Kapitel 8

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Im Hörsaal angekommen setze ich mich auf einen Platz in der Mitte und zückte, da noch kein Dozent zu sehen war, mein Handy. Ich wählte Kates Nummer, doch es ging nur die Mailbox ran. Was zum Teufel war mit ihr? Ich rief sie noch ein paar Mal an, doch ich erreichte sie nie. Sobald die Vorlesung begann, steckte ich mein Handy  weg und lauschte dem Dozenten. Die Vorlesung war relativ interessant und ich konnte somit auch konzentriert bleiben.

Am Ende der Stunde packte ich meine Sachen zusammen und kramte wieder mein IPhone aus der Tasche. Ich wollte Kate nochmal anrufen, ich machte mir allmählich Sorgen. Sie feierte zwar gerne und viel, konzentrierte sich aber trotzdem  auf ihr Studium. Eine Vorlesung zu verpassen war absolut nicht typisch für sie.

Ich hätte mein Handy beinahe fallen gelassen, als ich plötzlich einen heißen Atem an meinem Hals spürte. Mein Kopf schoss herum und ich sah in das Gesicht von einem von Dereks Handlanger. Er hatte hochgegelte dunkelblonde Haare und dunkelbraune, fast schwarze Augen. Ich funkelte ihn leicht wütend an und fragte genervt: "Kann ich dir irgendwie helfen?!"

Er grinste dreckig und antwortete: "Wenn du schon so direkt fragst... Laut Derek sollst du eine ziemliche Granate im Bett sein. Wie wärs wenn wir das mal auf die Probe stellen?"

Nachdem er den letzen Satz ausgesprochen hatte, wurde sein Grinsen noch dreckiger und er strich mit seinen  Fingern über meinen Arm.

Mir klappte der Mund auf und ich starrte ihn fassungslos an. Für was hielt er mich, denn bitte?! Ich war doch kein Wanderpokal, den man einfach so herumreichen konnte!

Gleißende Wut durchschoss mich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich presste zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor: "Lauf..."

Er sah leicht verwirrt aus, behielt aber trotzdem sein dreckiges Grinsen bei. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, hatte er schon meine Faust in seinem Gesicht. Er knallte rückwärts auf den Boden und hielt sich die linke Seite seines Kinns.  Er starrte mich geschockt an und ich kletterte über den Tisch, der zwischen uns gestanden war. Dann bückte ich mich zu ihm nach unten und entgegnete: "Ich denke, dass war Antwort genug, oder?"

Er starrte mich sauer an und stand dann auf. Er baute sich vor mir auf und bewegte seinen Kiefer hin und her und verzog dabei sein Gesicht vor Schmerzen. Ich lächelte in mich hinein. Mein rechter Hacken, war schon immer recht gut gewesen.

Der wütende Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand nach und nach und er murmelte grimmig: "Derek hatte Recht, du verdienst das."

Ich sah ihn misstrauisch an und fragte: "Ich verdiene was?"

Sein Mund verzog sich zu einem gefährlichen Lächeln und er erklärte: "Das wirst du schon noch früh genug merken, Emily. Aber an deiner Stelle würde ich gut auf mich und meine Freunde aufpassen."

Mit diesen Worten verschwand er aus dem Raum und ich blieb ahnungslos zurück. Ich sollte gut auf mich und meine Freunde aufpassen... Oh mein Gott! Meine Freunde! Kate war meine beste Freundin und ich hatte sie seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Was wenn dieser Psycho ihr weh tun würde?!

Sich mit dem größten Arschloch der Schule einen kleinen Machtkampf zu liefern war die eine Sache, aber andere Menschen da mit reinziehen und zu gefährden eine ganz Andere! Ich hätte  niemals erwartet, dass er solche Psyochspiele treiben würde. Wir mussten so schnell wie möglich damit aufhören!

Ich nahm meine Sachen und sprintete zu Kates Zimmer. Ich hatte immer noch die kleine Hoffnung, dass sie nur verschlafen hatte. Vor ihrem Zimmer angekommen, klopfte ich nervös an die Tür. Nach kurzer Zeit wurde sie von Kate geöffnet, sie trug einen Bademantel und hatte nasse Haare. Gott sei Dank! Sie hatte nur verschlafen. Ich fiel ihr um den Hals und Erleichterung machte sich in mir breit. Sie umarmte  mich zurück und lachte: "Ich hab dich auch vermisst, Em."

Ich umarmte sie noch eine gefühlte Ewigkeit und ließ sie dann wieder los. Für eine Weile genoss ich einfach nur die Erleichterung. Diese verschwand allerdings sofort als auf einmal Derek hinter ihr auftauchte und seine Arme von hinten um ihre Taille schlang. Er hatte nur ein Handtuch um die Hüften gebunden und grinste mich hinterhältig an. Sobald allerdings Kate zu ihm sah, lächelte er sie liebevoll an. Kate schmiegte sich noch enger an ihn und küsste ihn sanft auf den Mund. "Ich liebe dich, Kate", hauchte Derek und sie antwortete: "Ich liebe dich auch."

Man hörte deutlich, dass Kate diese Worte ernst meinte und ihn tatsächlich liebte. Derek hingegen schien ein ziemlich guter Schauspieler zu sein, denn seine Worte klangen relativ echt. Doch in seinen Augen, konnte man kein Fünkchen Liebe für Kate erkennen...

Ich betrachete die Beiden vollkommen geschockt. Und da wurde mir eines klar: Ich hatte ihn unterschätzt. Er hatte nie vor ihr körperlich weh zu tun. Er hatte ihr ihr Herz gestohlen und konnte es ihr nun so oft und stark brechen wie er wollte. Sie könnte von ihm psychisch zerstört werden und er würde noch nicht einmal eine Straftat begehen. Und wenn er meine beste Freundin verletzen würde, würde ich mit unter gehen.

Kate richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich und erklärte: "Derek kam heute Morgen zu mir und sagte, dass er mich nie vergessen hätte können und dass er mich liebt und ich ihm verzeihen sollte. Und wenn ich ehrlich sein sollte, ich bin nie wirklich über ihn hinweg gekommen...Und jetzt sind wir ein Paar."

Bei dem letzten Satz fing sie an zu strahlen und nahm Dereks Hand. Ich nickte nur und versuchte den Felsbrocken, der sich auf meinen Brustkorb gelegt hatte, und drohte mir dir Luft zum Atmen zu nehmen, so gut es ging zu ignorieren. Kate strahlte weiter und sagte dann: "Ich denke, ihr beide solltet nochmal von vorne anfangen. Die 2 wichtigsten Menschen in meinem Leben sollen sich ja schließlich gut verstehen."

How about revenge, Babe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt