1. New home

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Endlich. Endlich muss ich nicht mehr zusammen mit meinen Eltern leben. Seit heute habe ich eine eigene Wohnung. Ganz für mich alleine. Meiner Meinung nach habe ich viel zu lange noch bei meinen Eltern gelebt. Erst stand zur Überlegung, dass meine beste Freundin Yuna mit in meine Wohnung zieht, sie hat aber doch etwas für sich gefunden. Ich bin ganz froh darüber, da es anstrengend hätte werden können, die ganze Zeit aufeinander zu hocken. Wir wären beide zwar nicht immer da, aber trotzdem ist es besser so.
Am Montag wird mein erster Arbeitstag im Studio sein. Also habe ich noch zwei Tage um meine Wohnung einzurichten. Ich habe diese Arbeit eigentlich nur durch meinen Cousin bekommen, er ist der CEO vom Drop Entertainment. Sonst wäre ich da bestimmt nie reingekommen.

Es wird langsam dunkel draußen und ich habe schon einiges geschafft. Ich hebe den braunen Pappkarton mit dem weißen Punkt drauf hoch und bringe ihn in mein Zimmer. Was habe ich da nur reingepackt, dass der so schwer ist? Ich öffne ihn und mir fallen direkt die ganzen Bücher ins Auge. Das war also die Bücherkiste.
Fertig von dem Tag lasse ich mich auf mein Bett fallen. Jetzt könnte ich aber eigentlich noch Mal rausgehen. Ich war lange nicht mehr bei Nacht in der Stadt. Als Schülerin war ich oft abends mit meinen Freunden in der Stadt unterwegs.
Nach 10 Minuten finde ich meine Jacke, schnappe mir einen Schlüssel, verstaue mein Handy in der Jackentasche und stecke mir etwas Geld in die Hosentasche. Schon während ich die Schuhe anziehe, öffne ich die Tür und mache einen Schritt raus. Sofort mache ich wieder einen Schritt zurück, ziehe meine Jacke aus, einen Pulli an und die Jacke wieder drüber. Dazu kommt noch eine Cap. Draußen ist es verdammt kalt und windig. Nun aber wirklich fertig, gehe ich raus auf die Straße. Mittlerweile ist es dunkel und die Straßenlampen werfen ein gelbliches Licht auf die leere Straße. Ich wohne in einer wirklich stillen Ecke von Seoul, zwar noch in der Stadt, aber trotzdem ist es hier sehr ruhig, kein Autolärm, keine lauten Leute.
Ich ziehe mein Handy aus der Jackentasche und greife gleichzeitig in die andere, na toll, ich habe meine Kopfhörer vergessen. Ich seufze, sehe kurz auf die Uhrzeit, es ist jetzt 19:57 Uhr, und stecke mein Handy wieder weg.
Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Katze vorbei huschen und hinter einem, hier vereinzelten, Auto verschwinden. Außer mir gefühlt das einzige Lebewesen in dieser schmalen Straße. Ich ziehe die Kapuze über die Cap, da der Wind im Nacken gezogen hat. Nach 7 Minuten bin ich in der lebendigen Innenstadt. Hier ist noch einiges los: Paare, Freunde, gestresste Geschäftsleute und Touristen. Erst laufe ich ziellos weiter. Ich komme an meinem Lieblingscafé vorbei. Es heißt 'Lunatique', ich bin hier oft, nur war ich abends noch nie hier. Ich öffne die Ladentür und die angenehme Wärme kommt mir entgegen. Ich betrete das Café und blicke mich kurz um, mein Stammplatz ist frei. Ich gehe erst zum Tresen. Dort steht ein Junge mit dem Rücken zu mir gedreht. Ist er neu? Ich kenne ihn gar nicht. Ich drücke die kleine silberne Klingel, die auf dem Tresen steht und er dreht sich sofort um.
„Hallo!", ich lächle leicht. Er ist also wirklich neu oder er ist jemand, der lange nicht hier war, dies glaube ich aber eher nicht. Er sieht etwas jünger aus als ich. Ich schätze ihn so auf 19, Anfang 20.
„Hallo", begrüßt er mich freundlich „was darf's sein?", er schaut mich erwartungsvoll an.
„Einen Cappuccino bitte." Er nickt und dreht sich wieder um. Ich setzte mich in die kleine Ecke und warte auf meine Bestellung. Währenddessen blicke ich mich im Café um. Außer mir sitzen hier nur drei weitere. Ein Mann, der in seinen Laptop vertieft zu sein scheint und sehr, sehr viel tippt. Er trägt einen dunklen Pulli und neben ihm kann ich eine Jeansjacke erkennen. Außer seinem Laptop liegt noch sein Handy auf dem Tisch. Er trägt eine schwarze Cap und schwarze Kopfhörer. So ähnlich wie ich. Ich blicke an mir herunter. Ohne dass es mir aufgefallen ist oder ich die Absicht dazu hatte, bin ich heute komplett schwarz gekleidet. Auch habe ich vergessen meine Cap abzusetzen und meine Jacke auszuziehen. Ich setzte meine Cap ab, fahr einmal mit der Hand durch meine Haare und lege die Cap nebenan mich. Genauso ziehe ich meine Jacke aus. Wieder sehe ich mich um. Außer diesem Mann mit dem Laptop und der schwarzen Cap, sitzt hier noch ein Paar, wie ich vermute. Vor ihnen erscheint der Junge. Er kommt auf mich zu mit meinem Cappuccino.
„Ihr Cappuccino." Er lächelt mich an und stellt ihn auf den kleinen Tisch vor mir. Wie immer eine schöne große Tasse.
„Danke." Er will wieder gehen doch ich halte ihn auf.
„Entschuldigung, ich habe noch eine Frage." Er dreht sich um und schaut mich erwartungsvoll an.
„Ist Yuna da? Song Yuna?", frage ich nach. Er schaut kurz nachdenklich. Er scheint wirklich noch nicht lange hier zu sein.
„Nein sie ist heute schon früher gegangen. Woher kennen sie sie?", antwortet er.
„ Ich kenne sie schon seit 20 Jahren. Aber weshalb ist sie nicht da? Sie ist doch immer hier." Yuna gehört dieses Café, aber das ist nicht der Grund, warum es mein Lieblingscafé ist.
„Soweit ich weiß musste sie ins Krankenhaus, jemanden besuchen. Aber mehr weiß ich auch nicht", antwortet der Junge mir.
„Oh, dann sollte ich mich Mal bei ihr melden. Danke dass du mir das gesagt hast. Ich bin Choi Gayeong. Du bist neu hier oder?" Ich reiche ihm meine Hand. Er nimmt sie zögerlich und drückt sie kurz.
„Ich bin Leo. Ja, ich arbeite erst seit Anfang der Woche hier." Hinter ihm höre ich die kleine Klingel am Tresen.
„Ich muss dann wieder.", er dreht sich um und geht zur Kasse. Dort steht der Mann mit dem schwarzen Cap. Die Kopfhörer trägt er nicht mehr. Seinen Laptop hat er unter seinen Arm geklemmt und in der Hand hält er sein leicht zerfetztes Portmonee.
Ich widme mich wieder meinem Cappuccino. Er ist lecker, wie immer.
Meine Gedanken weichen zu Yuna. Weswegen musste sie plötzlich ins Krankenhaus? Ich nehme mein Handy und schreibe ihr, da sehe ich, dass sie meine letzte Nachricht noch nicht gelesen hat und die habe ich heute Vormittag abgeschickt. Die neue Nachricht kommt nicht an. Auch nach zehn Minuten ist sie immer noch nicht angekommen. Schließlich rufe ich sie an. Nach ewigem Tuten geht sie ran.
»Hier ist Song Yuna.«
»Yuna! Ich bin's Gayeong!«
»Oh hey Gayeong.« Ihre Stimme klingt nicht so freudig sie sonst.
»Ich habe von deinem neuen Mitarbeiter gehört, dass du im Krankenhaus bist. Was ist los?«
»Gayeong... Giseung hatte einen Unfall...« Oh No. Wieso verletzt er sich auch immer und immer wieder. Giseung ist Yuna's Bruder, ich kenne ihn auch schon lange.
»In welchem Krankenhaus bist du? Ich komme so schnell es geht.«
»Im 'Tiuns Hospital', wo genau kann ich dir nicht sagen, dass musst du fragen.«
»Okay. Ich bin bald da!«
Ich lege auf, schnappe mir meine Jacke und mein Cap und gehe im schnellen Schritt zum Tresen. Leo sieht mich verwirrt an.
„Ich fahre zu Yuna ins Krankenhaus, ihr Bruder hatte einen Unfall. Ich bezahle nächstes Mal!"
Schnell streife ich mir die Jacke über und setzte meine Cap auf. Aus dem Café raus, renne ich zur nächsten Haltestelle.

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