Teil 6

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Finsternis und eisige Kälte umgab die kleine Kammer in der sie sich befand. Ihre nackten Füße rutschten über das Eisen und sie versuchte mit ihrem Fußnagel etwas in die Wand zu ritzen, doch er brach ab. Ihre Hände waren eng aneinander gefesselt und in ein Gefäß verschlossen worden, welches nun in ihrem Schoß lag. Das Haar hing in Strähnen vor ihrem Gesicht. Sie kaute auf ihrer Lippe herum, welche erneut aufplatzte und anfing zu bluten. Sie hörte nichts in dieser Kammer. Ihre Hände schmerzten. Es roch leicht verbrannt. Wie lange war sie schon unterwegs? Stunden? Tage?

Sie hatte schon seit gefühlt einer Ewigkeit kein Tageslicht mehr gesehen. Sie hörte ihr Herz schlagen und bereits ihr eigenes Blut durch die Venen fließen. Es gab ihr ein unangenehmes Gefühl.
Sie bekam nichts zu trinken, nichts zu essen. Sie hatte versucht sich selbst zu beißen um ihr eigenes Blut trinken zu können, doch sie war zu geschwächt.

Statt einzuschlafen wurde sie ab und an bewusstlos.

Ihr Hintern war wund von dem langen sitzen.

Ihre Zehen blutig vom Kratzen.

Sie hatte keinerlei Energie.

Sie hatte sogar versucht zu weinen um mit ihren Tränen ihren Mund befeuchten zu können.

Eine neue Welle der Bewusstlosigkeit drohte über sie einzubrechen.

Sie wusste nicht, ob sie sich bewegte oder ob sie irgendwo abgestellt wurde.

Sie wusste gar nichts.

Wo blieb nur Kilian? War er abgehauen? Hatte er die Chance genutzt und sie im Stich gelassen? Verübeln konnte sie es ihm nicht.

Sie fühlte sich ekelhaft. Sie stank nach Schweiß, Urin und anderen Ausdünstungen.

Erbrochen hatte sie sich auch einmal.

Dies war ihr Tiefpunkt. Wenn er sie nun sehen könnte. Sie könnte ihm nie wieder unter die Augen treten.

Ihr Anblick war abartig.

Sie schloss die Augen. Dachte an sein Gesicht und sein Lächeln. Seine Umarmungen. Seine Küsse. Doch auch dies brachte sie nicht zum weinen.

Ein plötzlicher dumpfer Knall ließ sie aufschrecken. Eine Luke öffnete sich, sie sah auf und begann laut zu kreischen. Hob schwach ihre gefesselten Hände um ihr Gesicht zu schützen.

Helle Sonnenstrahlen brannten in ihre Zelle und trafen sie direkt in die Augen.

Lautes Lachen war zu hören.Die Männer lachten. Über sie.

„Macht die Tür auf.", hörte sie eine ihr bekannte Stimme. Gänsehaut kroch über ihren gesamten Körper. Die schwere Stahltür wurde aufgezogen und noch mehr Sonnenlicht brach hinein. Sie krümmte sich zusammen, versuchte ihren schwächlichen Körper zu schützen, noch weiter in die Ecke zu kriechen um darin zu verschwinden.

„Manas, es ist doch sicher, oder?", fragte der junge Mann vor der Zelle und faltete die Hände hinter dem Rücken. Neben ihm stand ein hochgewachsener Mann. Dunkelbraunes Haar und einem Bart. Seine Augen waren schwarz umrandet und an den freien Stellen seines Körpers sah man überall Zeichen, Symbole und Tattoos. Auch in seinem Gesicht. Jedoch war er vom Alter gezeichnet. Er trug ein braunes lockeres Gewand mit einer Kapuze. Wie eine Art Mönch.

„Die Frage hättet Ihr stellen sollen als die Tür noch verschlossen war, eure Majestät. Aber ja, es besteht kein Risiko.", antwortete der Mann neben ihm.

Sie verengte die Augen um besser sehen zu können und ihr Herz schlug nun schneller als sie die beiden Männer vor sich sah. Sie wollte etwas sagen, doch ihr Hals schmerzte.
„Hallo Juna.", begrüßte sie der Jüngere von beiden und trat auf sie zu.

Die Männer um ihn herum hoben ihre Waffen.

Die junge Frau starrte ihm voller Verachtung entgegen.

„Es hat mich viel Zeit und viele Männer gekostet dich zu finden, aber das ist dir sicherlich bewusst.", sprach er weiter und all die Abzeichen an seiner Brust klapperten als er sich zu ihr beugte. „Jetzt bist du wohl nicht mehr so stark, habe ich Recht? Liegst hier in deiner eigenen Pisse, völlig ausgehungert. Aber ich verspreche dir eines, liebste Schwester, du wirst dich zu diesem Moment zurück wünschen, wenn ich erst einmal mit dir fertig bin.", flüsterte er und sah ihr dabei direkt in die Augen.

What RemainsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt