Kapitel 6

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Revanna

"BITTE! BIIIITTTEEE! Och, Fearghas! BITTE!!"

"Revanna! Verdammt nochmal! Halten Sie endlich die Klappe!"

"Aber...,". Mein Chef unterbrach mich: "Revanna! Sie arbeiten seit gerade einmal... vier Tagen als Beschützer von Jackson Graham. Sie werden nicht jetzt schon hinschmeißen!"

"Ich ackere mir seit einem Jahr hier für euch den Arsch ab, ich werde einen Teufel tun..."

"Schön! Dann hätten wir das ja geklärt. Gehen Sie zurück zu Ihrer Arbeit, oder ich lassen Ihren "Arsch" auf direktem Weg wieder zurück in die Zwischendimension transportieren!"

Ein entrüsteter Laut entwich meinen Lippen, während ich wie ein kleines Kind mit meinem Fuß aufstampfte. Mein Job würde mir noch den Rest geben.

Als Jacksons Beschützer zu arbeiten war der Horror! Er war nicht wie John. Lange nicht so tollpatschig und eingeschränkt, dafür war sein Ego so groß wie der Himalaya und sein Charakter so komplex wie das Nervensystem eines Menschen. Nicht vollständig zu verstehen oder zu erklären.

Jeden Tag quatschte er ein neues Mädchen an oder glotze ihr auf den Arsch. Jeden Tag verfiel ihm eine Neue und jeden Tag wuchs mein Drang, ihm ins Gesicht zu schlagen. Er war ein Arschloch. Ein Arschloch mit Verfolgungswahn und zu viel Charisma! Wann auch immer er sich mit Anderen traf, durch die Stadt lief oder alleine war, sah er sich immer um, als würde er nach jemandem suchen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er meine Blicke spüren würde und deshalb immer "in meine Richtung" sah, doch dies war unmöglich. Ich wusste dass er mich nicht sehen konnte, doch wenn er es könnte, so hätte er mir schon oft direkt in die Augen gesehen. Oder gesehen wie ich ihm den Mittelfinger gezeigt hatte.

Es gab im gesamten Universum, genau eine Sache, die mich noch mehr beunruhigte, als der Gedanke wieder zurück in die Zwischendimension zu müssen: Jacksons Rugby Training. Nicht falsch verstehen, es gab vieles auf dieser Welt, was mir Sorgen bereitete, doch Rugby war eine ganz andere Liga für mich. Ich war sicherlich nicht unsportlich und hatte eigentlich genug Kondition, aber zwei Stunden lang hinter einer Gruppe von Idioten herzu hetzen, die sich alle um ein Stück Leder stritten, war dann doch nicht gerade meine Definition von "Spaß".

Nein, ganz im Gegenteil. Für mich war es viel mehr die Definition von ewigen, nicht enden wollenden, furchtbaren, qualvollen, unerträglichen und grausamen, Nerven zermalmenden Schmerzen, die von mehr als 20 testosterongesteuerten Teenagerjungen verursacht wurden.

Zwar wäre heute erst das erste Rugby Training, bei dem ich Jackson begleiten müsste, aber ich malte es mir schrecklich aus.

In diesem Augenblick befand ich mich nämlich in der Jungenumkleide, der Albyn Highschool, in die Jackson und Tattoo Guy gerade gestiefelt waren und versuchte mir nicht die Augen aus dem Kopf zu stechen. Jackson und sein Freund hatten nämlich, ohne Vorwarnung, noch bevor sie komplett in die Umkleide getreten waren, schon angefangen ihre T-Shirts auszuziehen. Nicht falsch verstehen, der Ausblick war nicht schlecht, aber die Tatsache dass Jackson, möge man mir verzeihen, tatsächlich nicht... allzu schlecht ohne T-Shirt aussah, machte mich rasend. Alleine schon nach seiner Aktion vor ein paar Minuten, machte es mich wütend, dass ich ihn gerade als nicht unattraktiv betrachtete.

Fünf Minuten zuvor

"Alter, kommst du mal?! Was stehst du denn da so dämlich rum?!" Hörte ich die Stimme von Zac einem der Freunde von Jackson, der mehr ein wandelndes Tattoo als ein Mensch war. Aber das war nur meine Meinung.

Die beiden standen an ihren Spinden und soweit ich es beurteilen konnte, war Jackson dabei seine Sportsachen rauszusuchen. Das wandelnde Tattoo hatte seine Tasche bereits "lässig" über seine Schulter geschwungen und schien nun auf seinen Freund zu warten, während ich in einigen Metern Entfernung an einer der Wände lehnte und einen meiner Dolche gelangweilt zwischen meinen Fingern drehte. Jackson schien seinen Freund erst nicht wahrgenommen zu haben, denn er schien aus einer Art Trance aufzuwachen und schüttelte verwirrt den Kopf.

The One who was ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt