6 • mom

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Ich hatte schon entspanntere Nächte erlebt. Jedoch war mir bereits ab dem Moment als ich gestern meine Augen schloss bewusst, dass mein Schlaf alles andere als erholsam werden würde. Allerdings habe ich dennoch versucht positiv zu bleiben und mir wenigstens selbst einzureden, dass alles in Ordnung war, obwohl ich tief im Inneren ganz genau wusste, dass dies nicht der Fall war.

Ich spürte eine leichte Wärme auf meiner rechten Schulter und öffnete daraufhin meine Augen, nur um danach in die meines Vaters zu blicken, welcher mich aufmunternd anlächelte.

Ich blinzelte eine paar Mal um mich an die Helligkeit meines Zimmers zu gewöhnen und sah dann wieder zu meinem Vater, während ich schon bestimmt zum fünften Mal gähnen musste.

"Guten Morgen Taehyung. Ich würde in 15 Minuten zu deiner Mutter ins Krankenhaus fahren. Machst du dich langsam fertig?", fragte er mich und wuschelte mir anschließend sanft durch meine Haare.

Ich schenkte ihm ein eher weniger authentisches Lächeln, da sich bereits die unterschiedlichsten Szenarien in meinem Kopf tummelten und ein ehrliches Lächeln so gut wie unmöglich machten, auch wenn ich ihm solch eines eigentlich schuldig wäre.

Ich nickte leicht und setzte mich danach aufrecht in mein Bett.

"Ich gehe nochmal kurz in die Küche und mache dir noch schnell Frühstück. Ich habe schon gegessen.", ließ er mich wissen und ging daraufhin wieder aus meinem Zimmer.

Nachdem mein Vater die Tür hinter sich ins Schloss zog rieb ich mir durch mein Gesicht und meine Augen und gähnte nochmals herzlich.

Ich nahm mein Handy in die Hand um nachzuschauen wie spät es war.

8:23

Ich merkte wie sich ein Kloß in meinem Hals zu bilden schien. Eine einzelne Träne suchte sich den Weg aus meinem Auge und tropfte dann auf mein Handy.

Ich war nicht bereit.

Für absolut nichts.

Aber ich musste es tun. Für meine Mutter.

Mit diesem Gedanken erhob ich mich aus meinem Bett und ging zu meinem Kleiderschrank, um mir Klamotten für den heutigen Tag rauszusuchen.
Meine Entscheidung fiel letztendlich auf ein schlichtes Oberteil, welches ich mit einer schwarze Jogginghose kombinierte.

Ich ging ins Bad um mich fertigzumachen und mir meine Klamotten überzuwerfen.

Ich sah in den Spiegel.

Augenringe zierten mein Gesicht, während meine Haare in alle nur möglichen Richtungen abstanden.

Ich strich mir mehrmals kurz durch meine Haare, um diesen wenigstens ein wenig Struktur zu geben und verließ dann, nachdem ich noch schnell meine Zähne putzte, das Bad.

Zeitsprung - eine Stunde später

Ich starrte auf die weiße Wand welche sich vor mir erstreckte, während mein Kopf auf der Schulter meines Vater ruhte.

Er schien eingeschlafen zu sein.

Anscheinend hatte er diese Nacht nicht wirklich viel Schlaf abbekommen. Dieser Gedanke ließ mich traurig stimmen.

Bevor ich mich jedoch zu sehr meinen Gedanken und Gefühlen hingeben konnte, kam eine Ärztin um die Ecke und mein Herz fing augenblicklich schneller an zu schlagen.

War dies die Ärztin, welche für meine Mutter zuständig war?

Meine Vermutung bestätigte sich in dem Moment als sie vor meinem Vater und mir stehen blieb und mir ein aufrichtiges Lächeln schenkte.

Ich rüttelte leicht am Arm meines Vaters, um ihn aufzuwecken, während ich jedoch die Ärztin keine Sekunde aus den Augen ließ.

"Sind Sie Herr Kim?"

Durch ihre sanfte Stimme bekam ich direkt Gänsehaut. Allerdings war es keinesfalls eine Angenehme.

"Ja, der bin ich.", mein Vater stand auf und verbeugte sich kurz und sah sie danach hoffnungsvoll an.
"Ich würde Sie bitten mir zu folgen. Sie können jetzt zu Ihrer Frau."

Der Unterton in ihrer Stimme gefiel mir ganz und gar nicht.

Ich musste schlucken und erhob mich dann ebenfalls.

Im Krankzimmer

Jegliche Farbe war bereits aus meinem Gesicht gewichen. Ich beobachtete meine Mutter und lauschte dabei dem gleichmäßigen Piepsen.

Einerseits beruhigte mich dieses Geräusch, da es mir zeigte, dass sie noch da war.

...dass sie am Leben war.

Andererseits hatte ich dauerhaft mit der Angst zu kämpfen, dass es plötzlich stoppen und eine drückende Stille den Raum erfüllen könnte.

Die Ärztin räusperte sich kurz, nachdem sie meinem Vater einen ellenlangen Vortrag über den Zustand meiner Mutter gehalten hatte.
Ich hatte ihr nicht zugehört. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt jeden einzigen Millimeter meiner Mutter genaustens zu studieren.

Sie war wundervoll.

Ich hatte ihr so unfassbar viel zu verdanken, was ich ihr jedoch viel zu selten offenbarte.

"Da gäbe es jedoch noch etwas.", die Ärztin zupfte nervös an ihrer Arbeitskleidung und ließ ihren Blick durch den Raum gleiten.

Nun schenkte auch ich ihr meine vollste Aufmerksamkeit.

Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Vater weinte.

Was zur Hölle hatte ich verpasst?

"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Frau Kim unmengen an Blut verloren hat.

Sie wird es nicht schaffen..."

savior - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt