Verhöhnung

48 5 0
                                    

„Full House!" ruft einer der Spieler und wirft die drei Asse und zwei Zehner auf den Tisch des Wirtshauses. Die anderen beiden stöhnen nur auf, während Lucifer leise lacht: „Kommst gegen ein Royal trotzdem nicht an." Mit der linken Hand zieht Lucifer die ganzen COL auf dem Tisch zu sich, während er mit der andern die Karten offen legt. Ungläubig starren die drei Spieler auf die Karten.
Den Einsatz im Inventar verstaut, steht Lucifer auf und nimmt seinen Spieß zwischen den Lippen zum verabschieden heraus. „Man sieht sich wieder, wenn ich euch mehr abknöpfen kann." Mit der Wut der anderen im Rücken marschiert er zwischen den zahlreichen Tischen hindurch, an denen hin und wieder auch vermummte Personen sitzen, zur Tür, die kurz vor ihm von Außen aufgestoßen wird.
Völlig aus der Puste steht ein kleines Mädchen vor ihm, welche von ihrem Aussehen her noch nicht viel Geld und Erfahrung gemacht hat. Mit ihrer kleinen Stimme versucht sie sich im Lärm gehör zu verschaffen, dringt jedoch zu niemanden durch. „Schnauze!" brüllt Lucifer ein mal für die Kleien und sofort verstummen alle Gespräche.
Mit großen Augen blickt das Mädchen Lucifer an, der sich wieder zum Gehen dreht. Noch bevor die Tür zufällt, hört er wie das Mädchen sagt: „Der Boss wurde Besiegt!"
Mit dem Wurfspieße zwischen den Lippen schmunzelt Lucifer leicht. „Wurde aber auch Zeit." Seine Hände greifen nach der Kapuze seines Mantles, als er sich auf den Weg zur nächsten Ebene macht.

