Kapitel 9 ✔

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Die Sonne war bereits am untergehen. Stunden waren vergangen, seit wir Winston seinen Tod überließen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Rina und ich liefen abseits der Gruppe, um einen geeigneten Schlafplatz zu suchen, was in der Brandwüste nicht einfach war. Überall könnten Cranks lauern.

"Hey Leute. Ich glaub wir haben was gefunden!", rief Aris, welcher mit Pfanne am suchen war.

Wir liefen zu ihnen und entdeckten mehrere Container. Einer war auf der Vorderen, sowie Hinteren Seite geöffnet. Die anderen kamen nach kurzer Zeit und gemeinsam liefen wir durch die Öffnungen. Auf der anderen Seite stand wenige Meter entfernt, eine Feuerstelle.

"Ich geh nach Holz suchen", sagte Aris erneut und verschwand direkt.

Die Gruppe teilte sich auf und sahen sich um. Rina ließ sich vor der Feuerstelle nieder und versuchte mit den letzten zwei Holzstöcke das Feuer an zumachen. Ich setzte mich neben sie und sah ihr dabei zu. Doch auch nach Minuten war das Feuer aus. Rina seufzte frustriert auf und schmiss die Äste in die Feuerstelle.

"So ein verdammten Mist!", fluchte sie.

Ich sah auf und im gleichen Moment stolzierte Aris auf uns zu. Auf seinen Armen trug er Stöcke, auf seinem Rücken prangte ein riesen Rucksack.

"Aris?", fragte ich.

"Ja, Olive?", fragte er und grinste.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ohne Rucksack weg bist."

"Das bin ich auch."

"Und warum hast du dann jetzt einen?", fragte Minho misstrauisch.

Noch immer grinsend setzte Aris den Rucksack ab und stellte ihn vor Rina und mir. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah ich erst zu Aris und dann zu dem Rucksack. Langsam griff ich nach dem Reißverschluss und zog diesen auf. Meine Augen wurden groß, als ich sah, was da alles drin war.

"Wo ..?", fragte ich erstaunt, doch unterbrach mich wieder.

"Ich hab ihn am Wegrand gefunden. Es war nirgends jemand zu sehen, also hab ich ihn mitgenommen.", sagte Aris und setzte sich neben mich.

Ich legte meine Hand auf seine Schulter und grinste.

"Wow, ich bin stolz auf dich."

Auch Aris grinste und ich begann den Rucksack zu entleeren. Streichhölzer und alte Zeitungen, die ich Rina gab, um das Feuer anzuzünden. Dosenessen, dass ich den anderen gab.

Nachdem das Feuer entfacht war, setzten sich alle drum herum und starrten in die Flammen. Schweigen herrschte zwischen uns allen.

"Vielleicht wäre es gut, wenn jemand Wache hält.", sagte ich und stand bereits auf.

"Ich komm mit.", sagte Thomas und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn ab.

"Nicht nötig. Ich bin schon ein großes Mädchen.", grinste ich, welches er erwiderte.

Ich lief zu einem der Container und suchte nach etwas, womit ich nach oben konnte. Auf der rechten Seite eines Containers fand ich Griffe. Auf dem Dach fand ich mehrere kleine kaputte Taschenlampen, die verstreut herum lagen und einen kleinen Campingstuhl, auf den ich mich setzte, nachdem ich kontrolliert hatte, dass dieser -abgesehen vom Sand- sauber war. Ich brauchte etwas Abstand von der Gruppe. Ich mochte sie, keine Frage, doch nach Jahren in denen Rina und ich allein unterwegs waren, war es ungewohnt noch andere an unserer Seite zu haben. Wir waren auf uns allein gestellt. Hatten niemanden zum Reden, wenn wir uns gestritten haben.

"Ich sagte doch, du sollst mir nicht folgen.", sagte ich, als ich hörte, das sich mir jemand näherte und ohne hinsehen zu müssen, wusste ich, dass es Thomas war.

Er ließ sich neben mich im Sand nieder und legte sich nach hinten, um in die Sterne zusehen.

"Ich weiß, aber ich brauchte etwas Ruhe und dies ist die einzige Rückzugsgelegenheit."

Stille folgte. Nur das gemurmle der anderen und das knistern des Feuers war zu hören. Nach Minuten des Überlegens stand ich auf, nahm den Stuhl und stellte ihn weiter nach hinten, Thomas' Blick mir stehts folgend. Ich tat es ihm gleich und legte mich neben ihn. Kurz sahen wir uns in die Augen, bevor wir erneut in den Sternenhimmel sahen. Doch nach kurzen Minuten, brach er erneut die Stille.

"Ich hab da übrigens noch was für dich.", sagte Thomas und setzte sich auf.

Ich tat es ihm gleich und sah dabei zu, wie er in seinen Kaputzenpulli griff und etwas daraus hervor holte. Mit großen Augen sah ich dabei zu, wie er mir das Bild reichte. Das Bild von uns.

"Wo hast du das her?", fragte ich leise.

Thomas wendete seinen Kopf in meine Richtung und lächelte leicht.

"Die Nacht, als Winston sich verwandelte. Du hast es auf dem Tisch liegen lassen."

"Warum hast du es mir nicht zurück gegeben? Ich hab im ganzen Haus nach dem Bild gesucht."

Langsam wanderte meine Hand zu dem Bild und nahm es Thomas aus der Hand. Warum hatte er es behalten?

"So genau weiß ich es nicht. Ich habe gehofft meine Erinnerungen wieder zu bekommen, wenn ich dieses Bild angeguckt hätte. Aber dem war nicht so.", sagte Thomas und senkte seinen Blick. "Aber an etwas habe ich mich erinnert."

Fragend sah ich zu ihm. Noch immer hatte er seinen Kopf gesenkt und starrte auf seine Hände. Dann hob er seinen Kopf und sah in meine Augen.

"Wir waren zusammen. Doch aus einem unbestimmten Grund habe ich Teresa geküsst. Ich- ..", Thomas brach ab.

"Ja, Rina hat mir gesagt, dass du dich daran erinnern kannst.", sagte ich und diesmal senkte ich meinen Kopf und sah auf das Bild. "Sie hatte es mir nie persönlich gesagt, doch ich war auch nicht blind. Ich hab Teresa angesehen, dass sie in dich verliebt war und ist."

Verwirrt blickte er mich an. Ihm schien nicht bewusst zu sein, das meine damalige beste Freundin in ihn verliebt zu sein schien.

"Sag mir nicht, du hast es nicht bemerkt?", fragte ich und lachte leicht.

Thomas schüttelte seinen Kopf. Er hatte sich nie für sie interessiert. Das wusste ich. Ich kam mir so unglaublich dumm vor, dass ich damals glaubte er hätte Teresa geküsst, doch dabei war es Teresa, die ihn geküsst hatte.

"Thomas! Olive! Kommt wieder runter. Ich bin mir ziemlich sicher, das sich keine Cranks hier rum treiben!", rief Rina von unten.

"Lass uns zu den anderen gehen.", sagte Thomas, stand auf und reichte mir seine Hand, die ich dankend annahm.

Survival | ThomasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt