Kapitel 14

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Harvey und Donna arbeiteten schon seit dem frühen Morgen, obwohl sie gestern erst spät aus Boston zurück waren. Beide versuchten sich an diesem Montag mit viel Arbeit abzulenken. Donna sortierte fleißig Akten und organisierte Termine für Louis. Harvey hingegen traf Klienten und schloss Verträge ab. Wie gut, dass sie alles schon am Freitag vorbereitet hatten, denn so richtig war Harvey nicht bei der Sache. Seine Gedanken schienen immer wieder bei Elizabeth zu sein.

Gegen Mittag kam Donna dann in Harveys Büro. Harvey sass in seinem grauen Anzug über seinem hellblauen Hemd beschäftigt an seinem Schreibtisch und schaute von seinem Laptop auf. Er sah angespannt, nervös aus.

Hast du schon etwas gehört? Fragte Donna, die sich um ihre Freundin sorgte wie Harvey.

Nein. Du? Seuftzte er.

Nein. Dann heißt es wohl weiter warten. Sagte Donna resigniert.

Ja. Das müssen wir wohl. Sagte Harvey enttäuscht.

Daraufhin verließ Donna besorgter als zuvor Harveys Büro und ging in die Partnerküche um Ablenkung zu erhalten. *Es nimmt ihn doch sehr mit* dachte sie.

Während Harvey seine Notizen am Laptop vervollständigte und versuchte zu arbeiten, erschien ihm Elizabeth. Am Bildschirmrand vorbei sah er sie vor seinem Schreibtisch sitzen. In ihrem sommerlichen hellgelben Kleid sah sie so wunderschön aus. Harvey erstarrte und wusste nicht was er sagen sollte. Die pure Angst stand in seinen Augen. Sein Herz schlug schneller. Seine Brust wurde immer enger.

Warum ist sie hier? Warum sagt sie nichts? Hat es nicht geklappt? Ist sie jetzt für immer ein Engel?

Hallo Harvey, es nicht wie du denkst! Ich bin hier, weil ich dich vermisst habe. Ich möchte dir so viele Dinge sagen. Sagte Elizabeth schlussendlich.

Ihre Stimme. Seit ihrem Abschied vor 2 Wochen hatte er sie nicht mehr gehört. Diese liebliche feine Stimme, so ruhig.

Während sie mich operieren,  kann ich bei dir sein. Vielleicht ist dies die letzte Möglichkeit dir aus meinem Mund zu sagen, dass ich dich...

Sie verstummte. *Liebe? Ja das tue ich, aber das wird ihn traurig stimmen. Brauche? Vermisse?* dachte sie.

Ich vermisse dich auch Elizabeth. Unsere Gespräche waren wundervoll. Deine Stimme hat mich immer wieder beruhigt, so wie jetzt. Vervollständigte Harvey ihren Satz.

Harvey. Ich habe viel über dich gelernt und du hast dich verändert. Du lächelst anders und bist offener geworden. Du hast deine Panikattacken selbst therapiert. Sagte Elizabeth stolz.

Nein. Mit dir! Danke dafür. *Ohne Elizabeth wäre ich nicht da wo ich heute bin. Ein sehr glücklicher und erfolgreicher Mann.*

Harvey hörte ihren Worten innig zu und ging langsam zum Schallplattenspieler. Er legte eine Platte von seinem Vater Gordon auf. Dann drehte er sich der Fensterfront zu während Elizabeth sich ganz nah neben ihn stellte. Sie sahen gemeinsam auf die Skyline von NY. Der wolkenlose Himmel und die strahlende Sonne ließen beiden ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Der Tag gestern war schön. Die warme Sonne auf unserer Haut, die zwitschernden Vögel und die frische Brise. Es fühlte sich so gut an, mit dir. Danke für diese Stunden im Park.

Ja. Es war sehr schön.

Schön, dass Simon und Donna auch Zeit hatten. Donna ist eine sehr gute Freundin.

Ja, das ist sie. Du aber auch. Du bist eine starke Frau und bist so weit gekommen. Harvey stockte.

Harvey, die letzten 5 Monate waren die Erfahrungsreichsten in meinem Leben. Diese Zeit werde ich nie vergessen. Ich habe viele Freunde bekommen. Deine Arbeitsfamilie kennengelernt. Donna, Louis, Gretchen und Jessica. So etwas hatte ich noch nie, das weisst du auch. Ihr habt mich so genommen wie ich bin. Ihr habt mir gezeigt, dass ich gesehen werde und stark gemacht. Ich danke dir, dass du meinen Körper, mein reales Ich, gefunden hast und ich so die Chance habe, wieder für alle sichtbar zu sein.

Ein Schutzengel für Harvey - Band 1 von 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt