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Keine Ahnung woher ich so genau wusste wo das Taschenmesser war, aber ich griff zielsicher nach rechts (aus meiner Sicht) und hatte es in der Hand. Meine andere drückte Louis so weit weg wie es ging, damit die Lücke zwischen uns möglichst groß war und es so einfacher war das Panzertape durchzuschneiden. ,,Kannst du eben bitte meine Hose wieder zumachen? Wäre echt nett, denn meine Hände sind immer noch auf dem Rücken zusammengebunden." Ich nickte und tat ihm den Gefallen. Danach machte ich mich sofort wieder am Panzertape zu schaffen und nach weiteren 5min waren dann alle Seiten durchgeschnitten.

Endlich wieder in Freiheit, gab ich meinem Trainer das Taschenmesser wieder und verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen in Harrys und meinem Zimmer. Ich duschte noch schnell, um den Rauchgeruch vom Lagerfeuer abzuwaschen und legte mich ins Bett, aber schlafen konnte ich nicht. In mir war etwas aufgetaucht, von dem ich nicht wusste was es war und dieses Gefühl machte mir Angst. Ich wollte nicht so fühlen und es machte mich kirre, dass ich es nicht abstellen konnte.

Ich hing mal wieder meinen Gedanken hinterher, bis ich hörte, wie sich Schritte auf dem Flur sich dem Zimmer näherten. Ich beschloss einfach so zu tun, als ob ich schlief und drehte meinen Kopf zur Wand. Es war die richtige Entscheidung gewesen, denn es war Harry, der mit Louis ins Zimmer kam und uns beide alleine ließ. Louis hockte sich neben mein Bett und strich mir kurz über den Rücken. ,,Payton?" Seine Stimme war sanft und sehr liebevoll, aber ich drehte mich trotzdem nicht um. ,,Ich weiß, dass ich ein Arsch bin und du hättest mir vorhin nicht beweisen müssen, dass...ach egal. Du musst mir eigentlich gar nichts beweisen." Seine Hand verweilte auf meiner Schulter und umfasste sie und für einen kurzen Moment dachte ich, dass er mich jetzt zu sich drehen würde, doch anscheinend hatte er sich dagegen entschieden. ,,Gute Nacht, Prinzessin." Mein Herz machte einen Aussetzer, als ich zwei weiche Lippen auf meiner Wange spürte und einen Satz, da diesmal das Wort ,Prinzessin' nicht fies gemeint war. Louis stand auf und ging aus dem Zimmer und ein paar Sekunden später kam Harry rein. Ich hörte, wie er sich die Zähne putzte und dann auch ins Bett ging. Als es dann ganz leise wurde, schlief ich auch zufrieden ein.

Schon um kurz nach 7Uhr klopfte es an der Tür und da Harry sich kein Stück regte und stumpf weiter schlief, schlurfte ich verschlafen zur Tür und öffnete sie. Es stand unser Coach vor der Tür und zog mich in Schlafanzug auf den Flur. ,,Was ist denn?", fragte ich ihn etwas zu laut, denn er legte sofort einen Finger auf seine Lippen. ,,Psst. Wenn du die Jungs zu früh weckst, dann spielen die zu schlecht. Ich wollte dich nur fragen, ob du mit mir Frühstück machen möchtest. Das Küchenpersonal ist heute morgen plötzlich erkrankt und jetzt müssen wir das selber machen. Und da ich furchtbar in sowas bin und Harry seinen Schlaf braucht bist du jetzt meine letzte Hoffnung." Ich gähnte einmal genüsslich, bis ich nickte. ,,Ok. Ich zieh mir nur schnell was anderes an und-..." ,,Nein brauchst du nicht. Die Jungs essen immer so wie sie gerade aufgestanden sind.", meinte er und machte eine weckwerfende Handbewegung. ,,Wie gut, dass ich kein Junge bin.", sagte ich und verschwand im Zimmer, um meine kurze Jogginghose gegen eine lange zu tauschen, mir einen Pullover überzuziehen und mir noch schnell Badelatschen anzuziehen. Nur noch das Handy schnell einstecken und ich war fertig. ,,Und ich dachte du schminkst dich jetzt und richtest deine Haare.", sagte mein Trainer mit einem Lächeln. Ich fasste mir auf den Kopf, um festzustellen ob mein Dutt von gestern nach dem Duschen noch hielt. Ein kurzer Schütteltest verriet mir, das dem so war und ich unserem Coach in die Küche folgen konnte.

Ich verdonnerte ihn dazu den Kakao zu machen, denn das konnte er zumindest-nach eigenen Angaben. Zwei Stunden später war der Tisch gedeckt. Es gab von ganz normalen Brötchen, über einfachem Müsli, bis zu Spiegeleiern und Speck alles. ,,Ok ich glaube wir sind fertig. Willst du die Jungs wecken oder soll ich das machen?", fragte er mich, doch ich wollte sie unbedingt wecken und dazu hatte ich schon die perfekte Idee.

Ich lief in das Zimmer, was Harry und mir gehörte und weckte ihn sanft. ,,Hey Harry. Aufstehen. Frühstück ist schon fertig und du willst mit mir doch bestimmt die anderen Jungs aus den Betten werfen oder?" Als Bestechungsversuch hielt ich ihm sogar eine Erdbeere vors Gesicht. Zuerst veränderte sich seine Miene kein bisschen, doch als er die leckere Frucht roch, fing er an zu schmunzeln und stopfte sie sich in einem Stück in den Mund. ,,Und wie hast du dir vorgestellt die Jungs zu wecken, denn die sind alle Langschläfer und stehen nicht so schnell auf.", sagte er mit vollem Mund. Ich hielt nur mein Handy und meine Musikbox als Antwort in die Luft und sofort fing Harry an zu lachen. ,,Und wie ich dabei bin."

Zuerst ging es in das Zimmer von Jack und Louis. Beide schliefen so niedlich, dass ich Leyla erstmal ein Bild davon schicken musste, bevor ich ,Atemlos durch die Nacht' von Helene Fischer anmachte und Harry und ich lauthals mitsangen. Harry zog zuerst Jack die Decke weg und dann Louis. ,,Uh! Beide nur in Boxershorts. Sexy!", rief Harry gegen die Musik an. ,,Ich habe eine Freundin.", sagte Jack schlaftrunken und versuchte sich seine Decke wiederzuholen, die ich ihm aber sofort wieder entriss und extra noch lauter mitsang, was wahrscheinlich auch der Grund war, weshalb Louis sich das Kissen über die Ohren gezogen hatte und schrie, dass wir aufhören sollten. Plötzlich verstummte die Musik und ich drehte mich zu meiner Musikbox, die Jack gerade ausgemacht hatte. ,,Ah endlich. Jetzt kann man wieder normal weiterschlafen." Oh man hörte sich Louis' Stimme sexy an... und ich glaube Harry hatte das gleiche gedacht, denn wir beide sahen uns mit einem vielsagenden Blick an und fingen an zu schmunzeln. ,,Was war daran jetzt lustig?", fragte Louis, der immer noch mit seiner Morgenstimme sprach und ich dahinschmelzen hätte können. ,,Du bist nicht schwul und auch kein Mädchen. Das kannst du also gar nicht verstehen.", erklärte ihm Harry und schnappte sich die Musikbox und schaltete sie wieder ein. ,,Es gibt jetzt Frühstück!", schrie ich nochmal gegen die Musik an, bevor ich Harry, aus dem Zimmer, ins nächste folgte. Die anderen waren wesentlich leichter zu wecken, da alle Hunger hatten und sofort mitkamen, um die Restlichen aufzuwecken.

Ein Mädchen im Team?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt