Kapitel 9

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Mo, der eigentlich Mohamed hieß, führte sie gut einige Kilometer nach Norden, die Gruppe folgte ihnen. Auch wenn die meisten einen schwedischen Akzent hatten, lachten und redeten sie miteinander auf englisch, die einzelnen Mitglieder der Gruppe schienen sich bereits länger zu kennen.

Immerhin hatten sie Carla und Amelie ihre Waffen nicht abgenommen, was Amelie ein wenig beruhigte. Sie liefen neben Mo entlang, auch Monty hatte sich der Gruppe ein wenig misstrauisch angeschlossen, auch wenn er die Fremden misstrauisch musterte.

Immer wieder warf Mo ihnen neugierige Blicke zu, doch erst, als sich an einer Weggabelung alle bis auf drei Personen von ihnen getrennt hatten, sprach er sie direkt an.

„Ehe ich euch weiter in unser Gebiet führe, muss ich wissen, wer ihr seid und was ihr wollt. Tut mir leid, aber das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Amelie sah zu Carla auf. „Dein Ziel, deine Entscheidung was du sagst.", meinte sie leise.

Carla seufzte und musterte für einen Moment ihre Begleiter. Neben Mo waren noch zwei Frauen geblieben, die beide ruhig neben ihnen her liefen. Eine von ihnen hatte Mos dunkle Locken und den gleichen verschmitzten Zug um ihre Mundwinkel, während die andere ernster und irgendwie unnahbar wirkte. Ihre hellblonden Haare hatte sie zu einem strengen Zopf geflochten und den ganzen Weg hatte sie ihre Hand für keinen Moment von ihrer Waffe gelöst.

Es vergingen einige Sekunden, bis Carla anfing, sich zu erklären. „Mein Name ist Carla, ich komme aus dem Süden Deutschlands und suche nach meiner Familie, die vermutlich in Stockholm ist. Meine Freundin Amelie hier begleitet mich.", meinte sie ruhig und sah Mo fest an. Dieser seufzte.

„Dachte ich es mir fast schon. Jeder, den wir hier aufgabeln, will nach Stockholm." Er sah die strenge blonde Frau an seiner Seite an.

„Ist es momentan sicher genug, dass wir sie hin bringen können?", fragte er, woraufhin die angesprochene mit den Schultern zuckte. „Hedda wollte heute Abend den neuen Bericht vorstellen, davor können wir das nicht wissen."

Mo nickte leicht und wandte sich Carla zu. „Das Stockholmer Flüchtlingslager hat sich mittlerweile über die gesamte Gamla Stan ausgebreitet, es ist zu groß geworden, als dass wir es ordentlich schützen könnten. Wir können auch gerne bis dort hin bringen, aber nach euren Leuten suchen müsst ihr selbst. Für mehr haben wir keine Kapazitäten."

Sein Blick wirkte bekümmert. „Und... seit nicht zu enttäuscht, wenn ihr sie nicht findet. Verdammt viele sind zu den Narbengesichtern über gelaufen und da kriegen wir niemanden mehr raus." Er legte Carla eine Hand auf die Schulter, die ein wenig erstarrt neben ihm her lief.

„Das würde Penny nicht tun, und Bea ist noch ein Kind.", murmelte sie mehr zu sich selbst.

Mo seufzte. „Es wäre schön, wenn das noch irgendwen interessieren würde."

Sie bogen von der Straße auf einen Schotterweg ab, der von einem kleinen Waldstück gesäumt wurde. In den Boden waren tiefe Reifenspuren gegraben, die zu einer kleinen Siedlung rot gestrichener Häuschen führte.

Mo sah sie an. „Ich würde vorschlagen, dass ihr bis morgen früh bleibt, dann kann Hedda euch helfen, so sicher wie möglich in die Stadt zu kommen."


Die Siedlung war überraschend friedlich dafür, dass so gut wie jeder hier bewaffnet war. Dennoch wirkten die Menschen, die einen bunten Haufen an Schweden und Ausländern, einzelnen Menschen und Familien darstellten, wie eine kleine fröhliche Insel in Mitten von Chaos. Es war Ewigkeiten her, dass Amelie unbekümmert spielende Kinder gesehen hatte und sie bemerkte, wie Carla bei dem Anblick eine Träne verdrückte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 08, 2020 ⏰

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