Über den Baumkronen des Waldes erscheinen die Sterne der neuen Nacht. Den holprigen Trampelpfad folgend schließt er seine Augen und genießt den lauen Rückenwind, den er bekommt. Erst auf einer kleine Lichtung öffnet Lucifer die Augen wieder, bleibt mittig stehen und blickt sehnsüchtig in den Mondschein.
„Man ist nicht hin gegangen und hat einfach wahllos Punkte an den Himmel gesetzt. Man hat sich die Sternbilder an Orten angeschaut, die zur Flora und Fauna der Ebenen gepasst haben." lächelt Lucifer in den Wald hinein.
Die Kapuze absetzend dreht er sich langsam um und blickt auf den leeren Pfad, von dem aus er kam.
Einige Sekunden blickt er regungslos auf den Pfad, bevor Lucifer lacht: „Willst du nicht langsam hervor kommen? Das Holz verrottet noch bevor ich die Geduld verliere."
Zögernd tritt eine andere Gestallt hinter einem Baum hervor, deren Mantel über den Boden schleift. Unter der Kapuze schimmert leicht das weiße Haar hervor, auch wenn die Person versucht alles unter dem Mantel zu verstecken.
„Entschuldige." ertönt die Stimme eines Mädchens. „Ich wollte nicht das du dich verfolgt fühlst. Ich möchte nur..." „Dich belügen damit ich dich aus dem Hinterhalt angreifen kann." beendet Lucifer den Satz. „Das ist doch das, was du nicht sagen wolltest."
Das Mädchen weichte keinen Schritt zurück, obwohl Lucifer ihr anmerkt, das er sie erwischt hat. Ein kaltes Lächeln aufsetzend, neigt Lucifer seinen Kopf zur Seite. „Du warst schon im Wirtshaus und hast mich lange Zeit beobachtet. Ich habe es ignoriert, aber nicht ganz übersehen."
„Gut. Dann muss ich wohl doch kämpfen." ist das Mädchen enttäuscht und wirft ihren Mantel ab. Zum Vorschein kommt langes, schneeweißes Haar, das sie bis zu ihrer Hüfte offen trägt. Zum Schutz ihres Körpers trägt sie eine leichte Rüstung mit einer schwarz-weißen Färbung, an deren unteren Ende ein kleiner Rock herab hängt. Ein hohes Paar schwarzer Stiefel schützt ihre Beien, während an ihrer Hüfte ein Katana hängt, das sie in einem Zug heraus zieht.
Lucifer blickt ihr tief in ihre Augen, die mit Zuversicht gefüllt sind, aber dennoch Zweifel zeigen.
„Ich werde dich nicht entkommen lassen. Du hast schon vier unschuldige Spieler ermordet ohne einen Grund zu haben!" ruft sie ihm entgegen. Lucifer verkneift sich lauthals loszulachen, als er ihr entgegenwirft: „Du hast nur vier meiner zwanzig Morde bisher mitbekommen. Mich würde es aber interessieren, wer in den Kämpfen immer zuerst Angegriffen hat und wen?" „Du hast Unschuldige ermordet!" brüllt sie erneut und stürzt schlagartig auf Lucifer zu.
Lucifers Augenmerk richtet sich auf die silberne Klinge des Katanas, die im Mondschein aufleuchtet. Er erkennt, das sie relativ schnell ist in ihren Bewegungen. Dennoch weicht Lucifer mühelos ihren Angriff aus, indem er sich unter dem Katana hindurch duckt, bevor er einzige Meter zurück springt.
„Du bist schnell, aber immer noch zu langsam." verhöhnt er sie, während sie schon den nächsten Angriff auf ihn durchführt. Direkt neben ihn, brüllt das Mädchen ihn an: „Werden wir ja noch sehen!"
Mit den Händen in den Manteltaschen vergraben springt Lucifer zur Seite und lässt das Katana in den Boden schlagen, wo es ein wenig Staub aufwirbelt. „Wahllose Angriffe aus Wut bringen nichts." belächelt Lucifer und öffnet seinen Mantel, um den Mädchen zu zeigen, das er keinerlei Rüstung trägt, um sich zu schützen.
Nachdem ein weiterer Angriff auf Lucifer ins nichts geht, beginnt er mit einem Konter, bei dem er ihre behandschuhte Schwerthand greift um das Schwert am Boden zu haltend, während er mit seinem freien Arm ihr den Ellenbogen gegen die Nase donnert.
Die Waffe nicht loslassend taumelt sie kurz ein paar Schritte zurück. Wutentbrannt blickt sie wieder auf, nur um direkt in Lucifers Kalte Augen zu blicken, kurz bevor er ihr einen heftigen Tritt gegen ihre Hüfte gibt, der sie zu Boden gehen lässt. Schnell wieder aufrappelnd, erhebt sie ihr Schwert und stürmt wieder auf Lucifer zu, der sich auf erneuten Abstand begeben hat.
Erneut richtet sich Lucifer nur auf die Waffe, die beginnt rot aufzuleuchten. Wohl wissend, das die einen Skill nutzt, um ihn garantiert zu treffen, lächelt er wieder. Zwei blitzschnelle Angriffe treffen Lucifer schlagartig in Abfolge eines X.
Der dritte, vertikale Schlag wird jedoch von Lucifer geblockt. Verwunderung herrscht in dem Blick des Mädchens, das sie ausging, das er keine Waffe aus seinem Inventar geholt hat, mit der er blocken kann. Dennoch hängt die Klinge fest auf dem Metall des Wurfspießes zwischen seinen Zähnen.
„Solang man mit etwas angreifen kann, kann man damit auch blocken." zischt Lucifer unter dem Schmerz der vorherigen beiden Treffen. „Habe nur leider später bemerkt welchen Skill du benutzt."
Hektisch zieht das Mädchen ihre Waffe von Lucifer weg und springt auf Abstand. Belustigt über ihre schlagartige Unsicherheit stellt Lucifer ihr vieles Klar: „Du dachtest wohl, ich bin gerade komplett unbewaffnet und ich würde nur ausweichen. Dann wären deine Skills mein Tot. So, habe ich lediglich Schmerzen."
Langsam beobachtet er, wie ihr Blick sich mit Wut füllt. Leise nuschelt sie: „Stirb einfach." Zuerst bringt sie für einen weiteren Skill ihren Körper in eine neue Angriffshaltung. Erkennend, was passieren wird, tritt Lucifer langsam zurück, sie dabei nicht aus den Augen lassend. Nur wenige Sekunden vergehen, bis das Mädchen losbrüllt: „STIRB!"
Mit einem gewaltigen Satz überbrückt sie den Abstand zwischen sich und Lucifer und lässt ihren Skill horizontal auf Lucifer los, der nur Lächelt, während alles passiert.
Schock bildet sich auf dem Gesicht. Ein Schock, den sie nicht glauben kann, während die gewaltige Staubwolke in der Dunkelheit sich wieder absenkt. Ihr Katana liegt  auf dem Boden, mehrer Meter von ihr entfernt. Lucifer selber hält seien Wurfspieß urplötzlich in ihren Nacken, so das sie die kalte Spitze spürt. Auf seinem Körper hat sich keine neue Verletzung während des Angriffes gebildet. Er hat ihn noch nicht einmal pariert.
Stattdessen hat Lucifer den Angriff blocken lassen ... von einem Objekt ... von einem Baum hinter sich.
Lucifer zieht den Spieß von ihrem Nacken weg und flüstert: „Und jetzt wärst du Tot." Ohne Vorwarnung geben die Beine des Mädchens nach und sie bricht zusammen. Hinter sich vernimmt sie wie Lucifer zu ihrem Katana geht und es aufhebt, nur um damit wieder zu ihr zu gehen, wo sie kniet, den blick starr auf den Baum gerichtet, den sie getroffen hat.
„Du hast eine Waffe, die sich keine Anfänger leisten kann. Doch dir fehlt wissen über die Welt." ertönt seien Stimme ernst, als das Katana direkt neben ihrem regungslosen Körper landet.
„Vielleicht sieht man sich wieder." verabschiedet er sich emotionslos von ihr, als er im nächtlichen Wald verschwindet. Das geschockte Mädchen der Wildnis überlassend.

Sword Art Online//New LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt