Kapitel 4

26 3 0
                                    

"Fuck! Das scheint tatsächlich ansteckend zu sein...", keifte ich gerade noch so laut das der Junge hinter mir sich verkrampfte. Genervt grummelte ich und verstärkte den griff um sein Handgelenk. „Jetzt nicht langsamer werden!", ermahnte ich, mein Blick noch immer nach vorne gerichtet. Es regte mich auf das diese Wesen immer wieder aufstanden. Ich hatte vorhin doch gesehen wie sich der Kopf einer dieser Infizierten total verrenkt hatte. Das wäre eigentlich ein schwerer Genickbruch den kein Mensch überleben könnte. Wieso also konnten sie noch aufstehen?

Wütend hob ich mein rechtes Bein an um die Frau vor mir umzutreten. Dem infizierten Kerl warf ich eine schwere Tasche zu, so das er das Gleichgewicht verlor und wieder zurück auf die Sitze fiel. So hatten wir wenigstens etwas mehr Platz um durch zu kommen. „Los! Schneller!" So schnell wie möglich liefen wir weiter. Was wir aber nicht bedachten war das Mädchen. Sie fiel stolpern über die infizierte Frau, wobei diese wieder flach zu Boden klatschte. Dafür aber kletterte das Mädchen über diese und griff nach dem Bein des Jungen. Er wurde zurück gezogen und japste schmerzverzerrt auf.

„Au... Ich...", nuschelte er, kam aber nicht weit da ich dem infizierten Mädchen wieder auf den Hinterkopf schlug. Das knackende Geräusch ertönte wieder und sofort ließ sie vom Jungen ab und krachte grölend zu Boden. „Ich... kann nicht gehen...", krächzte er und sah auf sein verrenkten Knöchel, was ich ihm gleich tat. Mit geweiteten Augen biss ich mir auf die Lippe und tat das was mir in diesem Moment als aller erstes in den Sinn kam.

„Los, hoch mit dir!" Ich hatte ihm den Rücken zu gedreht und mich etwas in die hocke begeben, damit er es leichter hatte auf meinen ihn zu klettern. Das Geschrei von zwei verschiedenen Personen, das wohl ganz eindeutig von Baek und dem Oberschüler kam blendete ich gekonnt aus. Noch mehr stress in so einer Ausnahmesituation konnte ich auf keinem Fall gebrauchen...

Als sich der Junge an mich fest klammerte lief ich auch schon los. Ich hörte noch wie einer der Infizierten mir nach hetzte, was viel mehr wie schnelles voran stolpern aussah und beschleunigte nochmal ein wenig. Die verheulten, panischen Augen meines Freundes versetzten mir ein Stich durchs Herz. Er versuchte zu mir zu laufen, wurde aber von dem Großvater daran gehindert über die Türschwelle zum letzten Wagon zu treten. Auch der Freund des Jungen schien nicht durch zu kommen, da eines der beiden Enkelkinder -ich würde sagen um die 10 Jahre alt- sich weinend vor ihn gestellt hat. Der zweite hatte sich an ihn geklammert und schniefte in sein weißes Schulhemd.

Nur noch ein paar Meter und wir waren da! Meine Geschwindigkeit beschleunigte wieder um einiges, weswegen ich den Infizierten ein wenig abhängen konnte. Kurz vor der Tür riss sich Baekhyun von dem Opa los und griff nach meinem Arm um mich in Windeseile an sich zu ziehen. Die Tür wurde nur Sekunden danach von dem Großvater verschlossen und zu gehalten. Erleichtert sackte ich zu Boden, darauf achtend das der Junge sich dabei nicht irgendwie den Kopf anstieß.

„Was... war das?", keuchte Baekhyun und sackte ebenso zu Boden. Nervös krabbelte er auf mich zu um sich an mich zu drücken, wobei der Freund des Oberschülers diesem von meinem Rücken runter half und sich mit ihm ebenso auf den Boden setzte. Keuchend schloss ich kurz meine Augen und ließ alles vor meinem inneren Auge review passieren. „Wir sollten fürs erste hier bleiben... Am besten wir schauen uns in den anderen Wagons um, ob es da auch schon Fälle wie diese gibt.", murmelte ich nachdenklich.

Ich spürte die Blicke der anderen auf mir liegen, wobei der Opi von allen als erstes etwas einwarf. Er schien nicht ganz so alt zu sein. Vielleicht um die 70 Jahre, oder jünger... „Ich bleibe am besten mit meinen Enkeln hier und passe auf das diese Verrückten hier nicht rein kommen." Grübelnd sah ich auf die Tür welche zum Teil aus einem schmalen, aber länglich abgerundeten Fenster bestand. Das Fenster beschlagnahmte die Hälfte der linken Türseite, weswegen man sehr gut die infizierten an der Tür herum kratzen sah. Beim genaueren hinschauen fiel mir etwas auf...

