinen Rücken strich, hatte er mich irgendwann nach meiner Nummer gefragt, welche ich ihm selbstverständlich direkt gab.

Eine weiterführende Konversation gab es jedoch nicht mehr.

Jungkook hinterfragte meinen plötzlichen Tränenausbruch auch nicht weiter, wofür ich ihm mehr als nur dankbar war. Ich wäre nicht bereit gewesen mich ihm anzuvertrauen. Dafür kannte ich ihn noch nicht gut genug und meine Angst mit Menschen über meine Probleme zu reden, machte mir dabei ebenfalls einen Strich durch die Rechnung.

Ich antworte Jungkook und teilte ihm mit, dass ich bereits zuhause war und dass er sich keinerlei Sorgen mehr um mich machen musste.

Ich schloss meine Augen und atmete tief durch.

Jungkook war irgendwie... einzigartig.

savior - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt