Teil 5

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Das Lagerfeuer knisterte und ein Zweig knackte laut. Über dem Feuer wärmte sich Leona ihre Hände und blickte sich um. Das Geräusch eines schnaubenden Pferdes verriet ihr, dass Brios nun endlich eingetroffen war. Er schmiss etwas vor ihre Füße. Es war ein Ohr.

„Wo warst du so lange? Es ist spät geworden.", sagte sie leise und kniete sich nieder um das Ohr aufzuheben. Dann warf sie es in das Feuer. „Hey!", rief er empört und band das Pferd neben Leonas. „Hör auf immer diese Andenken zu sammeln. Das ist widerlich. Was hast du mit ihm gemacht, außer ihm die Ohren abgeschnitten?", wollte sie wissen und er grinste. Schon fast stolz auf sich selbst. „Ich habe sie von der Brücke her schreien hören. Die Botschaft ist definitiv angekommen, glaub mir.", er setzte sich in den Dreck und lehnte sich zurück.
Leona sah ihn eine lange Zeit an ehe sie sich zu ihm auf den Boden gesellte.
„Vielleicht will ich es gar nicht so genau wissen. Du warst schon immer etwas eigenartig.", murmelte sie nachdenklich und sein Blick verdunkelte sich, doch er erwiderte nichts.

„Ich habe nicht viel herausgefunden. Nur ähnliche Geschichten wie die der Tavernenmagd. Wenige Leute betreten den Wald und wenn sie es taten, kamen sie verändert wieder heraus. Manche kamen gar nicht mehr wieder. Und das seit diesem Blitzeinschlag, welcher ein Inferno ausgelöst haben soll. Doch vor ungefähr fünfzig Jahren sollen alle Tiere aus dem Wald für kurze Zeit geflohen sein, eine Druckwelle hatte sich ausgebreitet und als eine Truppe losging um zu sehen was passiert war, blieben sie unverändert. Es hatte erst vor wenigen Jahren wieder mit den Erkrankungen begonnen. Dazu ritten eine Menge Truppen des Königs und des Landherrn in diesen Wald.", brachte sie Brios auf den Stand der Dinge und blickte zu der Waldgrenze.

Er sah in das Feuer, zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Das ist merkwürdig."

„In der Tat. Was denkst du darüber?"
„Ich weiß mit Sicherheit, dass auch König Denzel sie sucht. Möglicherweise hat sie diese Leute verhext um sich selbst zu schützen. Was ist mit den Rittern passiert?", wollte er wissen.

Leona zuckte mit den Schultern. „Das wusste keiner. Sie ritten hinein und nie wieder heraus. Zumindest wurden sie nicht mehr gesehen."

„Die Bauern kommen wieder heraus und die Ritter des Königs bleiben verschwunden. Ich könnte mir vorstellen, dass wir in diesem Wald eine Menge Leichen finden werden. Oder das, was von ihnen übrig ist.", sagte Brios überzeugt und stocherte in den Flammen umher. Leona nickte. „Gut möglich. Wenn sie dort ist."
„Oder war."
„Was meinst du?"
„Wer sagt, dass Denzel sie nicht gefunden und gefangen genommen hat?"

„Denkst du, er wäre dazu in der Lage?"
„Bestimmt hat er seine Mittel."

Leona strich sich nervös durch ihre Haare und biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen, nur die Auswirkung seiner Herrschaft. Doch ich erinnere mich noch gut an unseren Kampf.", gedankenverloren strich sie über die Narben an ihrem Hals. „Er ist verwundbar, er muss es sein, Brios. Denn ich bin es auch. Ich dachte, ich sterbe. Ich war mir so sicher. Und selbst wenn wir Juna nicht finden, werden wir eine Möglichkeit finden diesen Wahnsinn aufzuhalten. Denzel muss sterben, koste es was es wolle.", sprach sie entschlossen und sah ihrem Begleiter fest in die Augen, er nickte leicht. „Ich bin stets an deiner Seite, sei dir dessen sicher."
„Ich weiß, doch ich habe eine Bitte an dich."

„Alles was du willst."
„Ich gehe alleine in den Wald. Ich bin einen Teil an ihm entlang geritten und-", sie zögerte. Es klang eigenartig. „Es strömt eine eigenartige Macht heraus. Ich will nicht, dass du ebenfalls blind wirst. Ich brauche dein Adlerauge."

Er zögerte, schien widersprechen zu wollen, doch nickte schließlich. „Wie du willst. Doch was ist, wenn dir etwas passiert?"
„Das wird es nicht."

What RemainsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt