Teil 8

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Unsanft fiel sie auf den harten Steinboden. Auf Grund der gefesselten Hände konnte sie sich nicht abfangen und schlug mit dem Kinn auf. Es brannte und wurde warm. Sie versuchte sich mühselig umzudrehen und ihre Knie schürften auf. Ihr Körper schmerzte, sie war müde, hungrig, durstig, am Ende ihrer Kräfte. Doch sie wollte es sich vor dem König nicht anmerken lassen.

Dieser stand direkt vor ihr, sah sie von oben herab und lächelte zufrieden. Neben ihm der große Mann. Die Wachen blieben äußerst wachsam, ließen die Frau kein einziges Mal aus den Augen.

Die junge Frau kniete sich vor den König und blickte auf. „Wa-", krächzte sie, brach jedoch wieder ab als ihre Kehle schmerzte.

„Was sollen wir zuerst mit ihr machen, Manas?", fragte Denzel den Mann neben ihm und legte nachdenklich den Kopf zur Seite. Sein Begleiter senkte einen Moment den Blick, antwortete aber nicht. Vermutlich war dies eine rhetorische Frage. „Du kannst mit ihr machen was du willst. Ihr Schmerzen zufügen, sie aufschneiden, verbrennen, ertränken, aber nicht töten. Haben wir uns verstanden? Auch wenn ich denke, dass das nicht so einfach ist.", sagte Denzel und kniete sich zu der jungen Frau. „Doch auch ich will meinen Spaß mit ihr haben.", er sah ihr in die braunen Augen und sie hatte große Mühe ihre Angst zu unterdrücken.
Er stand wieder auf und lehnte sich zu Manas, damit er nicht von den anderen Anwesenden gehört werden konnte. „Finde die Quelle ihrer Macht, ich will kein Risiko eingehen. Und wenn wir sie töten können, umso besser."

Manas nickte und der König verschwand aus dem Kerker. Mit einer Handbewegung verschwanden nun auch die Wachen und schlossen die schwere Tür hinter sich. Ein Riegel fiel ins Schloss. Die Anspannung der Frau löste sich etwas und sie sackte in sich zusammen. Der Mann ging an ihr vorbei und entfachte ein Feuer. Dann setzte er sich an den Tisch und begann einen Apfel zu schneiden. Die Frau kroch über den Boden der Zelle und sah die kleine Pfütze, die sich dort gebildet hatte. Schnell bewegte sie sich darauf zu, senkte ihren Kopf und nahm mehrere gierige Schlücke. Doch sofort spuckte sie es aus und würgte. Hustete. Krümmte sich vor Ekel.

Der Mann lachte amüsiert und stand auf, umfasste die Stäbe der Zelle und grinste sie an.
„Sieh dich an. Wie jämmerlich du aussiehst. Vor wenigen Tagen hast du all die Männer, die mich begleitet hatten aufgespießt, in Stücke gerissen, lebendig verbrannt, erhängt und sonstige grausame Tode erleben lassen. Auch mich hast du schwer getroffen.", sprach er plötzlich und seine raue, tiefe Stimme hatte etwas furchteinflößendes. Wie die Ruhe vor dem Sturm. So ruhig und doch verheerend. „Es hat mich eine Menge Kräfte gekostet.", fügte er hinzu und aß ein Stück des Apfels. „Du agierst mit-", sie krächzte und hatte Mühe sprechen zu können. „Mit schwarzer Magie. Ich habe es gesehe-" Sie fing lautstark an zu husten und sich erneut zu krümmen.

„Anders hätte ich dich niemals in meine Gewalt bringen können.", er streckte die Arme aus und deutete auf die gebrochene Frau vor ihm. „Juna, die bisher stärkste, bekannte Magierin. Es gab nur eine einzige vor dir, die so stark war. Doch sogar die hast du schon vor langer Zeit übertrumpfen können. Und nun sieh dich an. Ein Haufen Dreck. Gebrochen, besiegt, am Boden. Am Ende deiner Kräfte. Hast du versucht dich zu befreien? Bestimmt.", er zog den Stuhl an die Zelle und setzte sich. „Diese Fesseln habe ich nur für dich entworfen. Reinster Stahl, versiegelt. Du machst eine Menge mit deinen Händen. Ich habe viel Zeit damit verbracht dich zu studieren, dich zu verstehen, zu wissen wie du vorgehst und worin deine Stärken liegen. Doch auch jede Stärke kann als Schwäche genutzt werden. Wir hatten schließlich eine Menge Zeit zusammen, nicht wahr? Weißt du, wo ich dich das erste Mal sah?", redete er mit einem faszinierten Unterton mit ihr. Sie schüttelte langsam den Kopf. „Im Orient. Solch eine blasse Schönheit wie du fällt dort schnell auf. Ich war sofort interessiert an dir, an deiner starken Aura. Das ist lange her.", erzählte ihr Manas und hielt ein Apfelstück durch die Gitterstäbe. Sie zögerte. „Das war vor etwa achtzig Jahren als ich dort war.", erwiderte sie irritiert und musterte ihn. Er lächelte. Sein Lächeln besaß keinerlei Wärme und Freude. Als sie noch immer nicht das Apfelstück entgegen nahm, welches er ihr hingehalten hatte, aß er es selbst. Dann trat er wieder zurück. „Wir werden eine Menge Spaß miteinander haben, meine Liebe. Ich will wissen, woher du deine Macht hast. Wie dein Körper all diese enorme Menge an Energie speichern kann. Ich habe bereits einige Theorien entworfen. War dein Vater ein Hexer oder Magier?", fragte er plötzlich. Doch Juna antwortete nicht. Stattdessen überlegte sie eine Möglichkeit hier raus zu kommen. „Deine Mutter war nur eine einfache Magd, und eine kleine Hure, habe ich Recht?", sprach er weiter und wandte sich einem Tisch zu, der sich neben dem Feuer befand. Juna sacke in sich zusammen und schloss die Augen. Versuche sich zu konzentrieren. Wo war nur Kilian? Wo genau befand sie sich? Wie entkam sie diesen Fesseln?

Sie brauchte Antworten. Eine Idee.

Ein heißes Brennen breitete sich auf ihrem Oberarm aus und ein unangenehmes Zischen war zu hören. Sie schrie laut auf vor Schmerzen als Manas ihr einen heißen Schürhaken gegen das Fleisch drückte. Schnell rutschte sie zurück und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Sie starrte den Mann entsetzt an. „Ich habe dich etwas gefragt.", sagte er drohend und funkelte sie an. Juna atmete schwer und biss die Zähne zusammen. „Ich weiß nicht, wer mein verdammter Vater ist! Sie hat es niemanden gesagt!", fauchte sie ihn an und er legte den Kopf schräg. „Und du hast nie versucht ihn zu finden?"

„Nein!"

„Wieso nicht?"

„Ich wollte es nicht wissen.", antwortete sie bitter und versuchte den Schmerz auszublenden.

„Und du-"

„Manas! Der König will Euch sprechen. Sofort!", rief plötzlich eine Wache von der Tür aus und beachtete Juna gar nicht erst.

Manas schien einen Moment zu zögern, dann lächelte er sie wieder an und sagte „Ruh dich aus, ich werde mich dir morgen widmen.", dann folgte er der Wache aus dem Zimmer. Sofort kippte Juna um und wurde schlagartig ohnmächtig.



„Ihr wolltet mich sehen, meine Majestät.", rief Manas durch den Saal und überquerte den langen Teppich um vor dem Thron auf die Knie zu fallen.

„Erzherzogin Aleidis hat Neuigkeiten, die uns Probleme bereiten könnten.", knurrte Denzel und stützte seinen Kopf auf der Hand ab. Manas schwieg vorerst. „Leona, die Löwin,", Denzel spuckte den Namen förmlich aus „ist wieder in Weißhalm. Sie hat Fragen über den Erzherzog und unserem Gast gestellt."
„Mit Verlaub, dies ist doch nicht das erste Mal. Sie war schon einmal dort.", entgegnete Manas und hob den Kopf. Sein Handgelenk begann zu kribbeln.

„Sie hat Aleidis' Spion übel hergerichtet. Ich will, dass du den Truppen in Gedeshelm die Nachricht übermittelst, dass sie nach Weißhalm reisen sollen um dieses Miststück im Auge zu behalten. Sie darf nicht erfahren wo sich Juna derzeit aufhält, nicht ehe ich alles weiß! Sofort!", brüllte Denzel wütend. Dabei legte er die rechte Hand an seine linke Brust. Nur Manas wusste, dass sich dort eine üble Narbe befand. Von niemanden anders zugefügt als Leona, der Löwin.

„Natürlich, meine Majestät.", erwiderte Manas, doch nun finng die Stelle an seinem Handgelenk an zu brennen und er schob den Ärmel nach oben. Das Symbol, welches sich doch niedergelegt hatte, glühte förmlich, verursachte ein kurzes Stechen, ehe es schließlich verschwand. Er blickte zu Denzel, welcher es ebenfalls gesehen hatte. „Sie war dort."

Denzels Augen weiteten sich und stieß voller Wut die Feuerschale um und schrie laut auf. „Ich will, dass du sie findest und zur Strecke bringst, kapiert?", befahl er dem Magier, dieser nickte deutlich und erhob sich um schnellstmöglich aus dem Saal zu verschwinden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 15, 2020 ⏰

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