(6)

8.7K 281 66
                                    

Also ich hatte mir unter ,Essengehen' etwas anderes vorgestellt, aber gut. Und eigentlich hatte ich gedacht, dass wir in irgendein Restaurant gehen würden, doch dass ich nach der Schule schon zu Markus fahren würde und ihm dann beim Essenmachen zugucken würde, hatte ich nicht erwartet. Ich saß an der Kücheninsel und beobachtete den Basketballer dabei, wie er ein Gemüse nach dem anderen klein schnitt und in die Pfanne warf. Keine Ahnung, was er da machte, aber es roch auf jeden Fall sehr gut. ,,Gibst du mir bitte eben das Salz?" Ich reichte ihm das Salz, was vor mir stand und den Pfeffer gleich mit, denn den würde er auch brauchen. ,,Verrätst du mir jetzt, was du da machst?", fragte ich ihn und versuchte es mit einem zuckersüßen Hundeblick. ,,Nein. Und dieser Blick funktioniert bei mir nicht, auch wenn er echt niedlich ist, aber ich bleibe bei nein. Du musst es erst probiert haben." So ein Mist. Der Blick funktionierte doch sonst eigentlich immer, aber warum jetzt auf einmal nicht mehr? ,,Kannst du kurz aufpassen, dass das Gemüse nicht anbrennt? Ich mache solange schonmal den Nachtisch." Ich stieg von meinem Stuhl, lief um die Kücheninsel rum und stellte mich hinter den Herd. Aus meinen Augenwinkeln beobachtete ich Markus, wie er eine Schüssel aus einen der unteren Regalen holte und den Kühlschrank öffnete. Ich schenkte wieder der Pfanne meine Aufmerksamkeit und wendete das Gemüse bis ich merkte, wie irgendjemand mir über die Schulter guckte. ,,Willst du auf Nummer sicher gehen, dass ich dein Gemüse nicht anbrennen lasse?", fragte ich Markus, der nur noch ein paar Zentimeter hinter mir stand, weshalb ich beim Reden weiter auf die Pfanne guckte, denn hätte ich das nicht getan, wären unsere Gesichter nicht mehr weit voneinander entfernt gewesen und zu einem Kuss wollte ich es jetzt noch nicht kommen lassen. ,,Ich guck doch nur.", verteidigte er sich und wandte sich wieder seiner Schüssel zu. Nach weiteren Minuten stellte ich den Herd ab und fragte Markus, was ich mit dem Gemüse machen sollte. ,,Du machst mit dem Gemüse gar nichts. Du wirst jetzt nämlich schonmal ins Esszimmer gehen und dann auf mich warten." Ich nickte nur und spazierte ins Esszimmer. Zumindest glaube ich, dass es das Esszimmer war. Ich öffnete die Tür von dem vermeintlichen Esszimmer und sah einen Tisch mit weißer Tischdecke, zwei roten Kerzen und einem Rosenstrauß in der Mitte. Ich musste zugeben, dass es echt gut aussah, obwohl ich so viel Kitsch nicht mochte. Naja die Rosen waren vielleicht doch ein bisschen zu viel. Ich setzte mich auf einen der gedeckten Plätze und wartete. Oder sollte ich doch? Ja! Ich stand nochmal auf, holte mein Handy aus der Hosentasche und machte schnell ein Foto von dem Tisch.

Es dauerte vielleicht nur noch zwei bis drei Minuten, bis Markus mit dem Essen kam. Es roch einfach herrlich und am liebsten hätte ich alles alleine aufgegessen, denn es schmeckte auch so. Während des Essens redeten Markus und ich über alles mögliche und ich bedankte mich immer wieder bei ihm für das leckere Essen. Nachdem wir das Geschirr in den Geschirrspüler geräumt hatten, verdunkelte Markus das Wohnzimmer und wir sahen noch einen Horrorfilm an. Wie ich diese Art von Filmen doch hasste. Ich musste insgesamt drei mal aufquieken und hatte mich immer bei einer gruseligen Szene hinter Markus' Rücken versteckt. Er fand das sehr amüsant und machte sich oft über mich lustig, aber er versprach auch, dass ich nächstes mal einen Film aussuchen dürfte. Da stand jetzt schon fest, dass wir auf jeden Fall einen Actionfilm gucken würden, diese Art Filme liebte ich.

Markus fuhr mich gegen 20Uhr nach Hause und ich gab ihm noch einen Kuss zum Abschied. Auf die Wange wohlgemerkt! Am Abend bekam ich dann dieses blöde Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht raus. Ich meine, kein Junge hatte je sowas für mich getan und dann gleich auch noch so einer, der super aussah und krass nett ist und nebenbei bemerkt auch noch gut riecht.

Morgen hatte ich wieder Training. Irgendwie freute ich mich sogar Louis wiederzusehen, aber das lag glaube ich nur daran, dass ich gerade super gute Laune hatte.

Am nächsten Tag in der Schule ist mir aufgefallen, dass Leyla und Jack sich immer besser verstanden und nicht nur ich hatte das bemerkt, sondern auch Harry. ,,Die beiden sollten auf jeden Fall mal zusammen auf ein Date gehen.", flüsterte ich ihm zu, woraufhin er nickte. ,,Apropos Date. Wie lief deins eigentlich mit Mr. Unbekannt?" ,,Sehr gut. Und mein Date war Markus und-...", weiter kam ich nicht, denn Harry hielt mir schnell den Mund zu. ,,Sag bloß keinem aus unserem Team, dass du dich mit ihm getroffen hast! Louis wird außer sich sein, wenn er das erfährt. Ich darf mich auch nicht mit einem der Basketballer treffen.", zischte er mir zu und nahm die Hand von meinem Mund. ,,Er kann doch aber nicht bestimmen, mit wem du oder ich unsere Freizeit verbringen.", brachte ich empört hervor. ,,Ja ich weiß, aber er meint man sollte sich lieber untereinander treffen, anstatt mit dem anderen Team. Frag mich nicht warum, aber ich finde es auch lächerlich." Ich schnaubte verächtlich. ,,Ich wette er oder jemand anderes würde niemals sowas für mich machen." Ich zeigte Harry das Foto von dem Tisch, was ich gestern gemacht hatte und er staunte nicht schlecht. ,,Ich wusste ja gar nicht, dass er so ein Romantiker ist." Ich stimmte Harry zu. ,,Er hat gestern sogar essen gekocht." Harry zog daraufhin nur eine Augenbraue hoch und meinte, dass er viel besser Kochen könnte. Um mir das auch zu beweisen, sollte ich vor dem Training zu ihm kommen. Und da Leyla unbedingt mitkommen wollte, musste Harry dann wohl oder übel für vier Personen kochen. Ja genau, vier. Harry, Leyla, Jack und ich. Aber ich wette, dass Jack nur mitkommt, um mehr Zeit mit Leyla zu verbringen. Naja soll mir recht sein.

Nach der Schule fuhren wir zu viert bei Louis mit und als er vor Harrys Haus hielt, sah er uns verwirrt an, da wir alle aus dem Auto stiegen. ,,Gibt es bei Harry Essen?", war das einzige was er fragte und stieg einfach mit aus. ,,Ok dann koche ich halt für fünf.", sagte Harry mit einem Schulterzucken und nahm mir meine Sporttasche ab.

Während Harry das Essen vorbereitete zeigten Jack und Louis, Leyla und mir das Haus. Es war relativ groß und eher modern gestaltet. In Harrys Zimmer angekommen legte ich einen Sprint zu seinem Bett hin, um vor Louis auf Harrys Bett zu landen, doch da er ein kleines bisschen schneller war als ich, landete ich schlussendlich auf ihm. Und aus Versehen rammte ich ihm dabei meinen Ellenbogen in den Bauch. Naja geschieht ihm recht. ,,Das tat weh! Ich will jetzt eine Entscheidung hören.", meinte Louis in einem rechthaberischen Ton, während ich von ihm runterkletterte. Ich verdrehte die Augen und griff unauffällig hinter mich nach einem Kissen. ,,Ok. Es tut mir...nicht leid!" Ich holte mit dem Kissen aus und schlug ihm damit voll ins Gesicht. Er fiel ein Stück nach hinten, doch bevor er komplett mit dem Körper auf dem Bett lag, stütze er sich ab und nahm mir das Kissen weg. Bevor diesmal mich das Kissen traf, sprang ich vom Bett und lief durch den Raum. Ich wollte mich eigentlich hinter Leyla in Sicherheit bringen, doch sie quietschte kurz auf und machte einen Satz nach rechts hinter Jack. Sie klammerte sich schon regelrecht an ihn, während ich hinter ihnen stand. Louis stand mit Kissen in der Hand vor den beiden Turteltauben und wenn er einen Schritt nach links machte, setzte ich einen Schritt in die andere Richtung. Ich fand das sehr lustig und musste durchgehend lachen, während Louis die Situation sehr ernst nahm und nicht eine Miene verzog. Nach ein paar Richtungswechseln und einem Hin und Her, schob Louis Jack, an dem Leyla hing, zur Seite und schleuderte das Kissen auf mich. Ich musste zugeben, der hatte gesessen.

Louis' Sicht:

Was bildet sich dieses Mädchen eigentlich ein? Ist sie die Prinzessin auf der Erbse oder was? Sie kann doch nicht erwarten, dass ich ihr Harrys Bett überlasse. Niemals! Und das musste sie halt zu spüren bekommen. Nun lag sie lachend am Boden und hielt sich den Bauch. ,,So lustig war das wiederum auch nicht.", meinte ich und machte keine Anstalten ihr auf zu helfen. Aber dennoch musste auch ich ein wenig grinsen. Aber nur ein bisschen. ,,Weißt du, was ich mir wünsche?", fragte ich sie, woraufhin sie lachend den Kopf schüttelte. ,,Ich wünsche dir, dass du heute beim Training dir den Arm brichst und freiwillig nie wieder zum Training kommst." Ja ich weiß, vielleicht war mein Wunsch etwas zu krass, aber ich mochte sie halt nicht und da war das glaube ich normal. ,,Und weißt du, was ich mir wünsche? Dass dir beim nächsten mal Händewaschen dein Ärmel runterrutscht." Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Das war viel schlimmer! Ich wollte einfach in die Küche gehen und Harry fragen, wann das Essen fertig war, denn ich konnte nicht länger mit diesem Mädchen in einem Raum sein. Ich stand schon vor der Zimmertür, als Payton gerade dabei war aufzustehen. Ich nutzte die Situation und schubste sie nochmal um, sodass sie wieder auf ihrem Hintern landete. Mit einem zu friedendem Lächeln auf den Lippen, stolzierte ich aus Harrys Zimmer und ließ die anderen drei hinter mir.

Ein Mädchen im Team?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt