„Mama, ich weiß nicht, wo das nächstbeste Restaurant ist!"
„Dann schau doch auf deinem Handy nach!"
„Es gibt hunderte Bars und Restaurants in Lucca, die alle gut bewertet sind. Ihr müsstet euch einfach eins raussuchen! Außerdem sind meine mobilen Daten jeden Moment leer und dann finden wir nicht einmal den Weg zurück zum Auto."
„Wie können die jetzt schon wieder leer sein, du hast doch erst vor dem Urlaub nochmal nach Geld gebeten, um deine Daten aufzuladen!?"
„Ja, keine Ahnung..."
„Du bist einfach zu viel auf Social Media, das zieht super viel Internet!"
Ich seufzte auf. Jetzt fing sie damit wieder an. Das Schlimmste an diesen Diskussionen mit meiner Mutter war, dass sie nicht einmal Ahnung hatte und nur mit irgendwelchen Begriffen um sich schmiss, die sie irgendwo aufgeschnappt hatte.
Hilfesuchend blickte ich zu meinem Vater, aber der tat nur so, als würde er angeregt das Geschehen auf dem Piazza beobachten, um sich aus dem Konflikt rauszuhalten. Typisch.
„Mama, wie oft muss ich dir noch erklären, dass Internet nicht mobile Daten ist und auch nicht WLAN?", setzte ich an, aber sie unterbrach mich einfach. „Amelie-Janine Hoffner, wenn du doch alles so viel besser weißt als ich, dann findest du bestimmt auch einen Weg, uns ein schönes Restaurant zu suchen, während ich in diesen Laden gehe und mich umsehe!?" Spätestens als mein voller Name fiel, wusste ich, dass jetzt jeder Widerspruch zwecklos war.„Vielleicht finde ich ja zufällig was...", murmelte ich zähneknirschend. Meine Mutter lächelte mich zufrieden an: „Geht doch. Und wenn nicht, kannst du immer noch einen Einheimischen ansprechen! Der da vorne zum Beispiel könnte doch von hier kommen." Sie zeigte auf eine Person hinter mir, aber als ich mich umdrehte, hatte der Mann bereits Position gewechselt und wandte uns seinen Rücken zu. Ich stöhnte auf. Ich hasste es, mich Leuten von hinten zu nähern, weil ich mich in ihrer Situation immer dabei erschreckte.
„Jetzt geh schon!", drängte meine Mutter und noch bevor ich ihr einen Todesblick zuwerfen konnte, hatte sie schon den Stoff eines Kleides zwischen den Fingern und betrachtete es interessiert, als wäre nie was gewesen. Um dem Ganzen auch noch das Sahnehäubchen draufzusetzen wedelte sie mich plötzlich, ohne ihren Blick überhaupt von dem Kleidungsstück zu wenden, mit der Hand weg, als wäre ich ihr Diener oder Knappe.
Du mich auch...
Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck drehte ich mich weg von ihnen und dem Ziel am Laden auf der anderen Seite des mit Platzes zu. Doch dann entsann ich mich eines Besseren. Diese doofen Streitereien waren es nicht wert, meine - und die Laune des Mannes da - zu zerstören. Also atmete ich einmal tief durch und legte mir in Gedanken einen Satz zurecht, den ich sagen würde, während ich hinüberlief.
Ich tippte dem Typen auf die Schulter, die erstaunlich hart war. Er drehte sich sofort herum.„Hi, ehm, do you- ?"
Meine Stimme brach mitten im Satz und nur ein Röcheln verließ meine Kehle.
Mein Gegenüber war keinesfalls ein Mann Mitte dreißig, der in seinem Stammladen Wein für sein heutiges Abendessen kaufen gehen wollte oder so. Nein, vor mir stand Gio. Giovanni Reyna. 17 Jahre jung, Profifußballer und nicht nur auf dem Fernseher verdammt gutaussehend. Bei dem Gedanken schoss mir sofort leichte Röte in die Wangen.Reyna zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Äh...ehm-...sorry", stammelte ich kurz überfordert. Dann sammelte ich mich schnell und verfluchte innerlich mein Gehirn für das kleine Blackout.
„Do you speak English?", sagte ich nun meinen ersten Standardsatz zu fremden Leuten im Urlaub fehlerfrei und ohne Stocken auf. „Yes, I do! Whats up?", antwortete der Dunkelhaarige direkt freundlich und lächelte. Jetzt brannten meine Wangen.„I- I'm- ehhhh...", Gott, ich war gerade wahrscheinlich unverständlicher als eine sich aufgehangene Schallplatte. „Are you from here?", fragte ich dann einfach. „Nope, sorry. I'm from America", erklärte er. „I know", schoss es aus mir schneller, als aus einer Pistole und nächsten Moment wollte ich mir die Hand gegen die Stirn schlagen.
Amelie an Gehirn??? Sind die letzten zwei Gehirnzellen noch vorhanden??
„You're a fan, aren't you?", meinte Giovanni und als ich seine Augen belustigt funkeln sah, wurde mir klar, dass er es von Anfang an gewusst hatte. „Nein!?", streitete ich es möglichst empört klingend ab, doch gab dann nach. Es war so oder so zu spät. „Or Yes, maybe...", nuschelte ich. „But I just wasn't prepared to meet you here. Generally I wasn't prepared to meet you in my life ever."
Ich schnaufte leise auf, als ich merkte, wie wahr der letzte Satz war. Klar scherzte man immer, wie toll es doch wäre, sein Idol oder Lieblingspromi zu treffen. Aber es blieb beim Scherzen, weil ich wusste, ich würde ein Blackout haben und vor Angst kein Wort rausbekommen, während ich nervös mit meinen schwitzigen Händen spielen würde - ein Teil hatte sich ja auch schon bewahrheitet, obwohl Reyna eher so eine Vorstufe von Promi und ''Lieblings-'' war - und überhaupt war es völlig unwahrscheinlich. Deswegen war es immer beim Träumen geblieben. Dort konnte man sich auch immer viel schöner ausmalen, wie man diese Person treffen würde und wie vielleicht sogar mehr daraus wurde. Ansonsten blieb sie aber einfach auf dem Bildschirm, unerreichbar und eben ein Prominenter, was auch gar nicht so verkehrt war.
„Oh, I think that's the case with every fan. I had these thoughts too, before I met Erling the first time in Training!", scherzte er und ich grinste, während ich mir innerlich jedes einzelne Wort merkte, wie er es aussprach und dabei leicht gestikulierte, um diesen #Reylaand-Satz später eins zu eins an Malina weitergeben zu können, die sich bestimmt wieder kreischend an eine FF setzen würde.
Um ehrlich zu sein, fühlte sich alles gerade an wie eine einzige wirre Fiktion. Ich merkte nicht, dass ich mein Gegenüber einfach nur abwesend anstarrte, bis er plötzlich seine Kopf schief legte. „And now?", fragte er und erwartete wahrscheinlich eine typische Fanantwort. Umso überraschter sah er mich an, als ich mich hastig aus meiner Träumerhaltung riss. „Uhm... Na dann: Was nice to meet you!", sagte ich und rückte die Gurte meines Rucksacks zurecht.
„Wait- you don't wanna take a photo or get a signing?", fragte er erstaunt. Ich lachte: „I would like to, but also not. It's your vacation so I don't want to waste your free time and I'm not looking good on pictures even." Giovanni runzelte die Stirn: „What do you want then?" Ich strich mir verlegen eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Acctually I wanted to ask, if you know a good restaurant", klärte ich ihn auf.
Er lachte: „Oh, I'm sorry! Tut mir Leid!" Ich grinste. Süß, dass er sich sogar auf Deutsch entschuldigte. „No, it's fine! I'm going ask ano-" „Gio, Darling, who are you talking to?", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Laden, der, wie ich jetzt erst erkannte, eigentlich gar keine Weinbar, sondern eine kleine Boutique war. Einige Kleider hingen auf dem einem Gestell direkt am Eingang. Die sahen nicht besonders billig aus.
„Someone", rief der Fußballer nur schnell zurück. Ich verlagerte unsicher mein Gewicht von einem Bein auf das andere. „I recommend the bar we were in yesterday. It's called ''Gustonio's''", erklärte mir Reyna dann hastig und machte einen Schritt in den Eingang des Ladens. Ich sah ihn dankbar an: „Thanks! I'll look for it!" - „Your welcome!"
Einen Moment lang lächelten wir uns an, dann drehte ich mich schnell weg und lief zurück zu meinen Eltern. Keine Sekunde zu spät.
„Gio? Who was talking to you? A fan?"
„No, Mom, everything's fine. No one was here, I was just talking to myself, thinking about when you would finally buy this goddamn dress and we could go ahead."
Genau. Niemand war dagewesen, nichts war passiert. Das war wahrscheinlich die einfachste Lösung, um das ganze Chaos, welches dieses Gespräch in mir ausgelöst hatte, zu beseitigen. Ich würde Malina sagen, dass ich den Satz aus irgendeinem Interview hatte und alles vergessen. Giovanni Reyna war nur eine Person auf meinem Bildschirm, unerreichbar und eben ein Prominenter.

DU LIEST GERADE
Italienischer Wein ~ #GioReyna OneShot
Hayran Kurgu»Ich tippte dem Typen auf die Schulter, die erstaunlich hart war. Er drehte sich sofort herum. „Hi, ehm, do you- ?" Meine Stimme brach mitten im Satz und nur ein Röcheln verließ meine Kehle. Mein Gegenüber war keinesfalls ein Mann Mitte dreißig, d...