A meise

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Jeden Morgen der gleiche Weg, er ist monoton und geschmückt von denselben Sachen.

Es macht einen müde, es frisst den Alltag. Doch was nun will man schon anders machen?

Zu gern würde man lieber den Träumen nachjagen und dabei großartige Welten schaffen.

Allerdings bleibt man meist am strahlenden Schaufenster zurück und fängt bloß an zu gaffen.

*

Die Welt will immer weiter, höher, größer und glänzender. Das alles schafft wohl nur das Geld.

Ich muss raus, frische Luft. Kann nicht weilen in der Kluft und brauch die Weite von einem Feld.

Die Ernte bäumt sich hoch, schaut zum Licht der Sonne, trägt die Wonne und genießt den Tag.

Wünscht', dass ich sowas viel öfter könnt, doch die triste Arbeit bleibt wohl ein Schicksalsschlag.

*

Auf meinem Weg durch die Saat folge ich geraden Linien, will hinaus, raus aus dem hohen Weizen.

Die Schuhe sind beschmutzt und drücken an den Füßen, auf ihren Spitzen balancieren die Ameisen.

Sie laufen stramm, folgen koordinierten Routen. Ich beobachte sie, doch sie lassen sich nicht reizen.

Der Weg ist immer der gleiche, ihre Arbeit monoton, doch begehen sie beständig dieselben Reisen.

*

Wäre ich man wie sie, klein und zerbrechlich und doch so tapfer, finden sie Freude an ihrem Leben.

Es ist ständig die gleiche Routine, sie langweilt mich. Aber ach, dann muss ich es eben so nehmen.

Alle streben nach Ruhm und Ehre, wenige erlangen sie und doch tun sie als würde etwas fehlen.

Möglicherweise bin ich nur ein langweiliges Mädchen, umgeben von Träumen, die es nicht ergreift, doch sollte das Erhaschen danach mich zerbrechen, dann sollte ich die Langeweile wohl hinnehmen.

Ein Gedicht für jeden BuchstabenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt