Kapitel 10

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Yoongi drückt die Tür der Toiletten auf und zieht mich hindurch. Er setzt mich auf das Waschbecken, dreht sich um und schließt die Tür ab. „Geht es dir gut?", fragt er mich mit besorgtem Blick und stellt sich vor mich. „Mir schon. Aber schau dir deine Hände an.", sage ich und ziehe seine Hände in meine.

Aus den aufgeplatzten Knöcheln quellt immer noch Blut. Ich versuche vom Waschtisch zu hüpfen, merke aber ab dem Moment, in dem meine Füße den Boden berühren, dass das keine gute Idee war.

Ich schwanke hin und her. Sofort packt Yoongi mich wieder an der Hüfte und hält mich fest. Ich lehne mich gegen ihn und rieche wieder diesen besonderen Yoongi-Geruch. Nur dass dieses Mal der Alkohol fehlt. So gefällt mir das leicht Harzig-Minzige, das seinen Geruch ausmacht, noch besser.

„Setz dich wieder hin.", meint der Dunkelhaarige und hebt mich wieder auf den Waschtisch. Ich drehe mich so, dass ich seine Hände unter den Wasserhahn halten kann, um ihm die blutigen Reste der letzten zwanzig Minuten abzuspülen.

Ich reibe vorsichtig mit meinem Daumen über die Wunden, um das getrocknete Blut zu lösen. Er zischt leise bei jeder Berührung, lässt es aber über sich ergehen. Ich merke, wie er mich dabei beobachtet und ich richte meinen Blick von seinen Händen in sein Gesicht, das jetzt nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt ist.

Ich kann meine Augen nicht mehr von ihm lösen. Meine Hände liegen immer noch auf seinen. Langsam steift er mit seinem Daumen über meinen Handrücken und sagt: „Danke nochmal. Für gestern. Hätte ich gewusst, was du für mich gemacht hast, hätte ich das heute Morgen..." Sofort breche ich den Blickkontakt ab und ziehe mich zurück.

Bei der Erinnerung, was er heute Morgen im Treppenhaus mit mir gemacht hat, zieht sich mein Magen zusammen und mir wird schlecht.

„Hör auf!", bitte ich ihn. „Wir sollten...", fange ich an und versuche wieder aufzustehen. Doch Yoongi kommt noch einen Schritt näher und versperrt mir den Fluchtweg. „Bitte lass mich nur sagen, was ich vorhin schon sagen wollte. Hätte ich gewusst, dass du mir gestern so geholfen hast, wäre ich nicht so ein Arsch gewesen. Ich hätte dich doch niemals geküsst. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Du wolltest nicht aufhören zu lachen und da hab' ich keinen anderen Weg gesehen, um dich zum Schweigen zu bringen."

Autsch, das tut weh. „Achso...", mehr kommt nicht aus mir raus. Er hat mich also nur geküsst, damit ich still bin? Mein Herz rutsch mir in den Magen. Meine Augen werden wieder feucht und ich weiß nicht wieso.

Als er meine Reaktion sieht, reißt er die Augen auf. „So war das nicht gemeint. Ich meinte damit... also...", versucht er zu erklären, aber ich habe genug gehört. Ich drücke ihn weg und lasse mich vom Waschbecken gleiten. Er stellt sich vor die Tür.

„Nein. Du haust nicht wieder ab bevor wir das geklärt haben." – „Ist schon gut, Min Yoon-Gi, ich hab's schon verstanden. Du hast keinen anderen Ausweg gesehen und dachtest, so ist es am einfachsten. Schon gut."

Meine Enttäuschung übernimmt meinen Körper. Ich schlinge die Arme um meinen Bauch. 'Wie konntest du nur denken, dass er dich geküsst hat, weil er dich mag? Wir kennen uns ja gar nicht.', schießt es mir durch den Kopf.

Trotzdem quellen die Tränen aus meinen Augen.

„Lass mich bitte raus. Ich danke dir, dass du mir mit Minho geholfen hast, aber ich habe ein Meeting vorzubereiten. Zu dem wir beide übrigens zu spät kommen. Und wegen des Kusses, mach dir keine Sorgen. Ich werde dir nicht wie ein wild gewordener Teenie hinterherrennen. Ich habe es verstanden. Du hast eine Freundin, die übrigens sehr nett ist. Ich werde deshalb wirklich kein Theater machen. Ich muss jetzt gehen."

„Freundin?", fragt er noch, aber ich habe mich schon an ihm vorbei gequetscht, die Tür entriegelt und laufe den Flur runter in Richtung Ahris Büro. Um die Ecke gebogen bleibe ich stehen und drücke mich gegen die Wand. Ich wische mir mit den Ärmeln meiner Bluse die Augen und warte darauf, dass meine Tränen aufhören zu laufen.

Don't mess with me [BTS Yoongi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt