Sanft strich ihre Hand über den Rücken des Babys, welches auf ihrer Brust lag und schlief. Josette schlenderte durch die Straßen Birminghams und trug Jonathan in einem Tuch auf ihrer Brust herum.
Nachdem sie gestern Abend nach Hause gekommen war, hatte sie sich den Kopf über Thomas und Billy Kimber zerbrochen. Als sie am Morgen aufgestanden war, musste sie aus dem Haus raus und den Kopf frei bekommen. Wie sollte sie mit alldem klarkommen? Sie wollte endlich Ruhe und Frieden. Wollte ein sogenfreies Leben für Jonathan und nun bekam sie das Gegenteil.Als sie ihren Blick hob, sah sie wie ein paar Leute ihr Blicke zuwarfen.
„ Von denen lassen wir uns den Tag nicht vermiesen, mein Schatz", flüsterte sie leise und strich über die kleinen schwarzen Haare ihres Sohnes.
Einige Zeit lief sie umher, bis sie an einen Stand mit Äpfeln kam. Sie nahm einen in die Hand und betrachtete ihn. Seit sie in Birmingham war, hatte sie noch keinen Apfel gegessen, wobei sie Äpfel liebte.
In Frankreich hatte sie ständig Äpfel gegessen.1917 irgendwo in Frankreich
„ Mach schon Josette. Nicht das wir erwischt werden", hörte sie Anna jammern, die am Füße des Apfelbaumes saß. Josette stand in der Krone des Baumes und pflückte Äpfel. Seit ihrer Ankunft in dem neuen Lazarett, beäugte sie schon seit Tagen den Apfelbaum, an dem unzählige knallrote Äpfel hingen.
„Ach komm schon. Mach dir nicht ins Kleid, Anna. Ich bin gleich fertig", rief sie und pflückte unbeirrt weiter.
„ Du kannst dir das vielleicht erlauben. Ich aber nicht", wies Anna sie hin, die unsicher durch die Gegend schaute.
„ Jetzt beruhige dich mal".
Josette konnte ihr Gejammer nicht mehr mit anhören.
Warum auch immer sie sich für Frankreich gemeldet hatte, Anna war jedes Mal wenn ein verletzter Soldat ins Lazarett kam oder ein Flugzeug über sie hinwegflog, wie ein verschrecktes Reh.
So auch jetzt.
Ein Flugzeug schoss über ihren Köpfen hinweg und Josette grinste breit, während sie hinterher wank.
„ Du kannst doch nicht einfach winken?! Bist du irre?!“, rief Anna aufgebracht und schockiert.
„Das war einer von Unseren“, wies Josette sie hin und kletterte vom Baum herunter, in der Schürze die Äpfel versteckt.
„Und wenn nicht, wären wir jetzt tot", sagte Anna und nahm den Korb, den Josette mit den restlichen Äpfeln gefüllt hatte.
Sie verdrehte die Augen und musste irgendwie schmunzeln.
Anna war erst seit einem halben Jahr dabei, wohingegen Josette schon 2 ½ Jahre in Frankreich war.
Und in Gegensatz zu Josette, die Mittlerweile 20 war, stand Anna hier mit ihren jungen 17 Jahren.
„Lass uns zurückgehen. Es gibt bestimmt Arbeit für uns", sagte Josette und lief mit ihrer Kollegin die 70 Meter zurück zum Lager.
„ Geh schon vor und verteil die Äpfel. Ich komm gleich", wies Josette Anna an und schnappte sich einen der Äpfel aus dem Korb, bevor das junge Mädchen im Labyrinth aus Zelten verschwand.
Josette steckte den Apfel in ihre Schürze und steckte ihre herausgefallenen Haarsträhnen zurück in den Zopf. Sie beugte sich zu dem Wassertrog herunter und wusch sich kurz die Wände.
Es war unglaublich und die Abkühlung kam ihr gerade richtig.
Nach dem abtrocknen ihrer Hände nahm sie den Apfel aus der Tasche und biss rein.
„ Perfekt", stöhnte sie bei dem leckeren Geschmack und wollte zum Lazarett laufen, doch jemand griff nach ihrem Oberarm und zog sie in ein Zelt.
Es war stockdunkel im Zelt und sie konnte nur hören, wie jemand von ihrem Apfel ab biss, der ihr aus der Hand genommen wurde.
„ Der ist wirklich perfekt“, hörte sie eine raue Stimme und sie konnte es nicht glauben.
„ Thomas", sagte sie freudig und warf sich in die arme des Mannes.
„ Was machst du hier?“, fragte sie ihn, denn beide wurden vor über einem Monat in andere Lager versetzt.
„Wir mussten unser Lager im Osten abbrechen und wurden hierher versetzt", erklärte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.
„ Wir holen unser Proviant bevor wir raus müssen“, sagte er und sie hob den Kopf.
„Du bliebst nicht?“, fragte sie, auch wenn sie seine Antwort kannte.
„Nein, das weist du doch, aber ich hab dich zufällig die Äpfel stehlen sehen und musste dir sagen, das ich hier bin", flüsterte er und legte seine Hand auf ihre Wange.
„ Pass auf dich auf", sagte sie und schmiegte sich an seine Hand.
„ Immer. Wir sehen uns bald wieder. Ich muss los".
„ Ein Kuss?“, fragte sie ihn und hörte ihn lachen.
„Ein Kuss“, betätigte er und sie spürte im nächsten Moment seine Lippen auf ihren. Wie sehr sie ihn vermisst hatte, wurde ihr jetzt wieder klar.
Es war ein langer sehnsüchtiger Kuss und beide wussten, dass es der Letzte sein konnte. Langsam lösten sich die Beiden voneinander und gaben sich noch eine feste Umarmung, bevor er das Zelt verließ und verschwand.
Doch er verschwand nicht alleine, er hatte ihren Apfel entführt. Doch ihre Gedanken kreisten um etwas ganz anderes und sie faste sich an die Lippen.
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The girl who never stopped smiling
Fanfiction"The girl who never stopped smiling. What happend to her?" "War!" ••••••••••••••••• 1918 kehrte Josette aus Frankreich zurück, nachdem sie 4 Jahre lang als Krankenschwester an der Kriegsfront gedient hatte. Ihr sehnlichster Wunsch war es, ihre Famil...