Ich zog Baekhyun näher an mich auf meine rechte Seite, da er zuvor ein paar Meter vor dem Fenster saß, so das er nun nicht mehr im Sichtfeld der Infizierten war. "Ahjusshi, stellen sie sich kurz vom Fenster weg.", bat ich den um die 60 jährigen Mann. Verwirrt über meine Bitte trat er ein wenig nach hinten, die Tür noch immer festhaltend. Das Risiko das diese Wesen hinter der Tür für hirntote Menschen viel zu komplexe Sachen wie Türen öffnen konnten, war viel zu groß. Und trotzdem bestätigte sich meine Theorie.

Sobald der Mann vom Fenster wegtrat merkte man das diese Wesen um einiges ruhiger wurden. Das Kratzen an der Tür und die Knurrlaute ließen nach und tatsächlich entfernten sich die Infizierten wieder von uns. „Was zum...! Yoongi... die sind einfach abgehauen!" Total baff starrten die vier überlebenden auf die Tür, nur die beiden Kinder hatten sich noch immer an ihren Großvater geklammert und schnieften ab und zu unkontrolliert herum. „Wie hast du das gemacht?", kam nun ebenso die brüchige Stimme des verletzten Jungen.

Schnaufend schloss ich meine Augen. Meine Theorie hatte sich also bestätig. Zu unserem Glück. Ich wandte meinen Blick in die kleine Runde, bestehend aus mir, meinem Freund, den beiden Oberschülern und dem älteren Mann und seinen Enkeln. „Ganz einfach... Sie greifen nur an wenn sie uns auch wirklich sehen können. Solange wir also außer Sichtweite bleiben regt sich ihr gemüht wieder ab.", warf ich nun ein. Mit geweiteten Augen blickten alle, bis auf die zwei armen Kinder durch das Fenster. „A... also sind wir sicher, wenn sie uns nicht sehen?", murmelte Baekhyun mit großen Augen, wobei ich nickend durch seinen Haarschopf strich.

Während der verletzte Junge mir und meinem Schatz einen undefinierbaren Blick zu warf, stand dessen Freund auch schon auf und zog seinen Blazer aus um diesen vor das Fenster zu hängen. „Glaubt ihr es sieht in den anderen Waggons genau so aus wie hier?", murmelte er dabei bedrückt, wobei ich meinen Kopf betrübt gen Boden senkte. „Wahrscheinlich... Wenn wir Glück haben war das der einzige Fall... Schließlich kann sich eine Seuche nur verbreiten wenn es Jemanden gibt der die Erreger in sich trägt." Meine Gedanken schwirren wie Fliegen um den Müll in meinem Kopf herum. „Seuche?", hörte ich das brüchige nuscheln des fremden Jungen neben mir. Auch Baekhyun verkrampfte sich wieder in meinen Armen.

„Ja, Seuche. Anders kann ich es mir nicht erklären." Zustimmend nickte der Opi. Er stand mir gegenüber, noch immer die Tür festhaltend und grübelte stumm vor sich hin. „Es ist vielleicht das beste wenn wir fürs erste hier bleiben. Es könnte gefährlich werden, wenn wir uns durch die Waggons bewegen würden..." Das sah ich genauso. Die Wahrscheinlichkeit das sich ein Infizierter dort aufhielt war viel zu hoch. Das stille Einverständnis brachte mich dazu wieder zurück in meine Gedankenwelt abzudriften, während meine Hand ruhig durch die Haare meines Freundes strich. Leise bildeten sich nach einiger Zeit wieder die selben, vereinzelten Grüppchen wie die vor dem nerven aufreibenden Ereignis.

„Werde ich auch zu so einem Zombie?" Schniefend drückte sich Baekhyun näher an mich. Mein schwarzer Hoodie wurde immer nasser, dadurch das mein Freund nun schon seit einer halben Stunde ununterbrochen still und leise vor sich hin weinte. Es nahm ihn noch viel mehr mit als mich selbst und allein dieses Wissen versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich wünschte er würde wieder wie vor all dem Chaos unbeirrt und ehrlich lachen. Ihn in so einem Zustand zu sehen ließ auch mir die ersten Tränen über die Wange rollen. Wofür haben wir sowas nur verdient?




~ ~ ~ ~ ~

Hab Probleme mit Wattpad auf meinem Laptop. Weiß deswegen auch nicht ob regelmäßig updaten kann T.T Muss das jetzt alles über das Handy auf die reihe bekommen ><

Stay alive!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt