I think I'd miss you even if we'd never met

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Die Tage zogen an uns vorbei, als wären sie nur wenige Stunden, so sehr war ich darin vertieft die Sache mit den Behörden für das Ärzteteam zu klären und in meinem freien Abenden, an denen Alexander seinem Sport nachging, saß ich auf dem Balkon und blätterte in den Tagebüchern meiner Großmutter. Der Soldat hatte meiner Großmutter lange Briefe geschrieben, Briefe, die wie Tagebucheinträge waren. Meine Gedanken schweiften bei diesen Gedanken an die Kiste unter meinem Bett. Der Regen prasselte auf das Dach meiner Veranda, als ich die kleine Box in meinem Schoß hatte. Ich faltete den kleinen Brief auseinander, der erste seiner Briefe, der direkt am Morgen in Miami neben mir lag. Dann steckte ich ihn zurück. Ich kannte ihn schon auswendig und genau so sah der Zettel mittlerweile aus. Ich zog den ersten Brief heraus und öffnete ihn vorsichtig. Meine Hände zitterten. Aber wenn ich mit Alexander ein wirklich neues Leben haben wollte, dann musste ich mit dem hier abschließen und entweder ich sendete Ethan diese Briefe zurück, oder ich würde nachsehen, was er mir zu sagen hatte.

Liebe Julienne,

es ist nun fast ein halbes Jahr her, seid ich mir dein Gesicht ein letztes Mal eingeprägt habe, um nicht eine Minute zu vergessen, wie du ausgesehen hast. Ich hoffe dir geht es gut und du lebst deinen Traum, die Freiheit, nach der du dich so sehr gesehnt hast. Ich hoffe du weißt, wie einzigartig du bist und wie wundervoll all das ist, was wir beide hatten und dass mir die Entscheidung nie leichtgefallen ist. Ich möchte, dass du dich dort, wo der Weg dich hinführt, trotzdem an mich und an uns erinnerst. In seinem Leben trifft man immer wieder auf die Liebe, aber es gibt diese eine Liebe, die man nicht vergessen kann. Die einen verändert, das Beste aus einem herausholt und die tiefer im Herzen bleibt, als man es sich vorstellen kann. Ich sende dir keine Liebesbriefe oder Entschuldigungen.

»Ich schicke dir mein Tagebuch.«

Ich faltete die nächsten Seiten auseinander und mein Herz stockte. Es waren Seiten, sauber herausgelöst und als ich sie überflog stockte mein Atem.

Julienne Shay, die Ex-Freundin von Dean. Ich hatte es perfekt bei meinem Vater platziert. Wie klein war die Welt, dass unsere beiden Väter sich näherstanden. Und doch raubte es mir den Verstand, als ich ihre Stimme das erste mal hörte. Diese Frau bedeutet eindeutig Ärger. Und das nicht im schlechtesten Sinne.

Mir wurde schwindelig und ich öffnete den nächsten Brief, er enthielt keinen Brief mehr von ihm, sondern den Tagebucheintrag von unserer ersten gemeinsamen Gala, der Goldman Gala. Er ließ mich all das noch einmal erleben, aus seiner Sicht. Warum tat er das? Warum schickte er mir sein Persönlichstes, sein Tagebuch? Ich konnte diese Briefe nicht so unter meinem Bett liegen lassen. Das wäre nicht fair. Ich beschloss jeden einzelnen zu öffnen und entnahm die einzelnen Seiten. Mal waren es mehrere Tage, mal nur ein einziger. Meine Finger strichen über die Buchstaben.

Selbst in seinem Tagebuch hatte er immer wieder solche wundervollen Worte gefunden.

Es endete kurz vor der Nacht in in Miami, der Antwort, nach der ich eigentlich suchte. Ich musste diese Seiten so aufbewahren, wie es ihnen würdig war, nicht in einer Kiste, in der ich sie erst einmal wieder verstaute, bis ich eine bessere Möglichkeit gefunden hatte. Er sah sich als der Soldat, in der Geschichte meiner Großmutter. Der Mann, den sie immer auf diese besondere Art geliebt hatte, sonst hätte sie diese Bücher und seine Briefe nie aufgehoben. Auch wenn sie sich für meinen Großvater entschieden hatte, den sie ebenfalls sehr geliebt hatte, war die Liebe zu dem Soldaten immer etwas einmaliges und besonderes gewesen. Ethan wollte, dass ich unsere Beziehung genauso sah. Aber hier war es etwas anderes. Er hatte entschieden mich zu verlassen. Er war einfach an diesem Morgen nicht mehr da und hatte diesen kleinen Brief dagelassen, der nichts erklärte. Er hatte so viele offene Fragen hinterlassen, die mich zerrissen. Vor allem die Frage, ob ich hätte anders reagieren sollen. Hätte sich etwas geändert, wenn meine Worte... Ich verwarf den Gedanken. Es hatte keinen Sinn sich das immer wieder zu fragen. Die Entscheidung war gefallen und keiner von uns konnte zurück zu dieser Nacht und alles rückgängig machen. Andere Worte wählen. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Wann würde ich endlich vollkommen loslassen können, vollkommen vergessen können? Die Briefe wanderten wieder an ihren alten Platz zurück und ich stellte mich in den Regen. Hoffte die dicken Tropfen würden all diese traurigen Gedanken und Gefühle von mir waschen.

Nobody Compares To You - Band 2 der Ethan und Juls ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt